Wilhelm Levysohn
Friedrich Wilhelm Levysohn (* 26. Mai 1815 in Glogau; † 25. Mai 1871 in Grünberg) war ein deutscher Buchhändler, Abgeordneter der Nationalversammlung und Politiker.
Leben
Der aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie stammende Levysohn studierte von 1835 bis 1838 Rechts- und Kameralwissenschaften in Berlin und promovierte 1838 in Jena zum Dr. phil. Anschließend leistete er in Schweidnitz seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger ab, bevor er in Grünberg eine Buchhändlerlehre absolvierte.
1839 machte er sich als Buch-, Kunst- und Musikalienhändler in Grünberg selbständig. 1840 beteiligte er sich an einer Druckerei mit Zeitungsverlag, die er 1842 vollständig übernahm. In der Folge war er Herausgeber verschiedener Zeitschriften und Zeitungen, darunter des Grünberger Wochenblattes, der Zeitschrift Der Hausfreund, der Kritischen Blätter und von Levysohns Ziehungsliste sämtlicher in- und ausländischer Staatspapiere, Eisenbahnaktien, Rentenbriefe, Lotterieanleihen usw. Daneben verfasste er, auch unter dem Pseudonym Weleu, politische Schriften.
Seit 1836 war er Mitglied des literarischen Vereins Tunnel über der Spree, 1841 wurde er Mitglied des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler.
Mit Ausbruch der Märzrevolution engagierte sich Levysohn für die demokratische Bewegung. Er wurde im April 1848 Leiter des Vereins der Freisinnigen in Grünberg und Mitglied im Rustical-Verein. Im gleichen Monat musste er sich wegen Verbreitung einer Schmähschrift gegen Friedrich Wilhelm IV. vor Gericht verantworten. Dies führte im August des gleichen Jahres zu einer Verurteilung zu einem Jahr Festungshaft und einer Geldbuße.
Im September 1848 wurde er allerdings als Nachfolger Carl Rödenbecks als Abgeordneter für den 12. schlesischen Wahlbezirk (Grünberg — Freistadt) in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt. Die Nationalversammlung, der er seit dem 3. Oktober angehörte, hob seine Immunität auf und genehmigte den preußischen Behörden die Fortsetzung der Untersuchungen. In zweiter Instanz wurde das Urteil auf neun Monate Gefängnis reduziert.
Der Nationalversammlung gehörte er bis zum Ende des Rumpfparlaments am 18. Juni 1849 an. Er war Mitglied der linken Fraktion Deutscher Hof und des Centralmärzvereins.
Anschließend verbüßte Levysohn seine Gefängnisstrafe in Grünberg, gleichzeitig wurde jedoch ein Hochverratsprozess wegen seiner Teilnahme am Rumpfparlament gegen ihn angestrengt. Dieser endete jedoch mit einem Freispruch. Nach Entlassung aus der Haft nahm Levysohn seine Tätigkeit in Grünberg wieder auf. Sein Sohn war der bekannte Journalist Arthur Levysohn.
Werke
- Weleu: Der hinkende Teufel in der Paulskirche, Grünberg 1849 (Digitalisat)
- Briefwechsel zwischen Wilhelm und Philippine Levysohn 1848. Für die Familie gedruckt. Grünberg, Levysohn 1906
Literatur
- Heinrich Best, Wilhelm Weege: Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49. Droste, Düsseldorf 1998, ISBN 3-7700-0919-3, S. 219–220.
- Tilman Schulz: Levysohn, Wilhelm. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, ISBN 3-428-00195-8, S. 407 (Digitalisat).
- Rudolf Schmidt: Levysohn, Friedrich Wilhelm, in: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Beiträge zu einer Firmengeschichte des deutschen Buchgewerbes. Band 4. F. W. Schmidt, 1907, S. 613 f.