Waldemar Schlögl

Waldemar Hans Josef Schlögl (* 4. November 1927 in Berg ob Landshut; † 19. Juli 1980 in Landshut) war ein deutscher Historiker und Diplomatiker. Er wurde als der dritte Sohn des Volkswirts Alois Schlögl und seiner Ehefrau geboren. Einer seiner Brüder war Hermann A. Schlögl. Er besuchte die Volksschule in Tittling und München. Im Jahr 1938 wechselte er auf das Maximiliansgymnasium München. Die Schulzeit wurde vom Krieg unterbrochen. Er leistete Kriegsdienst als Luftwaffenhelfer und Flakkanonier. Das Maximiliansgymnasium München verließ er mit dem Reifezeugnis. Er studierte für eine kurze Zeit Physik und Mathematik an der Technischen Hochschule München. Danach studierte er Philosophie und Geschichte an der Philosophischen Fakultät des Berchmanskollegs in Pullach, welches er 1953 mit dem Lizentiat abschloss. Bis 1955 war er am humanistischen Gymnasium in St. Blasien als Lehrer für Deutsch und Geschichte tätig. Ab 1956 studierte er Geschichtliche Hilfswissenschaflen an der Universität München. Schlögl war ein akademischer Schüler von Peter Acht. Er wurde 1961 promoviert mit der Arbeit „Die Traditionen und die ältesten urbariellen Aufzeichnungen des Stiftes Dießen am Ammersee“. Schlögl habilitierte sich im Wintersemester 1974/75 in München. Zum 1. April 1978 wurde er als Wissenschaftlicher Rat und Professor an die Gesamthochschule Bamberg berufen. Ab Sommersemester 1980 wurde er als Nachfolger von Peter Acht Inhaber des Lehrstuhls für Geschichtliche Hilfswissenschaften an der Universität München. Er verstarb unerwartet im Juli 1980 bei einer Tagung in Landshut. Er wurde auf dem Münchener Waldfriedhof begraben.

Das Grab von Waldemar Schlögl (rechts) im Familiengrab seiner Eltern auf dem Waldfriedhof (München)

Durch Schlögls Arbeit s​ind die wichtigsten Quellen d​es Stiftes Dießen b​is zum Jahr 1362/63 erschlossen. Zuvor h​atte Ludwig Baumann 1888 d​ie Totenbücher d​es Stiftes i​n kritischer Edition vorgelegt.[1] Schlögl edierte 93 Traditions- u​nd Weihenotizen v​on 1114 b​is 1345 s​owie 193 Siegelurkunden v​on 1114/23 b​is 1362. Davon w​aren 106 Urkunden bislang ungedruckt. In seiner Habilitation befasste e​r sich m​it der eigenhändigen Beteiligung d​er Herrscher a​n ihren urkundlichen Verfügungen. Er untersuchte 62 Urkunden m​it 64 Unterfertigungen m​it Hilfe e​ines Kreuzes v​on Karl d​em Großen b​is zu Konradin.[2] Im Ergebnis stellte e​r fest, d​ass 24 u​nd damit e​in Drittel d​es Materials a​ls eigenhändig (autograph), 21 „wahrscheinlich eigenhändig“, 5 „möglicherweise eigenhändig“ u​nd 12 a​ls nichteigenhändig (allograph) gelten können.[3] Schlögl h​at in e​iner 1977 veröffentlichten Studie d​ie frühen Jahre Ludwigs d​es Bayern untersucht. Nach seiner Quellenanalyse i​st Ludwig 1282 geboren.[4] Ein Großteil d​er Forschung folgte seinen Argumenten.[5]

Schriften

Editionen

  • Die älteste Besitzliste und das Urbar des Stiftes Diessen von 1362–1363 und die Register zu Traditionen, Urkunden und Urbar (= Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte. Neue Folge, 22,2). Beck, München 1970.
  • Die Traditionen und Urkunden des Stiftes Diessen 1114–1362 (= Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte. Neue Folge, 22,1). Beck, München 1967.

Monographien

  • Die Unterfertigung deutscher Könige von der Karolingerzeit bis zum Interregnum durch Kreuz und Unterschrift. Beiträge zur Geschichte und zur Technik der Unterferigung im Mittelalter (= Münchener historische Studien. Abteilung Geschichtliche Hilfswissenschaften. Band 16). Lassleben, Kallmünz 1978, ISBN 3-7847-4416-8.

Herausgeberschaften

  • mit Peter Herde: Grundwissenschaften und Geschichte. Festschrift für Peter Acht. (= Münchener historische Studien. Abteilung Geschichtliche Hilfswissenschaften. Band 15). Lassleben, Kallmünz 1976, ISBN 3-7847-4415-X.

Literatur

  • Schlögl, Waldemar. In: Kürschners Deutscher Gelehrtenkalender. Bio-bibliographisches Verzeichnis deutschsprachiger Wissenschaftler der Gegenwart. Band 3; S – Z. 13. Ausgabe. De Gruyter, Berlin u. a. 1980, ISBN 3-11-007434-6, S. 3401.
  • Waldemar Schlögl: Die Traditionen und Urkunden des Stiftes Diessen 1114–1362 (= Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte. Neue Folge, 22,1). Beck, München 1967, S. 378 (Lebenslauf).

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu die Besprechung von Alfred Gawlik in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 26, 1970, S. 578 f. (online); Walter Jaroschka in: Archivalische Zeitschrift 67, 1971, S. 222.
  2. Vgl. dazu die Besprechungen von Herwig Wolfram in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung 96, 1979, S. 283–283; Ferdinand Opll in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 87 (1979), S. 251; Alfred Gawlik in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 36, 1980, S. 622–623 (online); Rudolf Schieffer in: Mittellateinisches Jahrbuch 16, 1981, S. 362–363.
  3. Waldemar Schlögl: Die Unterfertigung deutscher Könige von der Karolingerzeit bis zum Interregnum durch Kreuz und Unterschrift. Beiträge zur Geschichte und zur Technik der Unterferigung im Mittelalter. Kallmünz 1978, S. 51–53 mit Diagramm 7.
  4. Waldemar Schlögl: Beiträge zur Jugendgeschichte Ludwigs des Bayern. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 33, 1977, S. 182–199 (online).
  5. Martin Clauss: Ludwig IV. und Friedrich der Schöne. Wien – Mühldorf – München. In: Matthias Becher, Harald Wolter-von dem Knesebeck (Hrsg.): Die Königserhebung Friedrichs des Schönen im Jahr 1314: Krönung, Krieg und Kompromiss. Köln 2017, S. 255–270, hier: S. 256 f.
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