Villa Falkenhorst
Die Villa Falkenhorst ist eine zweigeschoßige Villa in einem etwa 10.000 m² großen Park in Thüringen in Vorarlberg, die John Douglass, 14. Lord of Tilquhillie in den Jahren 1837/1838 errichten ließ.[1]
Wortbedeutung
Falkenhorst setzt sich aus dem Namen des Greifvogels „Falke“ und dem Nest für Greifvögel „Horst“ zusammen. Der Falke ist ein in Europa und auch Vorarlberg häufig anzutreffender kleiner Greifvogel. Der Begriff „Horst“ weist zudem auf die Exponiertheit der Villa zum Zeitpunkt des Baues in der Parzelle Flugelin, am Rande der Ringelhalde, hin.
Stil
Die Villa wurde als Wohnhaus errichtet und ist im Stil eines englischen Landhauses und mit Einflüssen des Biedermeiers gehalten. Sie sollte das Ansehen, den Reichtum und die Macht der Fabrikantenfamilie Douglass repräsentieren.
Die Villa war für die damalige Zeit modern ausgestattet. So befand sich ein Waschraum/Badezimmer darin, eine Dampfzentralheizung und ein ausgeklügeltes Wassersammelsystem. Die 10.000 m² große Parkanlage (nach englischen Vorbildern) ist ein weiteres deutliches Merkmal für ein Herrschaftsanwesen.
Geschichte
Die Villa wurde 1837 von John Douglass auf dem 1836 erworbenen Grundstück an der Kante der Ringelhalde erbaut und wurde am 4. Januar 1838 in das Eigentum von Jane Douglass, eine geborene Kennedy, übertragen. Die Villa war der Geburtsort ihres Sohnes John Sholto Douglass, 15. Lord of Tilquhillie (1838) und dessen Sohn Norman Douglas (1868).
1839 besuchte Erzherzog Johann mit dem Kreishauptmann Ebner die Villa, sowie kurz darauf der Vizekönig von Mailand, Erzherzog Rainer.
1862/1864 zogen John und Jane Douglass zurück nach Schottland. John Sholto Douglass übernahm die Villa zu Wohnzwecken für seine Familie. Seine Frau Vanda und die Kinder verließen 1874/75, nach dem Tod von John Sholto Douglass, die Villa. Am 20. Juni 1891 wurde die Villa von Jane Douglass an ihren Enkelsohn John William Douglass um 1500 Pfund Sterling verkauft.
1904 erwarb Heinrich Wintsch junior die Villa und verkaufte sie 1909 an den Wiener Textilfabrikanten Rudolf Kastner. Die Villa wurde umgebaut und der bisherige Haupteingang 1947/49 von der Südseite an die Nordseite des Hauses verlegt (bisheriger Dienstboteneingang).
1966 ging das Eigentum an der Villa im Erbwege an die Familie Gladys und Josef Dittrich.
Nach dem Ableben von Gladys Dittrich 1995 erwarb 1997 die Gemeinde Thüringen die Villa. Die Villa wird unter Denkmalschutz gestellt. 1998 bis 2000 erfolgte eine Generalsanierung. Seit Juni 2000 dient die Villa als öffentlicher Veranstaltungs- und Ausstellungsort. Das Dachgeschoß wurde neu als ein offener Großraum und Mehrzweckraum eingerichtet.
Bedeutung
Im kleinen Dorf Thüringen ist die Villa ein Wahrzeichen und prägt das Ortsbild maßgeblich. Aufgrund der historischen Bedeutung der Textilindustrie für Vorarlberg haben die herrschaftlichen Wohnhäuser der Textilfabrikanten zur Zeit des Früh- und Hochkapitalismus eine besondere Relevanz auch für die baugeschichtliche und die Architekturentwicklung.
Die Villa Falkenhorst entstand in einer Zeit, in der auch andere Vorarlberger Industrielle z. B. in Dornbirn, Feldkirch und Kennelbach ähnliche herrschaftliche Villen bauten und damit die wirtschaftliche und gesellschaftliche Macht unterstrichen, welche diese Unternehmer in kurzer Zeit erlangt hatten. Die Villa Falkenhorst diente aufgrund der Lage auf und an der Kante der Ringelhalde auch dazu, sich von der örtlichen Bevölkerung und den Fabrikarbeitern abzugrenzen und abzuheben.
Die Hausherren Douglass waren liberal in der Einstellung, offen für Neues, und die Villa jahrzehntelang, insbesondere im 19. Jahrhundert, ein Ort des Austausches von Intellektuellen und Künstlern (siehe auch Grete Gulbransson).
Weblinks
- Villa Falkenhorst (Webseite)
Literatur
- Andreas Rudigier (Hg.): Villa Falkenhorst, Bludenzer Geschichtsblätter 66/67, Bludenz 2002, Geschichtsverein Region Bludenz, ISBN 3-901833-16-1.
- Vorarlberger Landesmuseum (Helmut Swozilek): Landeskunde von Vorarlberg – mit und durch John Sholto Douglass (1838-1874), Norman Douglas : Symposium, Thüringen, Vlbg., 25. November 2000, Bregenz 2001, Vorarlberger Landesmuseum, ISBN 3-901802-06-1.
Einzelnachweise
- Bauansuchen durch Peter Kennedy am 30. September 1836 eingereicht. Bewilligung durch das k.k. Land- und Criminalgericht Sonnenberg am 7. Januar 1837. Die Baupläne stammen vermutlich von Peter Kennedy selbst.