Werner Raditschnig
Werner Raditschnig (* 21. November 1948 in Villach in Kärnten) ist ein österreichischer Komponist und Gitarrist.
Ausbildung
Werner Raditschnig studierte am Mozarteum in Salzburg Kontrabass bei H. Bürgschwendtner, Gitarre bei H. Koch und B. Kovats sowie Live-Elektronik-Komposition bei Andor Losonczy. Von 1972 bis 1976 nahm er an Kompositions- und Analysekursen bei den internationalen Ferienkursen in Darmstadt und an den Kursen für Neue Musik in Köln teil.
Künstlerische Tätigkeiten
Von 1971 bis 1974 war Raditschnig künstlerischer Leiter des Ensembles „Schallmomente“, das seine Werke in Form von kollektiven Kompositionen, Improvisationen, Interaktionen und Klangaktionen schuf. 1975 initiierte er die Gruppe „Guttenberg“, die dadaistisch-musikalisch-politischen Aktionismus zusammen mit Erwin Hörl, Gerhard Laber und einem weiteren Musiker betrieb. Von 1975 bis 1982 realisierte er über 20 Kompositionen Elektronischer Musik im Elektronik-Studii des Mozarteums u. a. „Lied der Erde“, „Silent Night“, „Keine Gefangenen“. Von 1983 bis 1990 arbeitete er mit dem Percussionisten Gerhard Laber im Duo „Tauto“. 1989 gründete Werner Radtischnig gemeinsam mit dem Regisseur und Produzenten Herbert Gantschacher die „Arbeitsgemeinschaft für Neues Musiktheater“, aus der dann 1992 ARBOS – Gesellschaft für Musik und Theater entstand. 1990 war Raditschnig der Initiator und Kurator des Projektes „Die Macht der Klänge“ und präsentierte Künstler wie Gunter Schneider, Josef Klammer, Seppo Gründler, 440 Hertz, Wolfgang Mitterer, Wolfgang Musil oder Werner Cee. 1996 schuf er das szenische Oratorium „Die Mauern von Jericho“ zu Klangskulpturen von Gunter Demnig, das in der Kollegienkirche in Salzburg uraufgeführt worden ist, weitere Aufführungsorte waren Klagenfurt (Künstlerhaus), Český Krumlov (Egon-Schiele-Zentrum), Köln (Domforum des Kölner Domes), Millstatt (Internationale Musikwochen in der Stiftskirche) in einer Produktion von ARBOS – Gesellschaft für Musik und Theater und 1999 in Antwerpen von Opera Mobile. 1998 schuf Raditschnig zum Libretto von Herbert Gantschacher das Musiktheaterwerk „19182338 - kein Anschluss unter dieser Nummer“, das gemeinsam mit den Musikwerken „Different Trains“ von Steve Reich und „La ville nomade“ von Peter Swinnen in Europa in fahrenden Zug an Bahnhöfen in Belgien (Tongeren, Antwerpen, Brüssel), Deutschland (Erfurt, Leipzig, Dresden), Tschechien (Praha), Slowakei (Bratislava), Ungarn (Budapest) und Österreich (Wien, Salzburg, Villach, Klagenfurt) aufgeführt worden ist. Die Themen dieses Musiktheatertriptychons sind Deportation und Holocaust. Im Jahr 2002 arbeitete er am Festival „Schallortung“ im Toihaus Salzburg. 2005 schuf er das Werk „Gradation“ für Posaune und 8 Kanal Elektronik, das in der Staustufe des Kraftwerks Rott uraufgeführt wurde.
Raditschnig spielte auf Festivals für neue Musik beim Aspekte Festival in Salzburg, den Tagen für Neue Musik in Bozen, der langen Nacht der Neuen Klänge in Wien, dem Neuen Musikforum Viktring, bei den Konfrontationen in Nickelsdorf, dem Ulrichsberger Kaleidophon, den Kunstvereinen in Wien und Klagenfurt sowie dem Brucknerhaus in Linz.
Raditschnig unterrichtet Gitarre an der Musikschule in Rosenheim in Bayern und lebt und arbeitet in Salzburg.
Kompositionen (Auswahl)
- „Gitarrestück I“ 1970
- „Gitarrestück II“ 1971
- „Diamonolog“ 1972
- „Flucht vor Algol“ 1974
- „Verzeihen Sie, aber die Musik …“ 1975
- „Guitar meets Generator“ 1976
- „Hitler“ 1978
- „Etüden Nr.1-3“ 1978
- „Kranichsteiner Gesänge“ 1979
- „Suite über E“ 1981
- „Früh- bis Spätstücke“ 1981
- „Die Alm ist hin“ 1982
- „Gottlieder“ 1986
- „The Well“ 1998 mit Mia Zabelka, Peter Egger, Bertl Mütter, Elfi Aichinger, Gerhard Laber und Susanne Lohmaier
- „Farbenwechseltausch“ 1989
- „Der Schädel“ 1991
- „Der Eisenhammer“ 1992
- „Das Aluphon“ 1993
- „Die Lustspende“ 1995
- „Merlin“ 1995
- „Feldflächen“ 1997 mit der bildenden Künstlerin Petra Moiser
- „Zonen“ 1999
- „Eating by Glockenspiel“ 2003 mit Sina Moser
- „Gradation“ 2005
- „Phosphonotop“ 2006
- „… et in terra pax“ 2008
Musiktheater (Auswahl)
- „Passagen“ neues Musiktheater nach Texten von Erich Fried und Peter Waterhouse, Uraufführung in der Szene Salzburg 1989.
- „Das Sommerhaus“ für das szenische Konzert „Ein Schweigen voller Klänge“ mit gehörlosen Schauspielern und Kammermusikensemble, Uraufführung 1992 im Theater Akzent in Wien durch ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater mit Aufführungen in Salzburg, Innsbruck, Klagenfurt und dem Staatsschauspiel Dresden.
- „Almrausch“ für das szenische Konzert „Eine Kuh macht Muh - Viele Kühe machen Mühe“ für Tenor, Sopran und Kammermusikensemble, Uraufführung 1993 im Künstlerhaus Salzburg durch ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater mit Aufführungen in Klagenfurt.
- „Blechlied“ für das szenische Konzert „O.T.“ für Tänzer und Kammermusikensemble, Uraufführung 1993 im Künstlerhaus Salzburg durch ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater und der Ballet Unit Cramp Praha mit Aufführungen in Klagenfurt.
- „Parkmusik“ und „Ankunftsmusik“ für das urbane Musiktheaterprojekt „Lilli Marilli“, Uraufführung beim Donaufestival 1994 in Krems an der Donau 1994.
- „Gesang der Narren - Acht Lieder“ für das szenische Konzert „Der Gesang der Narren von Europa“ von Dževad Karahasan und Herbert Gantschacher, Uraufführung 1994 im Künstlerhaus Salzburg 1994 durch ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater mit Aufführungen in Klagenfurt, Praha, Berlin, Leipzig und Hradec Králové.
- „Totale Kommunikation“ für das szenische Konzert „Die andere Seite der Stille“ mit dem gehörlosen Schauspieler Werner Mössler, Uraufführung 1995 im Künstlerhaus Salzburg durch ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater mit Aufführungen in Klagenfurt und Wien.
- „Die Mauern von Jericho“ - szenisches Oratorium mit Klangskulpturen von Gunter Demnig, Uraufführung 1996 in der Kollegienkirche Salzburg durch ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater mit Aufführungen in Klagenfurt, Český Krumlov (Egon Schiele Zentrum), Köln (Domforum des Kölner Doms), Millstatt.
- „Element Luft“ für die mystische Komödie „Das Konzert der Vögel“ von Dževad Karahasan, Uraufführung 1997 im Künstlerhaus Salzburg durch ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater mit Aufführungen in Klagenfurt, Odessa, Erfurt.
- „Schwarz-Weiss“ Komposition zum musikalisch-literarischen Schach, Uraufführung 1998 beim Donaufestival in Krems an der Donau durch ACCUS mit Aufführungen in Scheibbs, Wien, St.Pölten, Salzburg, Mürzzuschlag, Erfurt, Ruse.
- „19182338 - kein Anschluß unter dieser Nummer“ Musiktheaterwerk zum Triptychon „Different Trains“ mit Kompositionen von Steve Reich und Peter Swinnen, Uraufführung 1998 in Tongeren durch ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater und Opera Mobile mit Aufführungen in Antwerpen, Brüssel, Erfurt, Leipzig, Dresden, Praha, Bratislava, Budapest, Wien, Salzburg, Villach, Klagenfurt.
- „Timetunnel“ in „UROBOS: PROJECT TIME“ von Dževad Karahasan und Herbert Gantschacher für das internationale Musiktheaterprojekt von ARBOS-Gesellschaft für Musik und Theater(Österreich), Equipo de Trabajo(Argentinien), The Seymour Group (Australien) und Joyce Bee Tuan Kooh (Singapur), Uraufführung 2001 beim Singapore Arts Festival 2001 Aufführungen in Hallein (Österreich).
- „Die Fremden“ visuelle und szenische Musik (gemeinsam mit Wolfgang Danzmayr) zur gleichnamigen Komödie von Dževad Karahasan, Uraufführung 2001 im Wiener Theater des Augenblicks durch ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater mit Aufführungen in Salzburg, Villach, Washington D.C.
- „Schnee und Tod“ visuelle und szenische Musik zum Stück von Dževad Karahasan, Uraufführung 2002 im Wiener Theater des Augenblicks durch ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater mit Aufführungen in Salzburg, Villach, Szczecin, Prishtinë.
- „Weißer Schnee bedeckt des Lebens Röte“ - choreographisches Konzert mit Sonetten von William Shakespeare, Uraufführung 2004 im Wiener Theater des Augenblicks durch ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater mit Aufführungen in Salzburg, Villach, Szczecin.
- „Ankunftsmusik“ für das szenische Konzert „Marsch 2005“ mit dem Eisenbahnermusikverein-Trachtenkapelle Arnoldstein im Projekt „Krieg=daDa“ von ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater, Uraufführung 2005 Klosterruine Arnoldstein.
- „Das Ziel der Verschollenen“ Musiktheater nach dem Libretto von Herbert Thomas Mandl, Uraufführung 2006 auf der Klosterruine in Arnoldstein durch ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater mit Aufführungen in Villach, Hallein, Salzburg.
Tonträger (Auswahl)
- „Tauto“ 1986 Extraplatte, EX 67 LP.
- „Der Schädel“ 1992 Extraplatte, EX 143 CD
- „Der Eisenhammer“ 1995 Extraplatte, EX 214 CD
- „Aluphon“ 1995 Extraplatte, EX 248-2 CD
- „Die Mauern von Jericho“ 1995 ARBOS 04, CD
- „Der Gesang der Narren von Europa“, 1997 ARBOS 05, CD
- „Schwarz-Weiss“, 1999 ACCUS-ORF, CD
- „UROBOS: PROJECT TIME“, 2001 Prometheus Sound Arts Singapore, CD
- „Das Ziel der Verschollenen“ 2006 ARBOS 10, CD
- „Es lebe die Republik!“ 2009 ARBOS 12, CD