Vittorio Foa
Vittorio Foa (* 18. September 1910 in Turin; † 20. Oktober 2008 in Formia) war ein italienischer Politiker.
Leben
Er wurde in eine piemontesische kleinbürgerliche Familie jüdischer Herkunft geboren. Sein Großvater väterlicherseits war Rabbiner. Vittorio Foa und seine Familie waren hingegen zutiefst assimiliert.[1]
Während seiner Banklehre begeisterte er sich für die politischen Ansichten von Giovanni Giolitti. 1930 wurde er Offizier in der italienischen Armee im Regiment seines Freundes Umberto von Savoyen, des italienischen Kronprinzen. Von 1931 bis 1933 studierte er in Turin Rechtswissenschaft.
1933 trat er in die Giustizia e Libertà, eine antifaschistische Bewegung ein. Am 15. Mai 1935 wurde er in Turin nach einer Anzeige eines Vertrauensmanns der OVRA verhaftet, vor dem Tribunale speciale per la difesa dello stato angeklagt und 1935 zu 15 Jahren Gefängnis wegen "Mitgliedschaft in einer subversiven Vereinigung und subversiver Propaganda" verurteilt.[2] Er teilte die Zelle mit Ernesto Rossi, Massimo Mila und Riccardo Bauer und wandte sich in der Haft dem Liberalismus von Benedetto Croce zu.
Nachdem er im August 1943 aus dem Gefängnis in Castelfranco Emilia entlassen worden war, beteiligte er sich am Widerstand der "fazzoletti verdi" ("Grüne Halstücher"). Im September 1943 trat er dem Partito d’Azione (PDA) und vertrat diesen mit Ugo La Malfa, Emilio Lussu, Altiero Spinelli und 1945 Oronzo Reale im Comitato di Liberazione Nazionale.
1945 heiratete er Lisa Giua, der Journalist Renzo Foa war eins ihrer drei Kinder.
Politische Karriere ab 1945
Bei der Wahl zur Verfassunggebenden Versammlung am 2. Juni 1946 erhielt er für die PDA einen Sitz. Nach der Auflösung der verfassungsgebenden Versammlung 1947 wechselte er zur Partito Socialista Italiano und führte deren Parlamentsfraktion von 1953 bis 1968. 1948 trat er in die Metallarbeitergewerkschaft Federazione Impiegati Operai Metallurgici ein und im Oktober 1949 wurde er in der Confederazione Generale Italiana del Lavoro Stellvertreter des Generalsekretärs Giuseppe Di Vittorio, den er 1955 ablöste.
1959 arbeitete er bei der Zeitschrift Passato e presente. Anschließend trug er zur Theoriebildung von autonomia operaia bei. 1961 saß er in der Redaktion der Quaderni Rossi, welche von Raniero Panzieri herausgegeben wurden. In der 1964 gegründeten Partito Socialista Italiano di Unità Proletaria wurde Foa Generalsekretär. Von 1966 bis 1968 arbeitete er in der Redaktion von La Sinistra – L’Arcobaleno und ab 1969 für Il Manifesto, wo er bis 1970 Vorstandsmitglied war.
1970 verließ er die CGIL und PSIUP und zog sich vorübergehend ins Privatleben zurück.
Nachdem die PSIUP, nach einer Wahlniederlage, am 16. Juli 1972, aufgelöst worden war, beteiligt sich Foa an der Nuovo PSIUP. Im November 1972 gründete er mit dem Movimento Politico dei Lavoratori den Partito di Unità Proletaria. Im Juli 1974 vereinigte sich die PdUP mit der Redaktion des Il manifesto und nannte sich PdUP per il comunismo. Die PdUP kandidierte mit einer eigenen Liste in der Democrazia Proletaria.
Mit Aldo Natoli und Antonio Landolfi plädierte er für die Freilassung von Fabrizio Panzieri, der im Zusammenhang mit dem Mord an Mikis Mantakas zu acht Jahren Haft verurteilt worden war. 1977 begann er ein Tagebuch der Avanguardia operaia. Im Januar 1980 arbeitete er in der Kommission des Kongresses der Democrazia Proletaria. Anschließend wurde er zum Professor für Zeitgeschichte an die Universität Modena und Reggio Emilia und die Universität Turin berufen. Am 15. Juni 1987 wurde als unabhängiger Kandidat auf der Liste der PCI in den Senat gewählt. 1990 stimmte er für eine Beteiligung der italienischen Streitkräfte am Golfkrieg.[3]
Literatur
- Andrea Graziosi: Foa, Vittorio. In: Dizionario Biografico degli Italiani (DBI).
Einzelnachweise
- Alexander Stille, Benevolence and Betrayal. Five Italian Jewish Families under Fascism, New York 1991 (Summit Books), S. 95
- Urteil Nr. 25 vom 3. August 1935 gegen Vittorio Foa. In: Adriano Dal Pont, Simonetta Carolini, L'Italia dissidente e antifascista. Le ordinanze, le Sentenze istruttorie e le Sentenze in Camera di consiglio emesse dal Tribunale speciale fascista contro gli imputati di antifascismo dall'anno 1927 al 1943, Milano 1980 (ANPPIA/La Pietra), Bd. II, S. 845–846.
- La Stampa, 24. März 2005, Foa: «No, Fassino nessuna apertura alla linea di Bush» (Memento des Originals vom 12. Mai 2009 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.