Wasserturm Bernau
Der Wasserturm Bernau ist ein unter Denkmalschutz stehendes neugotisches Technikbauwerk aus den Jahren 1910/11, dessen Hochbehälter bis 1995 zur Trinkwasserversorgung der Einwohner von Bernau bei Berlin diente. Er befindet sich im Besitz der Stadtwerke Bernau und wird seit seiner Stilllegung kulturell genutzt.
Wasserturm Bernau | |
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Gesamtansicht des Turms im Januar 2012 von Nordosten | |
Daten | |
Baujahr/Bauzeit: | 1910–1911 |
Architekt: | Emil Prinz (Ingenieur) und Otto Stiehl (Architekt für die Fassade) |
Turmhöhe: | 43,90 m |
Behälterhöhe: | 8,75 m |
Behältervolumen: | 3500 m³ |
Betriebszustand: | seit 1995 stillgelegt |
Umnutzung: | Kultureinrichtung (gelegentlich) |
Denkmalschutz: | ja |
Geschichte
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als auch in Bernau die Einwohnerzahlen rapide stiegen, wurde der Bau eines Wasserwerks und eines Wasserturms zur Trinkwasserversorgung notwendig. Die Stadtverwaltung erwarb im Januar 1910 vom Bankier Mendelssohn eine Wiesenfläche von rund 40.030 Quadratmeter für das Wasserwerk[1] und stellte für den Hochbehälter ein Grundstück in Zentrumsnähe auf dem Mühlenberg, der höchsten Erhebung Bernaus, bereit.[2] Dann suchte die Stadtverwaltung geeignete Architekten und Ingenieure für den Bau.
Der „Zivilingenieur für Wasserwerks- und Kanalisations-Anlagen“ Emil Prinz in Deutsch Wilmersdorf[3] verfügte bereits über einige Jahre Erfahrung im Bau von Wasserversorgungsanlagen. Ihm wurden zunächst für ein Honorar von 3000 Mark die Planungsarbeiten übertragen. Prinz plante sowohl das Wasserwerk als auch den Turm samt dem notwendigen unterirdischen Wasserleitungsnetz und ermittelte für die Baukosten eine Mindestsumme von 340.000 Mark.
Nach Diskussion im Stadtparlament und einigen Änderungen an den Plänen wurde das Projekt dem zuständigen Regierungspräsidenten in Potsdam zur Genehmigung vorgelegt, die am 14. Februar 1910 erteilt wurde (durch den stellvertretenden Regierungspräsidenten von Grissing). Die Bauausführung unter Leitung von Prinz konnte beginnen, am 27. Mai 1910 erfolgte der erste Spatenstich zu den Erdarbeiten für das drei Meter tiefe Stufenfundament des Turms.[1]
Der größte Außendurchmesser in der Tiefe beträgt 13 Meter, der Innendurchmesser liegt bei 10 Meter. Bis zu fünf Meter über Straßenniveau reicht der Sockel, der aus Natursteinen gemauert wurde. Der folgende Hochbau erfolgte mit Backsteinen, wobei der Schaft nahtlos in die Spitze übergeht. Als architektonischen Schmuck wählten Prinz und der Architekt Otto Stiehl dem damaligen Zeitgeist entsprechend neogotische Stilelemente. Sie sind vor allem im Eingangsbereich und am Turmkopf zu erkennen, der an einen mittelalterlichen Burgturm erinnert. Alle abgeschrägten äußeren Ecken entstanden nach dem Vorschlag des Architekten aus einem typisierten Formstein. Der Turm wurde noch im gleichen Jahr fertiggestellt, wie die Inschrift über dem Eingang angibt: „Erbaut 1910“. Der Anschluss an das Leitungsnetz und die Installation der technischen Ausstattung führten zur Inbetriebnahme der neuen Wasserversorgungsanlagen im Jahr 1911.
Bauwerk und technische Details
Im Inneren des Rundbaus wurde ein Hochbehälter mit einem Außendurchmesser von acht Metern eingebaut, der selbst auf einer Mauerwulst gelagert ist. Der Kessel ist 8,75 Meter hoch. Nach damaligen technologischen Möglichkeiten wurde der Behälter aus Stahlsegmenten hergestellt und genietet. Sein Leergewicht beträgt etwa drei Tonnen, sein Fassungsvermögen 3500 Kubikmeter. Die Plattform direkt unter dem Wasserkessel ist über eine freistehende viereinhalbetagige Stahltreppenkonstruktion erreichbar und befindet sich rund 20 Meter über dem Straßenniveau. Die Zulaufrohre haben Durchmesser von 200 Millimeter, die Ablaufrohre von 250 Millimeter. Auf der Plattform sind Hand-Ventile zur Bedienung untergebracht.
Am oberen Rand des Behälters ist ein Umlauf eingebaut,[2] der zu Inspektions- und Reparaturzwecken genutzt wurde; er kann nur über eine Leiter erreicht werden.
Der Großteil der technischen Geräte wie Pumpen, Rohre, Ventile wurde (nach Originalmaterialien im Turm) von der Maschinenfabrik Cyclop Mehlis & Behrens[4] aus Berlin (Pankstraße 14 und 15) geliefert und im Sommer 1910 eingebaut.
Der zur Einspeisung in das Wasserrohrsystem der Stadt Bernau erforderliche Druck wurde vor Ort mittels Manometer gemessen. In späteren Betriebsjahren wurden die Werte per Telefon-Standleitung zum Wasserwerk übermittelt und dort eingeregelt.
Nutzung
Nach der Stilllegung des Turmes im Jahr 1995 stand er eine Zeit lang leer. Seit circa 2009 wird er kulturell genutzt, unter anderem für Konzerte.[5][6] In Abstimmung mit dem PANKE-Park Kulturkonvent Bernau e. V. oder mit den Stadtwerken Bernau oder über den Wasser- und Abwasserverband „Panke/Finow“ können Besichtigungen vereinbart werden.
In der Umgebung des Wasserturms
Unmittelbar östlich schließen sich eine Turnhalle und der Sportplatz an, der von mehreren Bernauer Schulen und vom FSV Bernau genutzt wird. An der Oranienburger Straße, in Höhe des Turms, gibt es eine Kindertagesstätte unter der Regie des DRK, die sich Kita Kinderland am Wasserturm nennt und gleich daneben eröffnete 1998 ein Montessori-Kindergarten.[7] Ebenfalls ganz in der Nähe ist das St.-Georgen-Hospital zu finden, ein weiteres Bernauer Baudenkmal.
Literatur
- Informationsblatt Der Wasserturm in Bernau, aus Anlass des Tages des offenen Denkmals 2010 ausgegeben
Weblinks
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09175331 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- Die technikfreun.de mit einigen Informationen zum Wasserturm Bernau
Einzelnachweise
- Karl Bülow: Ein Riese wird 100. In: Märkische Oderzeitung, 14. Juni 2011; zur Geschichte des Wasserturms.
- Sehenswürdigkeiten. Kurzinformation auf der Stadthomepage, abgerufen am 14. März 2012.
- Prinz, E. (Ingenieur). In: Berliner Adreßbuch, 1910, Teil 1, S. 2170. „W 15, Meierottostraße 5“.
- Maschinenfabrik Cyclop Mehlis & Behrens In: Anzeiger zum Centralblatt der Bauverwaltung, 4. November 1882, S. 3; abgerufen am 13. Dezember 2012
- Klaus-Peter Rudolph: Huschke bringt den Wasserturm zum Beben. In: Märkische Oderzeitung, 21. Mai 2011; über das E-Cello-Konzert von Wolfram Huschke im Mai 2011 im Bernauer Wasserturm
- Ankündigung eines Jazz-Konzerts im Bernauer Wasserturm am 5. Mai 2012
- Website des Montessori-Kindergartens