Wasserturm Favoriten
Der Wasserturm Favoriten ist ein Wahrzeichen des 10. Wiener Gemeindebezirkes Favoriten. Das markante Bauwerk im Stil des industriellen Historismus findet sich auf der Kuppe des Wienerberges, Windtenstraße 3 und ist vom Süden weithin sichtbar.
Geschichte
Der heute denkmalgeschützte Wasserturm wurde von Franz Borkowitz entworfen und in den Jahren 1898 bis 1899 errichtet. Ein Teil des Baumaterials kam aus Kaisersteinbruch, harter Kaiserstein aus dem Hausbruch und Neukaiserstein aus dem Kapellenbruch der Familie Amelin. Der Turm war Teil eines größeren Gebäudekomplexes und diente zur Versorgung der höher gelegenen Gebiete des 10. und 12. Bezirkes Wiens, für die der Druck vom unmittelbar daneben liegenden Wasserbehälter Wienerberg nicht ausreichte.
Zu dieser Zeit wies Wien ein außerordentlich starkes Bevölkerungswachstum und damit einen stetig wachsenden Trinkwasserverbrauch auf. Nach der Inbetriebnahme der II. Wiener Hochquellenwasserleitung im Jahre 1910 war der Turm nur noch fallweise in Betrieb, wenn etwa die Hochquellenwasserleitung für Instandhaltungsarbeiten trockengelegt wurde.
Seit 1956 wurde der Wasserturm nicht mehr zur Wasserversorgung genutzt. Eine aufwendige Generalsanierung des Wahrzeichens erfolgte in den Jahren 1988 bis 1990 mit Kosten von 15 Millionen Schilling. Das Innere des Turms wird als Raum für Ausstellungen auch zum Thema Wasser oder andere Veranstaltungen genutzt. Heute kann der Turm an 7 Monaten im Jahr an bestimmten Tagen gegen Voranmeldung bei kostenloser Führung besichtigt werden (Stand Mai 2014). Zuletzt via Wendeltreppe in der Mitte des Kegeldachs gelangt man auf 48 m Höhe und hat von einem Rundgang, der außenliegend oberhalb des Kegeldachs um die Laterne führt, einen guten Ausblick auf die Stadt.
Am Gelände westlich des Turms wurde der Wasserspielplatz Wasserturm eingerichtet, auf dem im Juni 2014 wieder ein Wasserfest für Kinder gefeiert wurde. Im Jänner 2014 spielte Martin Küchen Saxophon im Wasserbehälter.[1]
Bauliche Details
Der Wasserturm Favoriten hat eine Gesamthöhe von 67 Metern.[2] Zwei Stahlblechbehälter im Inneren des Turmes konnten etwa auf Höhe der unteren rundumlaufenden Fensterreihe insgesamt 1000 Kubikmeter Wasser speichern. Der zentrale kelchförmige ruht auf einem 25 m hohen Mauerzylinder und hat wie eine Glasflasche einen mittig kugelkalottenförmig nach oben gewölbten Boden. Rundherum weitet er sich kegelförmig, um ganz oben zylindrisch auszulaufen. Ein viel kleinerer Behälter, ebenfalls aus zweireihig genietetem Stahlblech, läuft als zylindrischer Ring rund um die Basis des Kelchs und stützt sich über Träger auch in der Außenwand ab.
Das Rohziegelmauerwerk der Turmaußenwand – durchgängig mit Abstand von den Wasserbehältern – bildet einen Zylinder, der an der Basis innen 16,7 m Durchmesser aufweist. Die Wandstärke verjüngt sich von unten 2,3 m oder samt Streben 3,2 m auf oben 1 m. An der Wandinnenseite führt eine 203 m lange innerhalb Geländer 1 m breite „Aufgang-Rampe“ in Form einer Schraubenlinie (vulgo Spirale) bis auf die Höhe der Wasserbehälter. Es ist zu vermuten, dass sie für den rollenden Transport von schweren Bauteilen eingerichtet wurde. Baumaterial, etwa die Stahlprofile für den Dachstuhl, sind wohl typisch mit Ausleger und Umlenkrolle zu einem der großen oberen Fenster hochgekrant worden.
Am alten Grundrissplan ist zu erkennen, dass der behältertragende Mauerzylinder 5,8 m Innen- und 8,8 m Außendurchmesser aufweist, ein Speiserohr und ein Überfallrohr führen nach oben. Im abgetrennten Maschinen- und Heizhaus weiters zwei Dampfmaschinen-Pumpen-Aggregate, ein Dampfkessel mit Kohlenzufuhr-Geleise der Spurweite 40 cm zum Kohlendepot. Die 2 Saugleitungen wiesen nahe der Pumpen Windkessel auf, die Druckleitung verlief in einem „Druckrohrcanal“, der außen an den Gebäudewänden mit Gittern gedeckt war. Außerhalb standen der Schlot mit 3 m Basisdurchmesser, eine „Brücken-Wage“ und ein Wohnhaus.
Literatur
- August Hanisch, Heinrich Schmid: Österreichs Steinbrüche. Verzeichnis der Steinbrüche, welche Quader, Stufen, Pflastersteine, Schleif- und Mühlsteine oder Dachplatten liefern. Graeser, Wien 1901. (Online bei ALO).
- Das Wasserwerk der Wiener Hochquellenleitung im X. Bezirke (Favoriten), mitgetheilt von Fr. Borkowitz, Bau-Inspector des Stadtbauamtes. Sonderabdruck aus der Zeitschrift des Oesterreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines, Heft 4/1900, Wien 1900. Selbstverlag des Verfassers, o. O., o. J.
Einzelnachweise
- https://www.youtube.com/watch?v=D75xWd26_Oc Martin Küchen -- Wiener Wasser, Saxofonspiel im Wasserbehälter, youtube-Video von Johannes Heuer, 9. Februar 2014, abgerufen am 23. Mai 2014
- Baudenkmäler der Technik und Industrie in Österreich
Weblinks
- Wasserturm auf wien.gv.at, und Video stadtUNbekannt: Wasserturm Favoriten, ebenfalls von wien.gv.at, 2014
- Geologische Bundesanstalt: Wasserturm Favoriten