Wilfried I.
Wilfried I. von Barcelona, genannt Wilfried der Haarige, (katalanisch Guifré el Pilós [giˈfɾe əl piˈlos], spanisch Wifredo el Velloso; † 11. August 897) war ein katalanischer Adliger und gilt als der Gründer von Katalonien. Sein Beiname ist ein bewusster Gegenbegriff zu seinem früheren fränkischen Lehnsherrn (bis 865) Karl „dem Kahlen“.[1]
Leben
Wilfried entstammte der Region Carcassonne. Sein Geburtsort wird in der Gegend von Prades in der Grafschaft Conflent vermutet.
Als Graf von Urgell und Cerdanya (seit 870) übertrugen ihm die Karolinger 878 die Grafschaften Barcelona, Girona und Besalú in der Spanischen Mark. Er vereinte diese Grafschaften sowie das Bistum Osona und Montserrat zu einem vom Frankenreich weitgehend autonomen Reich, das er von Barcelona aus verwaltete.[2]
Wilfried war der letzte von den Franken eingesetzte Graf von Barcelona. Er erhielt von Karl dem Kahlen das Recht, Titel und Ländereien zu vererben. Ab diesem Zeitpunkt wurden die Adelstitel vererbt, und der Frankenkönig stimmte der Übertragung lediglich zu. So gründete sich die Dynastie der Grafen von Barcelona, welche als Grundlage der Unabhängigkeit Kataloniens angesehen wird.
Zu dieser Zeit entstanden wohl auch die Landesfarben Kataloniens. Der Legende nach besuchte Karl der Kahle den nach einem Kampf verwundeten Wilfried am Krankenbett. Dort tauchte er seine Finger in das Blut des Verwundeten und zog damit vier rote Streifen über dessen noch wappenlosen Schild. Sie wurden zu den quatre barres, die das gelbe Tuch der katalanischen Fahne (Senyera) durchziehen.[3]
Wilfried errichtete im Jahr 880 (?) das Kloster Santa Maria de Ripoll (bekannt als „Wiege Kataloniens“)[3] und im Jahr 885 das Frauenkloster im nahegelegenen Sant Joan de les Abadesses, wo auch seine Krone aufbewahrt wird. In beiden Klöstern setzte er seine Kinder als Abt bzw. Äbtissin ein.
Berühmt als geistlicher Führer Kataloniens ist sein Enkel Oliva, ebenfalls Abt von Ripoll.
Nachkommen
Wilfried und seine Ehefrau Guinidilda (Winilda) – die beiden hatten 877 geheiratet – hatten mindestens neun Kinder:[2]
- Rodulfo († 940), Bischof von Urgell und Abt von Ripoll
- Wilfried II. Borrell († 911), Graf von Barcelona, Girona und Osona, heiratete Gersende, wohl Gersende von Toulouse, Tochter von Odo Graf von Toulouse (Haus Toulouse)
- Sunyer I. († 950), Graf von Barcelona, Girona und Osona, heiratete Richilde von Toulouse, Tochter von Armengol, Graf von Rouergue (Haus Toulouse)
- Miró, Graf von Besalú und Cerdanya
- Sunifred II. († 948), Graf von Urgell, heiratete Adelais von Toulouse, Tochter von Armengol, Graf von Rouergue (Haus Toulouse)
- Emma († 942), Äbtissin von San Joan de les Abadesses bei Ripoll
- Riquilla
- Ermesinde († nach 925)
- Cixilona († 945), Nonne
- ? Guinidilda, Ehefrau von Raimund II. Graf von Toulouse († 923) (Haus Toulouse)
Literatur
- Miquel Coll i Alentorn: Guifré el Pelós en la historiografia i en la llegenda (= Memòries de la Secció Historico-Arqueològica. Vol. 39). Institut d’Estudis Catalans, Barcelona 1990, ISBN 84-7283-162-0.
Weblinks
- Zu den Ursprüngen Kataloniens auf rp-online.de
Einzelnachweise
- Grafen von Barcelona auf spanien-bilder.com
- Graf Guifré el Pilós – Die Ursprünge Kataloniens auf lobo-w-j.eu
- Dorothee Fleischmann, Carolina Kalvelage: 111 Orte an der Costa Brava, die man gesehen haben muss. Emons Verlag, Köln 2015, ISBN 978-3-95451-561-5 (81 – Wiege Kataloniens).
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Bernhard II. | Graf von Barcelona 878–897 | Wilfried II. |