Wenn wir sonntags in die Kirche geh’n

Wenn w​ir sonntags i​n die Kirche geh’n i​st ein a​ltes deutsches Volkslied a​us Schlesien. In schlesischer Mundart lautet d​as Lied Wenn m​er suuntichs (sunntichs) e​i de Kerche giehn. Berühmt w​urde die Melodie d​es Liedes d​urch Willy Millowitschs Interpretation Wir s​ind alle kleine Sünderlein.

Synopse der Melodieanfänge

Text u​nd Melodie d​es Liedes wurden erstmals i​m Jahre 1887 i​n Albendorf (Schlesien), d​em heutigen Wambierzyce (Polen), aufgezeichnet. Die Aufzeichnung findet s​ich im 1911 erschienenen Buch Volkslieder d​er Grafschaft Glatz v​on Georg Amft. Die Melodie w​eist Ähnlichkeiten m​it dem Tirolerlied Wann i i​n der Fruh aufsteh (1814), d​as um 1820 vielfach i​n Variationen verarbeitet wurde, u​nd dem Jägerlied Abgespüret s​ind die Wege auf, d​as 1866 i​n Heinrich Christian Burckhardts Jagd- u​nd Wald-Liedern erschien,[1] s​owie mit d​er Mazurka r​usse La Czarine v​on Louis Ganne.[2] Der deutsche Schlagerkomponist u​nd Liedtexter Heinz Korn dichtete 1964 d​en Text Wir s​ind alle kleine Sünderlein z​u dieser Melodie, gesungen v​on Willy Millowitsch u​nter anderem i​n dem Spielfilm Alter Kahn u​nd junge Liebe (1973). Dabei w​urde der Melodieanfang dahingehend verändert, d​ass an d​ie Stelle d​es Dreiklangaufstiegs v​om Grundton m​it anschließendem Sextsprung z​ur Oberterz d​er bruchlose Aufstieg v​on der Terz trat.

Im Film Rübezahl – Herr d​er Berge (1957) werden d​ie 1. u​nd 4. Strophe d​es Originals i​n der Schlussszene (Spielzeit a​b 01:03:56h, Tanzfest a​uf der Baude) a cappella gesungen.

Text

Alternative Schreibweisen o​der Wortabweichungen s​ind in Klammern gesetzt:

Originaltext in schlesischer Mundart

1. Strophe
Wenn mer (m’r) suuntichs (sunntichs) ei de Kerche (Kärche) giehn,
’swoar emmer asu, ’swoar emmer asu,
Bleib mer voar awing bem Kratschm[3] stiehn (Blei’n m’r voar a wing beim Kratsch’m stiehn),
’swoar emmer asu, asu,
Do loo ber moncha guda Truppa (Do loan m’r moncha guda Troppa)
Ei inse Kahle nunderluppa (Ei onser Kahle nonder hoppa),
Denn mer sein joa gude Kenderla (Denn m’r sein ju gude Kender),
’swoar emmer asu, ’swoar emmer asu,
Denn mer sein joa gude Kenderla (Denn m’r sein ju gude Kender),
’swoar emmer asu, asu.

2. Strophe
Schempft ins oo der Forrer tichtig aus (Schempft ons a d’r Pfarrer techtich aus),
’swoar emmer asu, ’swoar emmer asu,
Schlof (Schloof) mersch halt eim Omte (Oamte) wieder aus
’swoar emmer asu, asu,
Du, lieber Goot, machs (machst) oalles (olles) gleiche
Un fihrscht ins ei dei Himmelreiche (du führst ons ei dei Himmelreiche),
Denn mer sein joa deene Kinderla (denn m’r sein ja deine Kender),
’swoar emmer asu, ’swoar emmer asu,
Denn mer sein joa deene Kinderla (denn m’r sein ja deine Kender),
’swoar emmer asu, asu.

3. Strophe
Wenn de Urchel ’s letzte Schtickla schpielt (Wenn die Oarchel ’s letzte Steckla spielt),
’swoar emmer asu, ’swoar emmer asu,
Aalt un (on) jung (jong) sich wieder dorschtich fihlt,
’swoar emmer asu, asu,
Zum Kratschm (Kratsch’m) lenk mer inse (onse) Schriete,
V’llecht kimmt der Forr a bisla miete (Vielleicht kemmt d’r Herr Pforre miete),
Denn mer sein joa seene Kinderla (Denn m’r sein ju gude Kender)
’swoar emmer asu, ’swoar emmer asu,
Denn mer sein joa seene Kinderla (Denn m’r sein ju gude Kender)
’swoar emmer asu, asu.

4. Strophe
Wenn ’s uff heemzu oo recht wacklich gieht (Wenn’s off häzu a recht wacklich gieht),
’swoar emmer asu, ’swoar emmer asu,
Weeß der Kuckuck, wo ins ’s Käppla stieht (Wäß der Kuckuck, wu ons ’s Käppla schtieht),
’swoar emmer asu, asu,
Drheem empfängt ins die Kalline (D’rhäme empfägt ons die Kaline)
Mit anner sauersise Miene: (Met äner sauersissa Miene:)
„Na, ihr seit mer schiene Kinderla!“ („Na, ihr seid m’r schiene Kender!“)
’swoar emmer asu, ’swoar emmer asu,
„Na, ihr seit mer schiene Kinderla!“ („Na, ihr seid m’r schiene Kender!“)
’swoar emmer asu, asu.

Standarddeutsche Übersetzung


Wenn wir sonntags in die Kirche gehn,
’s war immer so,
bleiben wir vorher ein wenig beim Wirtshaus stehn.

Da lassen wir manchen guten Tropfen
in unsere Kehle hinunterlaufen,
denn wir sind ja gute Kinderlein.





Schimpft uns auch der Pfarrer tüchtig aus,

schlafen wir’s halt im Amt wieder aus.

Du, lieber Gott, machst alles gleich
und führst uns in dein Himmelreich,
denn wir sind ja deine Kinderlein.





Wenn die Orgel das letzte Stück spielt,

Alt und Jung sich wieder durstig fühlt,

lenken wir unsere Schritte zum Wirtshaus.
Vielleicht kommt der Pfarrer ein bisschen mit,
denn wir sind ja seine Kinderlein.





Wenn’s nach Hause auch recht wacklig geht,

weiß der Kuckuck, wo uns der Hut steht.

Zu Hause empfängt uns die Kaline
mit einer sauersüßen Miene:
„Na, ihr seid mir schöne Kinderlein!“



Literatur

  • Georg Amft: Volkslieder der Grafschaft Glatz: mit Unterstützung zahlreicher Mitarbeiter nach Wort und Weise aus dem Munde des Volkes. Kommissionsverlag von Frankes Buchhandlung, J. Wolf, Habelschwerdt (heute Bystrzyca Kłodzka) 1911.

Einzelnachweise

  1. Heinrich Christian Burckhardt: Jagd- und Wald-Lieder. Riewe, Hannover 1866, S. 102 f. (Digitalisat).
  2. Wilhelm Lutz (Hrsg.): Mein Volksliederbuch (= Edition Schott 4100). Schott, Mainz 1952, S. 11.
  3. von poln. karczma, tschech. krčma – „Wirtshaus, Dorfschänke“, zur Etymologie vgl. Kretscham und Kaschemme
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