Willem Holleeder
Willem Frederik Holleeder (* 29. Mai 1958 in Amsterdam) ist ein niederländischer Krimineller.[1] Bekannt wurde er 1983 durch die Entführung des niederländischen Brauereibesitzers Freddy Heineken.
Leben
Holleeders Vater war in den 1950er Jahren Profirennfahrer und später Angestellter der Heineken-Brauerei, teilweise als Freddy Heinekens Privatchauffeur.
Als Jugendliche bildeten Willem Holleeder und die Gruppenmitglieder Jan Boellaard, Frans Meijer und Cor van Hout eine Bande, die in Amsterdam als „Schlägertruppe“ im Auftrag von Hauseigentümern Hausbesetzer vertrieb. Cor van Hout wurde später sein Schwager.
Die Jugendlichen gründeten die Firma „Epan B.V.“, mit der sie Geschäfte im Gaststättengewerbe unterhielten. Nachdem dieses Unternehmen in Konkurs gegangen war, vermittelten sie illegal Beschäftigte für den Bausektor. Später richteten sie ihr Augenmerk auf den Handel mit Immobilien.
Entführung von Freddy Heineken
Am 9. November 1983 entführten Holleeder und vier weitere Mitglieder der Bande in einer waghalsigen Aktion den Heineken-Vorstandsvorsitzenden Alfred (Freddy) Heineken und dessen Chauffeur. Sie erhielten 35 Millionen Gulden (16 Millionen Euro) Lösegeld von der Familie, obwohl die Polizei gegen diese Zahlung war.
Vom Lösegeld teilten die Entführer 15 Millionen Gulden, drei Millionen pro Täter, unter sich auf, die restlichen 20 Millionen wurden in Maarsbergen (Gemeinde Utrechtse Heuvelrug) vergraben. Diese konnten von der Polizei geborgen werden, von Holleeders Anteil wurde nur ein kleiner Teil sichergestellt.
Nach der Freilassung von Freddy Heineken wurden die Entführer, Cor van Hout, Willem Holleeder, Jan Boellaard, Frans Meijer und Martin Erkamps, gefasst und zu Gefängnisstrafen verurteilt. Holleeder erhielt eine elfjährige Haftstrafe, 1992 wurde er entlassen. In der Haft traf Holleeder andere Häftlinge aus der Organisierten Kriminalität, auch John Mieremet, der später angeklagt wurde, den Mord an Cor van Hout in Auftrag gegeben zu haben.
Von 2007 bis Januar 2012 verbüßte Holleeder wegen Erpressung verschiedener Immobilienhändler, einschließlich des 2004 ermordeten Willem Endstra, eine neunjährige Haftstrafe im Gefängnis Niew Vosseveld.[2]
2013 wurde Holleeder in einer großen Operation mit 450 Angehörigen der Polizei und der Armee festgenommen. Er wurde der Erpressung verdächtigt.[3] 2019 endete ein langjähriger Prozess gegen ihn mit einer erneuten Verurteilung zu einer lebenslangen Haftstrafe.[4]
Weil seine Schwester Astrid belastendes Material gesammelt und gegen ihn ausgesagt hat, soll Willem ihr nach dem Leben trachten.[5][6] Während eines Besuchs im Gefängnis zeichnete sie heimlich ein Geständnis ihres Bruders auf.
Weblinks
- Het leven van Holleeder (niederländisch)
Literatur
- John van den Heuvel: Willem Holleeder. 25 jaar poldermaffia. Hrsg.: Dutch Filmworks Bv. ISBN 978-90-8510-396-7 (niederländisch).
- Marian Husken: Handboek Holleeder. wie is wie in het proces van de eeuw. Uitgeverij Balans, 2008, ISBN 978-90-5018-890-6 (niederländisch).
- Astrid Holleeder: Judas. Een familiekroniek. Amsterdam, Lebowski, 2016. ISBN 9789048825028 (Deutsch: Judas: Wie ich meinen Bruder verriet, um das Morden zu beenden. Eine wahre Geschichte, Kiepenheuer&Witsch, 2018. ISBN 978-3462050899)
Einzelnachweise
- Helmut Hetzel: Kriminalität: Mega-Prozess gegen „die Nase“ und „den Paten“. In: welt.de. 2. April 2007, abgerufen am 28. Januar 2021.
- Kronzeuge tot aufgefunden. In: sueddeutsche.de. 17. Mai 2010, abgerufen am 28. Januar 2021.
- Dutch Heineken kidnapper Willem 'The Nose' Holleeder arrested for extortion. News.com.au. 28. Mai 2013. Abgerufen am 19. November 2018.
- Deike Diening: Hollands berüchtigtster Verbrecher: Heineken-Entführer muss lebenslang in HaftPanorama. In: tagesspiegel.de. 4. Juli 2019, abgerufen am 28. Januar 2021.
- Deike Diening: Die Schwester des Heineken-Entführers: "Mit meiner Zeugenaussage unterschreibe ich mein Todesurteil". In: tagesspiegel.de. 6. April 2018, abgerufen am 28. Januar 2021.
- Malte Herwig: So wurde Astrid Holleeder zur Frau ohne Gesicht. In: stern.de. 30. April 2018, abgerufen am 28. Januar 2021.