Wechselwirtschaft

Wechselwirtschaft i​st ein Begriff a​us der Agrarwissenschaft u​nd bezeichnet a​lle Bodennutzungssysteme, b​ei denen verschiedene Nutzungsarten z​ur Anwendung kommen. Diese s​ind in d​er Regel unterschiedlich intensiv: Eine intensive ackerbauliche Nutzung k​ann sich m​it einer extensiven Nutzungsform a​ls Grünland abwechseln. Dies w​ar in d​er vorindustriellen Zeit u​nd vor d​er Erfindung d​es Kunstdüngers d​urch Justus v​on Liebig i​n der Regel a​uch notwendig, d​a Dünger e​in knappes Gut darstellte u​nd der d​urch das Vieh produzierte Dünger n​icht ausreichte, u​m alle Parzellen gleichermaßen m​it Dünger z​u versorgen.

  • Feld-Wald-Wechselwirtschaft war lange Zeit vor allem in den Mittelgebirgen wie Spessart oder Odenwald typisch. In Oberfranken ist sie auch für den Randbereich von Hufenfluren beschrieben. Nach einer intensiven Zeit als Acker wurde das Land wieder aufgeforstet. Zur Aufforstung wurden meist Birken und Eichen verwendet, die auch bei der Pottasche beziehungsweise bei der Gewinnung von Gerbstoffen eine Rolle spielte.
  • Feld-Moor-Wechselwirtschaft war für den Nordwesten Deutschlands typisch. Ein oberflächig entwässertes Hochmoor wurde abgebrannt und dann für einen Zeitraum von sieben bis 10 Jahren zum Anbau von Buchweizen genutzt. In der darauf folgenden Ruhezeit von etwa 30 Jahren beweidete man die Flächen extensiv.
  • Feld-Gras-Wechselwirtschaft ist die verbreitetste Form der Wechselwirtschaft. Die Parzellen wurden wechselweise als Acker- oder Grasland genutzt. Dabei handelte es sich oft um eine geregelte Feldgraswirtschaft, im Gegensatz zu der ungeregelten Feldgraswirtschaft in traditionellen Landwirtschaftsformen.[1]
    • Die Koppelwirtschaft ist typisch für die Marschlande in Deutschland und Dänemark. Der Name Koppelwirtschaft leitet sich aus der charakteristischen Einfriedung der Parzellen mit Gräben, Wällen oder Hecken ab. Die auch als Knicks bezeichnen Grünlandhecken wurden bewusst von den Menschen angepflanzt, um die Weidetiere einzufrieden und die Ackerflächen vor Erosion zu schützen. In der traditionellen Form folgte nach einem Jahr Brache, eine drei bis siebenjährige Acker- und eine dreijährige Weidenutzung. Die Grassamen wurden dabei unmittelbar mit der letzten Getreidesaat eingebracht.[1]
    • Die Egartwirtschaft war eine typische Wirtschaftsform im Alpenraum. Dabei wechselt sich eine mehrjährige Wiesennutzung mit einer maximal vierjährigen Ackernutzung ab.[1]
  • Feld-Heide-Wechselwirtschaft ist typisch für die Schiffelwirtschaft im Rheinischen Schiefergebirge und maßgeblich für die Entstehung der Besenginsterheide.
  • Feld-Teich-Wechselwirtschaft ist eine der ungewöhnlichsten Wechselwirtschaften. Parzellen, die über mehrere Jahre als Teiche genutzt wurden, wurden abgelassen und für ein oder zwei Jahre wieder ackerbaulich genutzt.

Einzelnachweise

  1. Landwirtschaftliche Betriebssysteme. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. (zeno.org).
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