Weberei Anton Merz

Die Weberei Anton Merz w​ar eine Wollweberei i​n Greiz, Thüringen.

Geschichte

Die Firma Anton Merz wurde 1836 von Anton Merz (1806–1872) in Greiz als Faktorei gegründet, die sich später unter dessen Sohn Carl Anton Merz (1831–1891) auf die Produktion von reinwollenen Damenkleider-, Kostüm- und Herrenstoffen ausrichtete. 1855 wird die Firma in Quellenanweisung über Bezug und Absatz der Handelsartikel mit besonderer Berücksichtigung der vaterländischen Industrie als Handbuch und Rathgeber für Kaufleute, Fabrikanten und Gewerbetreibende" als "Thibet- und Wollenwaarenmanufactur von Anton Merz in Greiz im Voigtlande[1] mit Nennung des Messestands in Leipzig und Braunschweig aufgeführt. 1867 erhält Anton Merz die Genehmigung zum Bau einer Weberei für 100 Stühle und der dazugehörigen Betriebsräumlichkeiten im Aubachtal, obwohl der Stadtrat abrät, da für das Aubachtal noch kein Bebauungsplan vorliege und "da eine Ausdehnung des städtischen Häuserkomplexes bis zu dieser Fabrik kaum jemals möglich sein wird".[2] Wann Merz diese Fabrik offensichtlich verkauft und eine neue Fabrik in der Zeulenrodaer Straße erbaute ist noch unklar. Carl Anton Merz war eine für Greiz wichtige Person und bekleidete etliche Ämter, u. a. war er drei Jahre lang Abgeordneter im Deutschen Reichstag.[3] 1892 hatte die Firma 160 Mitarbeiter. Weitergeführt wurde die Firma von Sohn Albin Merz bzw. seiner Frau Jenny, die im Jahr 1892 im Adressbuch als Kaufmann eingetragen ist, und deren Sohn Anton Gustav Albin Armin Merz (1873–1932). Die Firma ging 1929 Konkurs.

Firmen- und Wohngebäude

Die zuerst errichtete Fabrikanlage w​ird im Adressbuch 1873 i​m II. Bezirk a​ls Nr. 85, 1878/79 u​nter der Nummer 91 i​n der Reichenbacher Straße geführt. 1913 (nun u​nter den Hausnummern Reichenbacher Straße 65,67 u​nd 67a) gehört d​iese Fabrikanlage bereits Friedrich Arnold, 1926 i​st es i​mmer noch so. 1937 i​st im Adressbuch Alfred Demmrich m​it Beruf "Geschäftsinhaber" eingetragen, e​r betreibt e​ine Tankstelle u​nd Autoreparaturwerkstatt a​uf dem Gelände.[4][5]

Die später errichtete Fabrik d​es Unternehmens befindet s​ich in d​er Zeulenrodaer Straße 42–44 (früher Nr. 16) i​n Greiz.

Nach d​em Konkurs 1929 übernahm d​ie Firma Heyer & Co. d​as Areal[6]. Damit w​urde aus d​er Weberei e​ine "Luxuskartenfabrik" (Adressbuch 1930). 1932 i​st jedoch bereits d​ie die Papierverarbeitung Johannes Förster i​n den Gebäuden nachweisbar. Ab 1953 befand s​ich dann i​n den Gebäuden d​er VEB Buch- u​nd Stahlstichdruck, d​eren Nachfolger s​ich heute i​n Pohlitz befinden.

Die Firmengebäude stehen u​nter Denkmalschutz[7].

Die Villa v​on Anton Merz befindet s​ich auf d​em von-Westernhagen-Platz 5, d​em damaligen Marienplatz u​nd erfuhr später verschiedene Nutzungen. Eine jüngere Villa befindet s​ich hoch über d​er Mündung d​er Göltzsch n​ahe der "Schönsicht" a​uf der Frauenlobstraße 1, i​n einem Haus g​anz in d​er Nähe wohnten weitere Familienmitglieder (Haus Schönsicht).

Gegenwart

Die Fabrikanlage d​er ersten Weberei i​n der Reichenbacher Straße/Ecke Brauereistraße i​st bis a​uf ein Wohngebäude n​icht mehr erhalten. Die ehemalige Firma i​n der Zeulenrodaer Straße w​urde renoviert u​nd ist weitestgehend erhalten. Sie beherbergt h​eute das Textilforschungsinstitut Thüringen-Vogtland e.V.[8]

Literatur

  • Dietfried Köhler: Die historisch-geographische Entwicklung der Industrie des Kreises Greiz – unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung der Stadt Greiz. Inauguraldissertation: Greiz, 1968. Stadt- und Kreisbibliothek Greiz
  • Landkreis Greiz (Herausgeber Landratsamt Kreis Greiz): Villen, Bürger - und Geschäftshäuser im Landkreis Greiz Druckerei Tischendorf, Greiz, 2011
  • Die Geschichte der Greizer Textilindustrie: Blüte und Verfall – erarbeitet von Günter Kanis, Ursula Frosch und Monika Bucksch. Greiz 1992/93, veröffentlicht in 3 Heften des „Heimatboten“ 1994/1995
  • Die wirtschaftliche Entwicklung in der Stadt Greiz während des 19. Jahrhunderts Friedrich Beck, Weimar 1955, Hermann Böhlaus Nachfolger

Einzelnachweise

  1. Quellenanweisung über Bezug und Absatz..., Leipzig, Literatur-Bureau, 1855
  2. Die wirtschaftliche Entwicklung in der Stadt Greiz während des 19. Jahrhunderts. Friedrich Beck, Hermann Bölaus Nachfolger, Weimar, 1955
  3. http://www.reichstag-abgeordnetendatenbank.de/selectmaske.html?pnd=133979210&recherche=ja Datenbank Reichstag
  4. Adreß- und Geschäftshandbuch der Residenzstadt Greiz 1873, 1878/79
  5. Adreßbuch der Fürstl. Residenzstadt Greiz u. Umgebung 1913 und folgende
  6. Anita Waldmann in Greizer Bilderbogen, Greizer Heimatkalender
  7. Denkmalliste Greiz 1. März 2002. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Amtsblatt Greiz Nr. 6 2002. 7. Juni 2002, ehemals im Original; abgerufen am 28. August 2015.@1@2Vorlage:Toter Link/reussischefuerstenstrasse.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  8. http://www.titv-greiz.de/ Textilforschungsinstitut Thüringen-Vogtland e.V.
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