Wilhelm von Traitteur
Der Baumeister Wilhelm von Traitteur (* 1. Februar 1788 in Mannheim; † 17. Juni 1859 in Mannheim[1]) gilt als Pionier der Eisenarchitektur und der Brückenbaukunst. In Russland wurde der Architekt als Vasily Karlovich Traitteur, oder Wilhelm Guillaume Traitteur[2] benannt.
Familie
Wilhelm von Traitteur war der Sohn des kurpfälzischen Hofgerichtsrats und Hofbibliothekars Karl Theodor von Traitteur aus erster Ehe mit Maria Magdalena von Rogister. Er hatte eine Schwester und durch die zweite Heirat seines Vaters drei Halbgeschwister. Sein Onkel war Johann Andreas von Traitteur. 1827 heiratete von Traitteur Pauline von Baranoff, Tochter des Oberstleutnants Joachim von Baranoff aus Väätsa (Estland). 1829 Geburt des Sohnes Nikolaj Ioahim Fedor in Väätsa, 1837 der Tochter Karoline Stephanie Alexandra in Mannheim.[3]
Militärische und berufliche Laufbahn
1813 trat er als Offizier in den Dienst von Zar Alexander I. und gehörte ab 1816 dem Corps der russischen Verkehrswegeingenieure in Sankt Petersburg an. Hier rückte er bis 1831 in den Rang eines Generals auf. Mit hohen russischen Orden geehrt, kehrte er als Generalmajor nach Mannheim zurück.
Konstruktionen
Bekannt wurde er durch seine Kettenbrücken,[5] die der englischen Tradition folgten, jedoch von ihm wesentlich verbessert wurden. Seine Hauptwerke, die Panteleimonowski-Brücke über die Fontanka und die Ägyptische Brücke in Petersburg, wurden vom russischen Amt für Verkehrswege und dessen Leiter Herzog Alexander Friedrich Karl von Württemberg initiiert. Es handelte sich dabei um die ersten Kettenbrücken in St. Petersburg, die zugleich als europaweiter Vorreiter eines neuen Hängekonstruktionstyps einzuordnen sind. In einer Publikation stellte er entsprechend fest, daß die Hängebrücken von einer Eleganz sind, die man mit keinem anderen System erzielen könnte.
Daneben war Traitteur bekannt als Architekt, Zeichner[6] und Mitbegründer der Lithografie in Russland. Seine Lithografien beschäftigen sich mit zeitgenössischer Konstruktionsgeschichte und der frühen Eisenarchitektur.
Werke
- Panteleimonowski-Brücke (1824)
- Potschtamtski-Brücke (1824)
- Ägyptische Brücke (1826)
- Greifenbrücke (1826)
- Löwenbrücke (1826)
- verfasste Denkschrift über den Bau eines Freihafens
- Potschtamtski-Brücke
- Ägyptische Brücke (Nachfolgebau): Detail aus der ursprünglichen Brücke
- Greifenbrücke
- Details der Greifenbrücke
- Details der Löwenbrücke
Nicht realisierte Entwürfe
Kurpfalzbrücke in Mannheim (1824)
Auszeichnungen
Wilhelm von Traitteur erhielt folgende Auszeichnungen:[7]
- 29. Dezember 1816, Zähringer Löwenorden (Ritter)
- 4. Dezember 1819, St. Annen-Orden 2. Klasse, dito am 20. Juni 1821 mit Brillanten
- 20. Februar 1818, St. Wladimir-Orden 4. Klasse, dito am 5. Januar 1827 mit der 3. Klasse
- 7. August 1827, Kommandeurkreuz 2. Klasse des hessischen goldenen Löwenorden
Literatur
- Friedrich Walter (Historiker, 1870): Mannheim in Vergangenheit und Gegenwart. Vom Übergang an Baden (1802) bis zur Gründung des Reiches. Mannheim 1907, S. 229–231.
Dito: Brückenbau in zwei Jahrhunderten; Kurpfalzbrücke Mannheim 1948–1950. (Städtisches Tiefbauamt, Mannheim 1950 S. 13–37) - Sergej G. Fedorov: Wilhelm von Traitteur. Ein badischer Baumeister als Neuerer in der russischen Architektur, 1814–1832. Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin 2000, ISBN 3-433-01255-5.
- Badische Heimat Heft 3, September 2003/83. Jahrgang; S 433–441, Peter Galli: „Neue Art von Brücken“. Traitteurs Projekt einer Kettenbrücke in Mannheim 1823/24.
Weblinks
- Bild der Panteleimonovsky Brücke bei Phombo.com, Bild der Brücke im Jahr 2007
- Eintrag über Wilhelm von Traitteur in der Universitätsbibliothek Heidelberg
- Brückenwerke von Traitteur in St. Petersburg in der Online-Enzyklopädie Sankt Petersburg (englisch, russisch)
- Panteleimonovsky Brücke in St. Petersburg
- Potschamtsky Brücke in der Online-Enzyklopädie Sankt Petersburg (englisch, russisch)
- Schultz, Julia Odette: Wilhelm von Traitteur (1788-1859). In: Great-Engineers, 2008.; Dito Erfindungen
- Wilhelm von Traitteur in der Online-Enzyklopädie Sankt Petersburg (englisch, russisch)
- Wilhelm von Traitteur. In: Structurae
Einzelnachweise
- Grab-Nummer. 73. (Der Grabstein ist nicht mehr erhalten) im Hauptfriedhof Mannheim
- Traitteur Vasily Karlovich (Wilhelm, Guillaume; 1788-1859) in der Online-Enzyklopädie Sankt Petersburg (englisch, russisch)
- Sergej G. Fedorov: Wilhelm von Traitteur. Ein badischer Baumeister als Neuerer in der russischen Architektur, 1814–1832. Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin 2000, ISBN 3-433-01255-5 (Seite 303)
- Badische Heimat Heft 3, 2003, S 370, Mannheim wird badisch
- Sergej G. Fedorov, Bernhard Heres, Werner Lorenz: Eiserne Eremitage. Bauen mit Eisen im Russland der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (2 Bände). Edition Bautechnikgeschichte hrsgn. v. Werner Lorenz u. Karl-Eugen Kurrer. Berlin 2022, ISBN 978-3-433-03156-8, 1. Band, S. 110ff.
- Plan der Stadt Mannheim; Aufbewahrungsort: Universitätsbibliothek Heidelberg, von Wilhelm v. Traitteur Zeichnung vergrößert
- Sergej G. Fedorov: Wilhelm von Traitteur. Ein badischer Baumeister als Neuerer in der russischen Architektur, 1814–1832. Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin 2000, ISBN 3-433-01255-5, Seite 305.