Vokuhila
Der Vokuhila (Kurzform für „vorne kurz, hinten lang“; auch Mullet) ist eine Frisur.
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Geschichte
Antike Geschichte
2018 wurde bei den Vorbereitungen für einen neuen Parkplatz auf dem Wimpole Estate, England, eine Metallfigur aus dem 1. Jh. n. Chr. ausgegraben. Nach Ansicht der Archäologen deutet diese darauf hin, dass die Einheimischen im alten Britannien während der römischen Besatzung ihr Haar ähnlich wie einen Vokuhila getragen haben könnten.[1]
Voreuropäisches Amerika
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In Mourts Relation beschrieb der Autor Edward Winslow 1621 die erste Begegnung der Plymouth-Pilger mit den amerikanischen Ureinwohnern, Samoset von den Abenaki:
Er war ein großer Man, mit schwarzen Kopfhaar, hinten lang und nur vorne kurz, kein Haar im Gesicht; ... — Mourts Relation[2]
1960er
Tom Jones trug einen Vokuhila bei zwei seiner drei Auftritte seines Hits It's Not Unusual in der Ed Sullivan Show am 2. Mai 1965 und am 13. Juni 1965.[3]
1970er
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Vokuhilas wurden in den frühen 1970er Jahren von den Rockstars David Bowie, Rod Stewart, Keith Richards und Paul McCartney getragen.[4][5] Als Greg Prato im Januar 2020 die Grabrede für Neil Peart hielt, behauptete er, dass Peart eine Vokuhila trug, basierend auf seinen Beobachtungen eines Videos von 1974, und deutete weiter an, dass "er auch einer der ersten Rocker gewesen sein könnte, der eine andere Frisur trug – den Rattenschwanz", basierend auf einem Video von 1985, "The Big Money".[6]
1980er bis zur Gegenwart
Diese Frisur war etwa von 1982 bis 1987 ‚trendy‘, tauchte jedoch auch später und bis heute immer wieder in Abwandlungen auf.
Weitere bekannte Träger dieser Frisur waren unter anderem Bono und Nik Kershaw 1983[7], George Michael, Richard Dean Anderson, Andre Agassi, Dieter Bohlen, Matthias Reim, David Hasselhoff, Wolfgang Petry, Chuck Norris, Patrick Swayze, Hartmut Engler, Jaromír Jágr (in Tschechien wird diese Frisur auch als „Jágr“ bezeichnet). Beliebt war der Haarschnitt auch bei Profi-Fußballspielern wie Rudi Völler und den zugehörigen Fans.
Die Kombination des Vokuhila-Schnitts mit einem Schnurrbart nennt man Vokuhila-Oliba (wobei Oliba die Abkürzung für „Oberlippenbart“ ist) oder Vokuhila-Mischna (Mischna ist die Abkürzung für „mit Schnauzer“). Während Oliba in Deutschland verbreiteter ist, sagt man Mischna vor allem in Österreich.
Musik
Die Musikgruppe Die Ärzte widmete dem Vokuhila auf ihrem im Jahr 1996 erschienenen Konzeptalbum Le Frisur, das sich ausschließlich mit dem Thema Haare befasst, ein eigenes Lied. Die Elektroband Massiv in Mensch schrieb ebenfalls ein Lied über diese „Spezies“.
Die Band Fokuhila aus Österreich widmet sich exklusiv dem Vokuhila-Phänomen und all seinen Auswüchsen in einer kompletten, abendfüllenden Show, die ursprünglich durch ihre satirische Aufarbeitung des Musikantenstadl entstanden ist.
Mats Söderlund (den meisten bekannt als Günther) trägt auch eine Vokuhila-Oliba-Frisur in seinen Musikvideos.
Der Musiker Finch Asozial trug bis etwa Ende 2020 Vokuhila-Oliba, jedoch meist in Kombination mit einem Baseballcap.[8]
Weblinks
Einzelnachweise
- Unearthed figurine suggests ancient Britons favoured mullets. Archaeologists say figure found in National Trust dig could represent 1st-century man or Celtic deity. In: The Guardian. 19. Februar 2021, abgerufen am 28. Januar 2022 (englisch).
- Edward Winslow William Bradford: Mourt's Relation, or Journal of the Plantation at Plymouth. Hrsg.: J. K. Wiggin. Boston 1865 (archive.org).
- Alexandra Currie: 145 Ways to Wear a Mullet Haircut in 2020 and Get Away with It. In: MensHair.Style. Abgerufen am 28. Januar 2022 (enlisch).
- Willion Wilson: Gobbledygook. ISBN 978-1-4405-2925-2, S. 166: „David Bowie's Ziggy Stardust rocked a mullet, and so did Wings-era Paul McCartney.“
- Andrew Grant Jackson: Still the Greatest. 2012, ISBN 978-0-8108-8223-2: „he sported the mullet that Bowie would as Ziggy Stardust; cousin to the shag popularized by David Cassidy, Florence Henderson, and Rod Stewart. It almost looks cool in those early days, but when McCartney added the mustache ...“
- Greg Prato: 10 Moments That Show the Awesomeness of Rush’s Neil Peart. From air drummers to Freaks and Geeks, the beloved stickman made a lasting impact. 12. Januar 2020, abgerufen am 28. Januar 2022 (englisch).
- „1983“ Süddeutsche Zeitung (Hrsg.), München 2005
- Alina Amin: Finch Asozial ändert seinen Namen & Aussehen. In: Hiphop.de. 2. Mai 2021, abgerufen am 4. Mai 2021.