Werner Pittschau
Werner Pittschau (* 24. März 1902 in Berlin; † 28. Oktober 1928 bei Gerdshagen, Provinz Brandenburg) war ein deutscher Theater- und Filmschauspieler.
Leben und Wirken
Der Sohn des deutschen Theaterschauspielers Ernst Pittschau senior (1859–1916) und der Wiener Theater- und Filmschauspielerin Hilda Hofer-Pittschau (1873–1961) ging nach der Schulausbildung an die Kadettenschule in Wien, später in Prag, um Offizier zu werden. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wandte er sich einer kaufmännischen Ausbildung zu. Doch bald entschloss er sich ebenfalls Schauspieler zu werden.
Nach einer kurzen Ausbildung zum Schauspieler debütierte er 1919 am Deutschen Landestheater in Prag, an dem damals auch seine Mutter und sein Stiefbruder Walther Pittschau (1895–1945) engagiert waren. Danach spielte er an tschechischen, deutschen und österreichischen Bühnen. Erika Glässner und Hans Junkermann brachten ihn 1925 zum Film. In vier Jahren verkörperte Werner Pittschau etwa 30 Hauptrollen neben prominenten Partnerinnen wie Asta Nielsen, Fritz Kortner, Hans Albers, Carmen Cartellieri, Igo Sym, Albert Steinrück, Heinrich George oder Anny Ondra, war aber auch weiterhin in Bühnenstücken zu sehen (z. B. als Apoll in „Alkestis“, Residenz-Theater München[1], oder als Alan Wilhelm in "Das Kamel geht durch das Nadelöhr" im Thalia-Theater Berlin).[2] Seine Filmkarriere in zahlreichen deutschen, österreichischen, ungarischen, tschechischen und englischen Streifen bescherte ihm 1928 ein Rollenangebot von Hollywood, das durch seinen tödlichen Autounfall im Oktober desselben Jahres vereitelt wurde.
Am 28. Oktober 1928 unternahm Werner Pittschau zusammen mit seiner Freundin, der Tänzerin Wilma Harmening, einen sonntäglichen Ausflug mit dem Auto. Auf dem Weg von Berlin nach Mecklenburg kam der Wagen in der Nähe des Dorfes Gerdshagen (heute Landkreis Prignitz) in Brandenburg von der Fahrbahn ab, kollidierte mit einem Baum und überschlug sich mehrmals. Als die Verunglückten entdeckt wurden, war Pittschau bereits tot; seine Begleiterin starb kurz darauf.[3] Werner Pittschau und Wilma Harmening wurden auf dem Berliner Friedhof Heerstraße im heutigen Ortsteil Westend beigesetzt. Beide Gräber sind nicht erhalten.[4]
Sein älterer Stiefbruder Ernst Pittschau junior, ebenfalls ein bekannter Stummfilm-Schauspieler, war zuletzt 1948 in Roberto Rossellinis Film Deutschland im Jahre Null in der Rolle des Vaters zu sehen; sein zweiter Stiefbruder Walther Pittschau war hingegen vorwiegend als Theaterschauspieler, später Regisseur und Theaterintendant des Residenztheaters in Potsdam, tätig.
Filmografie
- 1925: Die Anne-Liese von Dessau
- 1925: Der krasse Fuchs
- 1925: Die eiserne Braut
- 1925: Volk in Not
- 1925: Hanseaten
- 1925: Luxusweibchen
- 1926: Der Stolz der Kompagnie aka Die Perle des Regiments
- 1926: Der krasse Fuchs
- 1926: Die letzte Droschke von Berlin
- 1926: Die Wiskottens
- 1926: Die elf Schill'schen Offiziere
- 1926: Wien, wie es weint und lacht
- 1926: Salto mortale aka Der Todessturz im Zirkus Cesarelli
- 1926: Die versunkene Flotte
- 1926: Der Balletterzherzog
- 1927: Ein Mordsmädel
- 1927: Erinnerungen einer Nonne
- 1927: Dirnentragödie
- 1927: Ehekonflikte
- 1927: Im Schatten des elektrischen Stuhls aka Sacco und Vanzetti
- 1927: Die Geliebte des Gouverneurs
- 1928: Tragödie im Zirkus Royal
- 1928: Kaiserjäger
- 1928: Die beiden Seehunde aka Seine Hoheit der Dienstmann
- 1928: Der erste Kuß
- 1928: Die weiße Sonate aka Das Geheimnis der Villa Saxenburg
- 1929: Roman einer Klosterschülerin (Mária növér)
- 1929: Straßenbekanntschaften
- 1929: Erzherzog Johann
Literatur
- Heinz P. Adamek: Kunstakkorde - diagonal. Liebe, Hollywood und Eifersucht. S 224 - 236 Böhlau, Wien Köln Weimar 2016, ISBN 978-3-205-20250-9.
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 6: N – R. Mary Nolan – Meg Ryan. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 252.
Weblinks
- Werner Pittschau in der Internet Movie Database (englisch)
- Biografie mit Foto auf cyranos.ch
- Biografie mit weiteren Fotos
Einzelnachweise
- Alkestis, Bestand TWS. Abgerufen am 22. Februar 2021.
- Besetzungszettel der Premiere, 27. Dezember 1927, bei ZVAB.com, Antiquariat Carl Wegner.
- Werner Pittschau tödlich verunglückt. In: Vossische Zeitung. Montag, 29. Oktober 1928, Abend-Ausgabe. S. 4.
- Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Grabstätten. Haude & Spener, Berlin 2006, ISBN 978-3-7759-0476-6. S. 196. Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1. S. 493.