Wilhelm Specht (Mediziner)

Wilhelm Specht (* 23. April 1874 i​n Hamburg; † 1945 i​n Riezlern) w​ar ein deutscher Psychiater u​nd Kriminalpsychologe i​n München.

Leben

Specht begann a​n der Universität Jena Medizin z​u studieren. 1895 w​urde er Corpsschleifenträger d​er Thuringia Jena.[1] Zwischenzeitlich a​n der Friedrich-Wilhelms-Universität z​u Berlin, d​er Ludwig-Maximilians-Universität München u​nd der Albertus-Universität Königsberg, w​urde er 1900 i​n Jena z​um Dr. med. promoviert.[2] Psychiater w​urde er i​m Hamburger AK Eppendorf u​nd ab 1901 a​n der Eberhard Karls Universität Tübingen. Bei Robert Wollenberg habilitierte e​r sich 1904.[3] Seine Probevorlesung befasste s​ich mit d​er „Psychologie a​ls Hilfswissenschaft d​er Psychiatrie“.[4] Nach kurzer Zeit a​n der Universität Leipzig übersiedelte e​r 1907 n​ach München. Als Assistent v​on Emil Kraepelin konnte e​r sich a​n die Ludwig-Maximilians-Universität umhabilitieren. 1909 a​us der Münchner Klinik ausgeschieden, erhielt e​r 1915 a​n der LMU e​in Extraordinariat für Psychiatrie. An i​hrer juristischen Fakultät übernahm e​r 1927 e​inen Lehrauftrag für theoretische Kriminalpsychologie. 1939 a​us dem bayerischen Staatsdienst entlassen, z​og er i​ns Kleinwalsertal.[5] Er w​ar Herausgeber d​er Zeitschrift für Pathopsychologie.[6][7]

Die Schwester Elsa Schiemann geb. Specht w​ar die Lebensgefährtin v​on Leopold Weiss, e​inem Lemberger Juden, d​er zum Islam konvertierte u​nd 1949 a​ls Muhammad Asad d​en ersten pakistanischen Pass erhielt.

Publikationen

  • Beitrag zur klinischen Bedeutung und Pathogenese des Babinski'schen Reflexes. Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie 13 (1903), S. 81–96.
  • Zur Methodik der psychologischen Untersuchung bei Unfallveletzten. Neurologisches Centralblatt 22 (1903), S. 1156.
  • Intervall und Arbeit. Experimentelle Untersuchungen über den Einfluss des durch akustische Reize begrenzten Intervalls auf den zeitlichen und formalen Verlauf körperlicher Arbeitsverrichtung. Archiv für die gesamte Physiologie des Menschen und der Thiere 3 (1904), S. 1–32.
  • Einige Bemerkungen zur Lehre von den traumatischen Neurosen. Zentralblatt für Nervenheilkunde und Psychiatrie 29 (1906), S. 1–15.
  • Abweichungen der Reiz- und Unterschiedsempfindlichkeit unter dem Einfluss einer Alkoholintoxikation. Neurologisches Centralblatt 25 (1906), S. 534.
  • Zur Analyse einiger Schwachsinnsformen. Neurologisches Centralblatt 25 (1906), S. 1133–1134.
  • Die Beeinflussung der Sinnesfunktionen durch geringe Alkoholmenge, 1. Teil: Das Verhalten von Unterschiedsschwelle und Reizschwelle im Gebiete des Gehörsinnes. Archiv für die gesamte Physiologie des Menschen und der Thiere 9 (1907), S. 180–295 (preisgekrönte Arbeit).
  • Das pathologische Verhalten der Aufmerksamkeit. Bericht vom 3. Kongress zur experimentellen Psychologie, Leipzig 1909, S. 131–194.
  • Zur Analyse der Arbeitskurve. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie 11 (1910), S. 19–31.
  • Über den Wert der pathologischen Methode in der Psychologie und die Notwendigkeit der Fundierung der Psychiatrie auf einer Pathopsychologie. Zeitschrift für Pathopsychologie 1 (1912), S. 4–49.
  • Zur Phänomenologie und Morphologie der Wahrnehmungsstörungen. Zeitschrift für Pathopsychologie 2 (1914), S. 1–35; 121–143; 481–569.
  • Wahrnehmung und Halluzination. W. Engelmann, Leipzig und Berlin 1914.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1960, 62/747.
  2. Dissertation: Zur Pathologie der Intentionspsychosen mit besonderer Berücksichtigung ihrer Beziehung zu symptomatologisch ähnlichen Krankheitsbildern.
  3. Habilitationsschrift: Die Messung der geistigen Ermüdung.
  4. W. Specht: Psychologie und Psychiatrie. Zentralblatt für Nervenheilkunde und Psychiatrie 30 (1907), S. 379–387.
  5. Leopold Weiss alias Muhammad Asad: von Galizien nach Arabien 1900–1927
  6. W. Specht: Editorial, Zeitschrift für Pathopsychologie 1 (1912), S. 1–3.
  7. Zeitschrift für Pathopsychologie (1912-1919) - digital (UB Heidelberg)
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