Wiesbadener Kurier
Der Wiesbadener Kurier ist eine deutschsprachige Tageszeitung, die in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden erscheint. Er wird von der VRM GmbH & Co. KG herausgegeben. Die Auflage des Wiesbadener Kuriers wird nicht gesondert ausgewiesen und liegt bei circa 53.000 Exemplaren. Seit 2013 haben Kurier und Tagblatt einen identischen Inhalt und erreichen gemeinsam eine verkaufte Auflage von 44.938 Exemplaren, ein Minus von 45,2 Prozent seit 1998.[2]
Wiesbadener Kurier | |
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Beschreibung | deutsche Tageszeitung |
Verlag | Wiesbadener Kurier GmbH & Co. Verlag und Druckerei KG |
Erstausgabe | 2. Oktober 1945 |
Erscheinungsweise | täglich Montag bis Samstag |
Verkaufte Auflage | 44.938[1] Exemplare |
(IVW 4/2021, Mo–Sa) | |
Verbreitete Auflage | 36.956 Exemplare |
(Verlagsangaben 2017) | |
Reichweite | 0,18[1] Mio. Leser |
(ma TZ 2017) | |
Chefredakteur | Stefan Schröder |
Herausgeber | VRM |
Geschäftsführer | Joachim Liebler (Sprecher), Jörn W. Röper |
Weblink | wiesbadener-kurier.de |
ZDB | 126021-2 |
Der Sitz befindet sich im Pressehaus in der Wiesbadener Fußgängerzone (Langgasse 21). Chefredakteur ist Stefan Schröder.
Geschichte
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bedurfte die Herausgabe von Zeitungen der Lizenz der (in diesem Fall amerikanischen) Besatzungsmacht. Die US-Militärbehörden misstrauten den Altverlegern und erteilten Lizenzen nur an politisch zuverlässige Personen, die nicht zuvor als Verleger tätig waren (sogenannte Lizenzpresse).
In Wiesbaden war bis 1943 das Wiesbadener Tagblatt erschienen. Dessen Verleger, Gustav Schellenberg, erhielt nicht nur keine Lizenz, seine Druckerei wurde auch beschlagnahmt und den Lizenznehmern des neuen Wiesbadener Kuriers zur Verfügung gestellt. Der Wiesbadener Kurier war nach der Frankfurter Rundschau, der Marburger Presse und den Hessischen Nachrichten die vierte Lizenzzeitung in Hessen.
Herausgeber (Lizenznehmer) wurden das ehemalige Zentrumsmitglied Georg Alfred Mayer[3] und Fritz Otto Ulm, der der SPD nahestand. Ulm war als Chefredakteur für die Inhalte hauptverantwortlich. Die erste Ausgabe erschien am 2. Oktober 1945 mit einer Auflage von 90.000 Exemplaren. Anfangs erschien die Zeitung zweimal wöchentlich am Mittwoch und Samstag. Der Bezugspreis betrug anfänglich 1,55 Reichsmark im Monat.
Durch eine Anordnung der amerikanischen Militärregierung vom 24. Oktober 1945 wurde das Verbreitungsgebiet des Wiesbadener Kuriers und das der Frankfurter Rundschau gegeneinander abgegrenzt. Der Wiesbadener Kurier war für die Stadt Wiesbaden, den Rheingaukreis und Untertaunuskreis zuständig. Weiterhin erstreckte sich die Zuständigkeit auf Teile des Oberlahnkreises, des Landkreises Limburg, Landkreis Usingen und Main-Taunus-Kreis. Ab dem 19. März 1946 erschien die Zeitung an drei Tagen in der Woche. Aufgrund Papiermangels sank die Auflage zum 1. Juli 1946 auf 65.000 Exemplare. Am 1. September 1946 wurde das Erscheinen auf vier Tage (Dienstag, Mittwoch, Freitag und Samstag) ausgeweitet. Der Bezugspreis stieg auf 3,05 Reichsmark. Am 1. August 1946 wurde eine Deutschland-Ausgabe eingeführt. Diese wurde aber bereits am 31. Januar 1948 eingestellt. Vom 31. Juli 1948 kam der Kurier als Tageszeitung heraus. Vom 1. Oktober 1949 bis zum Jahre 1963 erschien das Höchster Kreisblatt als Kopfblatt des Wiesbadener Kuriers.
1952 wurde Robert Müller dritter Geschäftsführer der Zeitung. Nach dem Tod von Georg Mayer im August 1954 erwarben Müller und Ulm dessen Anteile. Am 1. Juli 1965 erwarb die Mainzer Verlagsanstalt (MVA) die Anteile an der Zeitung. Die MVA hatte bereits 1950 das Wiesbadener Tagblatt erworben. Von Oktober 1968 an war Kurt Milte Chefredakteur des Wiesbadener Kuriers.
2013 verlor der Wiesbadener Kurier seinen Status als Vollredaktion, da der Verlag die Mantelproduktion für Kurier, Tagblatt und Allgemeine Zeitung in Mainz zusammenfasste. Wiesbaden ist damit bundesweit die erste Landeshauptstadt, in der es keine Zeitung mit eigener Vollredaktion mehr gibt.[4]
Wächterpreis 2021
Die Redaktion wurde 2021 für die Berichterstattung zum Skandal bei der Arbeiterwohlfahrt mit dem Ersten Preis des Wächterpreises der Tagespresse ausgezeichnet. Knapp ein Jahr Recherche hatte das Selbstbereicherungskartell der Arbeiterwohlfahrt aufgedeckt. Sie hätten in einer Artikelserie von September 2019 bis August 2020 ein ganzes System persönlicher Bereicherung beim Kreisverband Wiesbaden der Arbeiterwohlfahrt (Awo) aufgedeckt.[5] Die Redaktion habe so die grundlegende Problematik großer Sozialkonzerne aufgezeigt, die für ihre Zwecke über enorme Summen aus Steuergeldern verfügten, der nötigen Kontrolle aber nicht unterlägen, so die Begründung zur Preisverleihung.[6]
Auflage
Die Auflage des Wiesbadener Kuriers wird gemeinsam mit dem Wiesbadener Tagblatt ausgewiesen. In den vergangenen Jahren haben die beiden Zeitungen erheblich an Auflage eingebüßt. Die verkaufte Auflage ist in den vergangenen 10 Jahren um durchschnittlich 3,3 % pro Jahr gesunken. Im vergangenen Jahr hat sie um 1,6 % abgenommen.[7] Sie beträgt gegenwärtig 44.938 Exemplare.[8] Der Anteil der Abonnements an der verkauften Auflage liegt bei 88 Prozent.
Entwicklung der verkauften Auflage[9]
Literatur
- Herbert Müller-Werth: Zur Geschichte der Wiesbadener Presse seit der Weimarer Zeit. In: Nassauische Annalen, 84. Band, 1973. S. 224–228.
Weblinks
- Wiesbadener Kurier
- Rhein-Main-Presse
- VRM
- Eva-Juliane Welsch: Die hessischen Lizenzträger und ihre Zeitungen. Diss. 2002, S. 171–182, d-nb.info
Einzelnachweise
- Mit Wiesbadener Tagblatt
- laut IVW, viertes Quartal 2021, Mo–Sa (Details und Quartalsvergleich auf ivw.de)
- Georg Alfred Mayer im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- Eine Vollredaktion weniger
- Echo (VRM): Vorgänge um Wiesbadener Awo. Dossier. 14. April 2021 (abgerufen am 26. April 2021)
- Echo (VRM): In eigener Sache: Wächterpreis für den Wiesbadener Kurier. 14. April 2021 (abgerufen am 26. April 2021)
- laut IVW (online)
- laut IVW, viertes Quartal 2021, Mo–Sa (Details und Quartalsvergleich auf ivw.de)
- laut IVW, jeweils viertes Quartal (Details auf ivw.de)