Wandsbeker Schloss
Das Wandsbeker Schloss war ein spätbarockes Herrenhaus im holsteinischen Ort Wandsbek, der heute als Stadtteil zu Hamburg gehört. Es wurde Ende des 18. Jahrhunderts auf den Resten der älteren Wandesburg erbaut und 1861 abgebrochen.
Geschichte
1564 erwarb Heinrich Rantzau das Gut Wandsbek und ließ anstelle des vorhandenen Gutshauses, das wahrscheinlich aus der Zeit um 1520 stammte, eine dreiflügelige Wasserburg errichten und nannte sie Wandesburg. Neben Wandsbek besaß Rantzau unter anderem auch das Schloss Rantzau und die Breitenburg. Rantzau gehörte zu den sogenannten Humanisten und pflegte weitreichende Kontakte. Zu seinen Gästen auf der Wandesburg gehörte der Astronom Tycho Brahe, der hier von Oktober 1597 bis September 1598 für elf Monate arbeitete und forschte und für den der Schlossturm zu einem Observatorium umgestaltet wurde.
1641 kam das Schloss Wandsbeck durch Tausch in den Besitz von Christian Graf von Pentz, Statthalter in dänischen Diensten von Glückstadt und Schwiegersohn von Christian IV. von Dänemark. 1645 ging es allerdings bereits an den Hamburger Kaufmann Balthasar Behrens über, der es von 1645 bis 1648 grundlegend umbaute.
1679 erwarb Friedrich Christian Kielman von Kielmansegg das Schloss. 1705 verkaufte er es seinem Schwiegersohn Joachim von Ahlefeldt (1670–1744), der das Gut stark vernachlässigte und 1740 Konkurs anmelden musste.[1]
1762 ging der Besitz an den Kaufmann Heinrich Carl von Schimmelmann, der zuvor schon das Ahrensburger Schloss als Sommersitz erworben hatte. Schimmelmann ließ das alte Herrenhaus abreißen und auf den Fundamenten von Carl Gottlob Horn das Wandsbeker Schloss errichten und mit einem umfangreichen Garten am Übergang von einem Barockpark zu einem Landschaftsgarten umgeben. Das Schloss gehörte zu den berühmtesten Anlagen seiner Zeit in der Region und wurde durch die Schimmelmanns zu einem Zentrum von Kultur und Gesellschaft.
Die Nachfahren Schimmelmanns gerieten im Laufe des 19. Jahrhunderts in finanzielle Schwierigkeiten. 1857 verkauften sie den Wandsbeker Besitz für 230.000 Reichstaler an Johann Anton Wilhelm von Carstenn. Die Ländereien wurden vom neuen Besitzer parzelliert und weiterverkauft, das Schloss 1861 abgebrochen. Auf dem einstigen Schlossgelände wurden Stadtvillen und Wohnhäuser errichtet, wodurch der heutige Hamburger Stadtteil Marienthal entstand. Ein Teil des einstigen Schlossgartens ist als öffentliche Grünanlage Wandsbeker Gehölz erhalten geblieben.
Das Schlossgelände heute
Von der Wandesburg und dem Schimmelmannschen Schloss sind heute keine sichtbaren Spuren mehr vorhanden. An den einstigen Standort des Schlosses erinnern lediglich die Straßennamen Schloßstraße, Schloßgarten sowie die benachbarte Rantzaustraße.
Erhalten geblieben sind außerdem einige Architekturfragmente: So war der bauplastische Wappenschild der Attika des Schlosses bis 1980 im Eichtalpark aufgestellt, heute wird er in einem Nebeneingang des Bezirksamts Wandsbek aufbewahrt. Zwei Löwenplastiken und zwei Ziervasen aus dem früheren Schlosspark säumen heute den Wandsbeker Marktplatz. Die Sandsteinvasen brachte Schimmelmann 1757 bei seiner Übersiedlung nach Hamburg aus Dresden mit. (unter Deckmalschutz seit 1943)[2] Ein unterirdischer Baurest der alten Wandesburg wurde 2009 in die Liste der Bodendenkmäler aufgenommen.[3]
- Wappenschild der Attika im Bezirksamt Wandsbek
- Ziervase aus dem früheren Schlosspark
- Eine von zwei Löwen-Plastiken am Wandsbeker Marktplatz
- Info-Tafel des Wandsbeker Bürgervereins zu den Löwenplastiken …
- … sowie den Sandstein-Vasen.
Literatur
- Tatjana Ceynowa: Das Wandsbeker Herrenhaus des Heinrich Rantzau. Zur Geschichte eines Adligen Gutes in Holstein. Ludwig, Kiel 2004, ISBN 3-933598-88-5 (Kieler kunsthistorische Studien. Band 7) (z. T. online).
- J. Frank, M. Pommerening: Das Wandsbeker Schloss. Rantzau, Brahe und die Familie Schimmelmann. Muehlenbek Verlag, 2004 (Verlagsanzeige)
- Joachim W. Frank: Der Wandsbeker Schlosspark und seine Ausstattung, in: Die Ordnung der Natur, Vorträge zu historischen Gärten und Parks in Schleswig-Holstein, in: Veröffentlichungen des Landesarchivs Schleswig-Holstein, Band 96, 2009, S. 37ff. Digitalisat
Weblinks
- Darstellung auf der Rantzau-Tafel (drittes von oben)
Einzelnachweise
- Tatjana Ceynowa: Das Wandsbeker Herrenhaus des Heinrich Rantzau: zur Geschichte eines Adligen Gutes in Holstein; S. 228
- Flyer vom Bürgerverein Wandsbek zu historischen Rundgängen, Oktober 2004
- Denkmalliste der Freien und Hansestadt Hamburg, Stand 13. April 2010 (PDF; 915 kB) (Memento vom 27. Juni 2011 im Internet Archive)