Weiße Braunelle
Die Weiße Braunelle (Prunella laciniata) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Braunellen (Prunella) in der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae).
Weiße Braunelle | ||||||||||||
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Weiße Braunelle (Prunella laciniata) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Prunella laciniata | ||||||||||||
(L.) L. |
Beschreibung
Spross und Blätter
Die ausdauernde krautige Pflanze besitzt eine kurze, reich bewurzelte Grundachse. Der Stängel (mindestens auf den Kanten), die Laubblätter, Hochblätter und Kelche sind meist ziemlich dicht mit weißen, etwas krausen Gliederhaaren besetzt. Der Stängel ist aufsteigend bis aufrecht, oft ästig und 5 bis 30 cm hoch.
Die unteren Laubblätter sind rosettig gehäuft, breit, mit einem bis zu 3 cm langen Stiel und 1 bis 5 cm langer und 0,5 bis 1,5 cm breiter, eiförmig-elliptischer, ganzrandiger oder schwach ausgebuchteter, schwach fiedernerviger, beiderseits dicht zottig behaarter Spreite.
Die Stängelblätter sind bis zu 7 cm lang, meist schwächer behaart, ganzrandig oder häufiger fiederspaltig, mit jederseits 2 bis 3 linealen, stumpfen, oft ihrerseits mehr oder weniger gelappten Fiedern.
Blüten und Früchte
Die Blüten sind 15 bis 18 mm lang und sitzen in dichten, 2 bis 6 cm langen, über den obersten Stängelblättern nicht gestielten Scheinähren. Die Hochblätter sind breiter als lang, besitzen eine scharf abgesetzte Spitze und sind am Rand und an den netzig verbundenen Nerven grün (oft mehr oder weniger violett überlaufen). Sie sind rauhaarig, dazwischen weißhäutig und mehr oder weniger kahl. Der Kelch ist etwa 12 mm lang, die Oberlippe besitzt einen breiten, gestutzten und kurz bespitzten Mittelzahn und viel schmalere, dreieckige Seitenzähne. Die Unterlippe hat noch wesentlich schmalere und längere Zähne. Die Krone ist gelblichweiß, größtenteils kahl, mit einer etwa 11 mm langen, allmählich erweiterten Röhre sowie einer etwa 5 mm langen, oben schwach flaumigen Oberlippe und 4 bis 5 mm langer, herabgeschlagener Unterlippe. Die vorderen Staubblätter besitzen einen fast 1 mm langen, leicht vorwärts gekrümmten Zahn, die hinteren haben einen viel kürzeren, etwas rückwärts gekrümmten Fortsatz.
Die Klausen sind etwa 2 bis 2,5 mm lang.
Verwechslungsmöglichkeiten
Prunella laciniata wird häufig mit der Prunella vulgaris f. leucantha verwechselt. Sie ist jedoch außer durch die stets viel stärkere Behaarung und die größeren Blüten besonders auch durch den Stängelbau zu unterscheiden: Die äußeren Schichten der nur durch schwach entwickeltes Kollenchym gestützten Stängelrinde bestehen aus großzelligem, farblosem Parenchym, die inneren dagegen aus kleineren, chlorophyllreichen Zellen.
Blütezeit
Die Art blüht in den Monaten Juni bis August.
Chromosomenzahl
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 28 oder 32.[1]
Verbreitung und Standortansprüche
Prunella laciniata kommt im ganzen Mittelmeergebiet vor, in Europa nördlich bis zum belgischen Kalkgebiet, Ostdeutschland, Ungarn, Südrussland, östlich bis zum Kaukasus und Nordiran, südlich bis zu den Atlasländern.[2]
Prunella laciniata ist eine ursprünglich mediterrane, doch auch in Mitteleuropa ziemlich weit verbreitete Art, die zerstreut bis selten im mittleren und südwestlichen Teil Deutschlands vorkommt. Während sie im Süden wenig große Standortansprüche stellt und in sehr verschiedenen Wiesentypen gedeiht, ist sie an ihrer Nordgrenze auf trockene Kalkhänge beschränkt.
Die Weiße Braunelle wächst in trockenen Magerwiesen, an steinigen Südhängen, auf Bachschutt und in lichten Eichen- und Föhrengehölzen. Sie ist in Mitteleuropa eine Charakterart der Festuco-Brometea-Klasse, kommt aber auch in Gesellschaften der Verbände Cirsio-Brachypodion oder Geranion sanguinei vor.[3] Sie steigt nur ausnahmsweise höher als die Weinrebe, so etwa in Tirol bis 1300 m Höhe über dem Meeresspiegel.
Artenschutz
Gefährdung in Deutschland: Kategorie 3+: gefährdet. Die Art sollte wegen ihrer Seltenheit und Gefährdung nicht gesammelt werden.
Bastardisierung
Die Arten der Gattung Prunella neigen stark zur Bildung von Bastarden. Oft werden sie nicht als solche erkannt, da in vielen Fällen einer der Elternteile (besonders die seltenere Prunella laciniata) fehlt oder übersehen wurde. Die Hybriden überdauern aber, wenn etwa Prunella laciniata nicht mehr vorhanden ist. Hybride Formen, bei denen Prunella laciniata ein Elternteil ist, lassen sich durch gewisse typische Merkmale doch erkennen. Verwechslungen sind möglich durch weißblühende Formen von Prunella vulgaris (f. leucantha). Diese sind jedoch weniger behaart und die Blüten deutlich kleiner.
- Prunella laciniata × Prunella vulgaris = Prunella ×intermedia Link. Besondere Kennzeichen der abgebildeten Exemplare: Blüten weiß mit violetten Flecken, Stängelblätter sowohl ganzrandig als auch fiederschnittig in allen Variationen.
- Prunella laciniata × Prunella vulgaris = Prunella ×intermedia Link. Besondere Kennzeichen der abgebildeten Exemplare: Blüten weiß, alle Blätter ganzrandig
- Prunella laciniata × Prunella grandiflora = Prunella ×dissecta Wenderoth. Besondere Kennzeichen der abgebildeten Exemplare: Blüten groß, weiß, Blätter meist fiederspaltig. Scheinähren über den obersten Laubblättern deutlich gestielt.
- Prunella vulgaris f. leucantha Schur. Kein Bastard mit Prunella laciniata, sondern eine weißblühende Form von Prunella vulgaris. Kennzeichen: Habitus von Prunella vulgaris, jedoch weiße Blüten.
Quellen
Literatur
- Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. 2. Auflage. Band V. Teil 4: Angiospermae: Dicotyledones 3 (4) (Labiatae – Solanaceae). Carl Hanser bzw. Paul Parey, München bzw. Berlin/Hamburg 1964, ISBN 3-489-78021-3, S. 2378–2379 (unveränderter Nachdruck von 1927 mit Nachtrag).
- Konrad von Weihe (Hrsg.): Illustrierte Flora. Deutschland und angrenzende Gebiete. Gefäßkryptogamen und Blütenpflanzen. Begründet von August Garcke. 23. Auflage. Paul Parey, Berlin/Hamburg 1972, ISBN 3-489-68034-0.
- Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
- Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz. Mit Berücksichtigung der Grenzgebiete. Bestimmungsbuch für die wildwachsenden Gefässpflanzen. Begründet von August Binz. 18. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Schwabe & Co., Basel 1986, ISBN 3-7965-0832-4.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 6., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1990, ISBN 3-8001-3454-3.
Einzelnachweise
- Eckehart J. Jäger, Klaus Werner (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. 10., bearbeitete Auflage. Band 4: Gefäßpflanzen: Kritischer Band. Elsevier, Spektrum Akademischer Verlag, München/Heidelberg 2005, ISBN 3-8274-1496-2.
- Rafaël Govaerts (Hrsg.): Prunella laciniata. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 15. September 2019.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 799.
Weblinks
- Weiße Braunelle. FloraWeb.de
- Weiße Braunelle. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Prunella laciniata (L.) L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 15. Februar 2016.
- Thomas Meyer: Braunelle Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2, 1753, S. 600 (Erstbeschreibung als Varietät von Prunella vulgaris)