Vitter Kapelle
Die Vitter Kapelle liegt oberhalb des gleichnamigen Fischerdorfes Vitt, rund ein Kilometer südöstlich von Putgarten, und gehört zur Kirchengemeinde Altenkirchen in der Propstei Stralsund des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises.
Die Kapelle ist für Touristen nur zu Fuß, mit dem Fahrrad oder der Arkonabahn Richtung Kap Arkona von Putgarten aus erreichbar.
Geschichte
Der Pfarrer und Schriftsteller Ludwig Gotthard Kosegarten erhielt 1792 nach seiner Ordinierung das Pfarramt in Altenkirchen. Er vermisste die Fischer von Vitt bei seinen Predigten in der Kirche von Altenkirchen, die während der Heringssaison keine Zeit hatten, die Küste zu verlassen. Kosegarten erfüllte seinen seelsorgerischen Auftrag, indem er zu den Fischern ans Steilufer des Kap Arkona ging, um dort Gottesdienst unter freiem Himmel zu halten. Diese „Strandpredigten“ wurden so populär, dass er 1806 in Vitt den Bau einer achteckigen Kapelle begann, um den Besuchern Schutz vor der Witterung zu bieten. Von 1806 bis 1816 wurde nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel die Kapelle errichtet.
Heute dient die Kapelle der stillen Einkehr und ist vor allem als „Hochzeitskapelle“ beliebt.
Baulichkeiten und Ausstattung
Die Kapelle ist ein einfacher oktogonaler Bau mit Reetdach (früher mit Holzschindeln gedeckt). Bis 2017 waren die Außenwände weiß getüncht. Im Zuge der grundlegenden Sanierung der Kapelle wurden 2017 entdeckt (und später belegt), dass der originäre Anstrich der Kapelle nicht weiß, sondern terrakottafarben gewesen ist. Deswegen beschloss der Kirchengemeinderat im Juli 2017, der Empfehlung des Landesamtes für Denkmalpflege folgend, die bis dahin weiße Außenfarbe durch die ursprünglichen Farbgebung ersetzen zu lassen – was zu einer leidenschaftlich geführten Kontroverse innerhalb der Gemeinde führte.
Der Innenraum ist sehr schlicht gehalten. Größere Schmuckelemente sind der Kanzelaltar und ein gusseisernes Kruzifix. Über dem Altar befindet sich eine vom Stralsunder Maler Erich Kliefert (1893–1994) gefertigte Kopie des Bildes „Petrus auf dem Meer“ von Philipp Otto Runge, welches im Jahr 1805 von Pastor Kosegarten als Altarbild in Auftrag gegeben wurde. Das Original blieb nach dem Tod Runges 1810 in Hamburg und befindet sich derzeit im Besitz der Kunsthalle Hamburg.
Im Jahr 1990 kam das Wandgemälde „Menschen im Sturm“ vom italienischen Künstler Gabriele Mucchi hinzu.
Drehort
Szenen des DEFA-Spielfilms Schatten über den Inseln (Regie: Otto Meyer) wurden 1952 im Umfeld der Kapelle gedreht.[1]
Siehe auch
Weblinks
- Uferkapelle Vitt auf kirche-altenkirchen-ruegen.de
- Informationen zur historischen Farbgebung, Evangelische Kirchengemeinden Altenkirchen & Wiek
- Literatur über Vitter Kapelle in der Landesbibliographie MV
- Ein neues althergebrachtes Farbspiel - die Restaurierung der Uferkapelle in Vitt auf Rügen, Denkmal des Monats Februar 2018, Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, Jens Amelung, Februar 2018
- Kapelle in Vitt bald in 'Terrakotta'? OSTSEE-ZEITUNG vom 6. Juli 2017 zur neuen Farbgebung
Einzelnachweise
- Ralf Schenk: Otto Meyer (Biografie). In: DEFA-Stiftung. Dezember 2021, abgerufen am 7. Januar 2022.