Walter Joss
Walter Joss (* 4. November 1875 in Bern; † 24. März 1915 ebenda) war ein Schweizer Architekt des Heimatstils.
Ausbildung und Karriere
Joss erhielt nach der Maturität 1894 am Freien Gymnasium Bern im Baugeschäft seines Onkels in Worb eine erste Ausbildung, bevor er ab 1896 bis 1898 an der Königlichen Württembergischen Baugewerkeschule in Stuttgart studierte. Nach dem Abschluss an der eher praktisch orientierten Hochschule setzte er seine Studien bis 1901 an den Technischen Hochschulen Stuttgart bei Gustav Halmhuber sowie in Karlsruhe fort, unter anderem bei Josef Durm und Carl Schäfer. Gegen Ende des Studiums arbeitete er 1899 bis 1900 bei Curjel und Moser in Karlsruhe, für die er 1902 bis 1905 die Bauleitung der Pauluskirche in Bern übernehmen durfte. Daraufhin konnte er 1906 sein eigenes Büro in Bern gründen, tat sich im Jahr darauf mit Hans Klauser (1880–1968) zur Firma Joss & Klauser, Architekten zusammen. 1907 bis 1909 war er zudem Hochschullehrer am Technikum Burgdorf.
Der Grossteil des relativ kurzen Schaffens des Architekten ging aus dieser Büropartnerschaft hervor, lediglich die Villa Hermon plante er noch aus seiner Anstellung bei Curjel und Moser heraus.[1] Die Bürogemeinschaft erreichte eine ganze Reihe von Wettbewerbserfolgen, etwa beim Nationalbankgebäude in Bern (1908), der Post in Aarau, der Kantonalbank in Chur (1909) und dem Kunstmuseum in Basel an der Elisabethenschanze (1910). Ausgeführt wurden das Berner Schulhaus auf dem Breitfeld,[2] das Schul- und Gemeindehaus in Oftringen (1911 bis 1912) und das Zunfthaus zur Schmieden mit dem Kaufhaus Grosch & Greiff (1912 bis 1913)[3], ausserdem postum die Berner Kunsthalle in redimensionierter Form (Entwurf 1911, Ausführung 1917 bis 1918). Ausserdem war das Büro bei Brückenkonkurrenzen erfolgreich, etwa bei den Rheinbrücken von Rheinfelden (1909, zusammen mit Robert Maillart), Laufenburg (1912) und der Lorrainebrücke, Wettbewerb von 1910, ebenfalls mit Maillart, die dann 1929 nach veränderten Plänen postum erbaut wurde.
Joss, der 1908 Mitbegründer des BSA (1911 bis 1914 dessen Präsident) war und Mitglied der GSMBA (Gesellschaft schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten) sowie des Heimatschutzes, war zusammen mit Eduard Joos und Wilhelm Bracher Hauptarchitekt der Schweizerischen Landesausstellung 1914. Ausserdem baute das Büro eine Reihe von Villen bzw. Einfamilienhäusern in den damaligen Aussenbezirken von Bern, vor allem Kirchenfeld, Länggasse und Mattenhof. Joss starb, nachdem er im Ersten Weltkrieg als Offizier acht Monate Feldwachdienst abgeleistet hatte, unerwartet an einer Blinddarmentzündung.
Literatur
- Anne-Marie Biland: Joss, Walter. In: Isabelle Rucki und Dorothee Huber (Hrsg.): Architektenlexikon der Schweiz – 19./20. Jahrhundert. Birkhäuser, Basel 1998. ISBN 3-7643-5261-2. S. 300
- N.N.: Walter Joss (Nekrolog). In: Schweizerische Bauzeitung. Band 65, Nr. 14, 1915, S. 159 f. ().
- N.N.: Walter Joss (Nekrolog). In: Die Schweizerische Baukunst. Band 7, Nr. 5/6, 1915, S. 36 ().
- Doris Wild: Joß, Walter. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 19: Ingouville–Kauffungen. E. A. Seemann, Leipzig 1926, S. 181.
- Renate Treydel: Joss, Walter. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 78, de Gruyter, Berlin 2013, ISBN 978-3-11-023183-0, S. 357.
Weblinks
Einzelnachweise
- N.N.: Wohnhaus an der Habsburgerstrasse in Bern. In: Schweizerische Bauzeitung. Band 47, Nr. 8, 1906, S. 92, 93–94, doi:10.5169/seals-26059.
- Bl. (= Hans Bloesch): Das Breitfeldschulhaus in Bern. In: Werk. Band 47, Nr. 8, 1906, S. 1–12, doi:10.5169/seals-1741.
- N.N.: Der Neubau der Schmiedezunft in Bern. In: Schweizerische Bauzeitung. Band 65, Nr. 19, 1915, S. 218 ff., doi:10.5169/seals-32235.