Waldfenster
Waldfenster ist Ortsteil des unterfränkischen Marktes Burkardroth im bayerischen Landkreis Bad Kissingen. Der Ort liegt direkt an der B 286. Mit der Gemeindegebietsreform 1972 verlor Waldfenster seine Unabhängigkeit.
Waldfenster Markt Burkardroth | ||
---|---|---|
Höhe: | 435 m ü. NHN | |
Einwohner: | 778 (31. Dez. 2020)[1] | |
Eingemeindung: | 1. Januar 1972 | |
Postleitzahl: | 97705 | |
Vorwahl: | 09734 | |
Lage von Waldfenster in Bayern | ||
Geographische Lage
Waldfenster liegt westlich von Burkardroth.
Die durch den Ort verlaufende B 286 führt in nordwestlicher Richtung nach Platz, einem Ortsteil von Geroda, und in südöstlicher Richtung, die St 2290 kreuzend, über den Bad Kissinger Stadtteil Poppenroth nach Bad Kissingen.
Geschichte
Die Namensbedeutung lässt sich nicht genau festsetzen, jedoch gibt es mehrere mögliche Erklärungen:
- Der Name kommt vom Wort Venn gleich Sumpf also ursprünglich Waldvenn
- „Das Dorf mit seiner Gemarkung ist eine kreisrunde Lichtung inmitten endloser Wälder. Es verdient seinen Namen mit Fug und Recht“[2]
- Der Name könnte auch seinen Ursprung in der Person Waltemann haben, da ein Ritter Waltmann in Frauenroth begraben ist und in späteren Aufzeichnungen findet sich der Name Waldmannslohe. Da Lohe Wald bedeutet, dürfte es also als Waldmanns Wald zu deuten sein, denn Waldfenster ist ringsum von Wald umgeben.
Der älteste Nachweis menschlicher Kulturarbeit ist eine Bootsaxt aus der Zeit um 1800 v. Chr., jedoch ist die genaue Gründungszeit unbekannt, doch wahrscheinlich zählt der Ort aufgrund diverser Quellen in der näheren Umgebung zu den ältesten Siedlungen im Salzforst. Der Besitz des Ortes änderte sich im Laufe der Zeit so oft wie auch sein Name. Die historischen Nachweise:
Mittelalter
Eine Aufzeichnung des Klosters Aura aus dem Jahre 1167 führt an:
„Abt Conradus tauschte im Jahre 1167 das Gut Waldemannesroth mit dem Walde und allen Zugehörigen von drei Brüdern ein. Und zwar einen Teil von Warmund von Fuchsstadt, welchem er dagegen 5 Talente und 2 Mausen gab. Die beiden anderen Teile des Gutes ertauschte er von dessen Brüdern, Dietherich von Heustreu und Hartung von Nüteligen, denen er die Güter, welche das Kloster zu Nütelingen besaß abtrat.“
Dass es sich bei diesem Tausch um Waldfenster handeln kann, geht aus späteren Aufzeichnungen des Klosters Aura hervor.
Waldfenster zu Beginn der Neuzeit
1564 fand sich im Kloster Aura folgende Aufzeichnung: „Das Dorf Waldfenster gehört mit Zinsen, Gülten, Frohndienst samt dem Wald und allen Gerechtigkeiten zu den Besitzungen des Klosters Aura“. Der halbe Teil dieses Besitztums gehörte, laut einer Aufzeichnung vom 15. Juli 1564, denen von Hutten und denen von Steinau genannt Steinrück und wurde etliche Jahre vorher an diese durch den Abt übergeben, mit der Verpflichtung, das Kloster im Besitz der anderen Hälfte zu schützen. Kunz von Steinau maßte sich die Herrschaft über das Dorf an und erlaubte dem Kloster, so viel Holz zu schlagen „wie es Notdürftig benötigt, als halben Teil der Zinsen, Gülten und Lehnschaft“.
Abt Leonard verkaufte dieses Recht für 120 Gulden unter der Bedingung, dass wenn der Betrag bis Petri cathedra 1565 nicht von Kunz von Steinau oder dessen Erben gezahlt sei, der Abt die Zinsen, Gülten, Lehnschaften und Wald nutzen darf, bis die gesamte Summe gezahlt ist.
Bauwerke und Anlagen
Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt
Die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt entstand im Jahr 1804 und ersetzte einen steinernen Vorgängerbau am gleichen Standort. In den 1960er Jahren entstand die Waldfensterer St.-Pius-Kirche.
St.-Pius-Kirche
Die St.-Pius-Kirche entstand in den 1960er Jahren als Anbau an die 1804 errichtete Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Der Durchgang zur alten Pfarrkirche befindet sich links neben dem Altar der St.-Pius-Kirche. Diese wurde nach den Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils gestaltet. Da sich die Kirche in einem renovierungsbedürftigen Zustand befindet und die Renovierung höhere Kosten als ein Kirchenneubau verursachen würde, wurde für das Jahr 2010 zunächst der Bau einer neuen Kirche und der Abriss des bisherigen Kirchbaus beschlossen.[5][6] Im August 2018 wurde die bisherige St.-Pius-Kirche abgerissen; bis zum Jahr 2020 soll sie an die Mariä-Himmelfahrt-Kirche angebaut werden.[7]
Wendelinuskapelle
Die Wendelinuskapelle wurde im Jahr 1965 am Standort der alten Kreuzwegkapelle errichtet. Sie enthält unter anderem auch Teile der Ausstattung der Vorgängerkapelle. Um die Wendelinuskapelle herum befinden sich ein Kreuzweg und eine Darstellung der fünf Wunden Christi.
Baudenkmäler
Bürgermeister
Name | Amtsbezeichnung | Amtszeit |
---|---|---|
Hans Fell | Schultheiß | 1736–1762 |
Michael Schlereth | 1762–1782 | |
Michael Wehner | 1782–1793 | |
Lorenz Schlereth | 1793–1801 | |
Jörg Herold | 1804–1818 | |
Bastian Wehner | Ortsvorstand | 1818–1819 |
Kaspar Pfülb | 1819–1827 | |
Johann Schlereth | Vorsteher | 1827–1831 |
Michael Schlereth | 1831–1839 | |
Michael Straub | 1839–1856 | |
L. Albert | 1856–1872 | |
Johannes Pfülb | Bürgermeister | 1872–1875 |
Müller | 1875–1881 | |
Amrhein | 1882–1893 | |
Burkard Schlereth | 1894–1916 | |
Kleinhenz | Beigeordneter | 1916–1917 |
Theodor Kleinhenz | 1. Bürgermeister | 1918–1924 |
Siegfried Schlereth | 1925–1944 | |
Markus Wehner | 1945–1950 | |
Siegfried Schlereth | 1950–1956 | |
Eugen Voll | 1956–1966 | |
Ehrenfried Schlereth | 1966–1971 | |
Ludwig Moritz | 1. Bürgermeister (nach der Gebietsreform) | 1972–1978 |
Rudolf Rost | 1978–1990 | |
Emil Müller | 1990–2008 | |
Waldemar Bug | 2008–2020 | |
Daniel Wehner[8] | seit 2020 |
Persönlichkeiten
- Martin von Dittelberger (1871–1945), Offizier
- Eugen Albert (geb. 1947), Bürgermeister von Münnerstadt (1996–2008)
Literatur
(chronologisch geordnet)
- Josef Wabra: Führer durch die Kissinger Rhön. (= Landeskundliche Schriftenreihe der Arbeitsgemeinschaft Rhön/Saale. Heft 10). Landkreis Bad Kissingen, Bad Kissingen 1968, DNB 720289777, S. 277–285.
- Gisela Schmitt: Dorfchronik Waldfenster. Selbstverlag, Waldfenster 1992.
- Wolf-Dieter Raftopoulo: Rhön und Grabfeld Kulturführer. Eine kunst- und kulturhistorische Gesamtdokumentation der alten Kulturlandschaften. RMd Verlag, Gerbrunn 2017, ISBN 978-3-9818603-7-5, S. 82.
Weblinks
- Waldfenster. In: Website des Marktes Burkardroth
- Website von Waldfenster
- Website des Fremdenverkehrsvereins Waldfenster
Einzelnachweise
- Einwohnerzahlen in Burkardroth. In: Burkardroth.de. 31. Dezember 2020, abgerufen am 10. Oktober 2021.
- Version von Bezirksschulrat Nicolai, Bad Kissingen
- Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 426 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- „Nicht jeder Kissinger wollte seit jeher einer sein – 40 Jahre Große Kreisstadt: Gebietsreform von 1972 feiert Jubiläum“. In: Main-Post vom 27. Januar 2012.
- Kathrin Kupka-Hahn: Kirche "St. Pius" in Waldfenster. In: Burkardroth.de. Abgerufen am 8. März 2018.
- Sigismund von Dobschütz: Kirchenumbau in Waldfenster verzögert sich weiter. In: inFranken.de. 29. Juli 2015, abgerufen am 8. März 2018.
- Sigismund von Dobschütz: Bauarbeiten: Die Kirche in Waldfenster wurde jetzt entweiht. In: inFranken.de. 22. Juli 2018, abgerufen am 22. August 2018.
- Gerhard Zeller: Markt Burkardroth | Aktuelles. Abgerufen am 11. Mai 2020.