Verkehr in Kirgisistan
Der Verkehr in Kirgisistan wird maßgeblich von der stark gebirgigen Landschaft geprägt. Die Verkehrswege müssen starke Höhenunterschiede überwinden, Pässe liegen zum Teil auf mehr als 3000 Metern Höhe, Erdrutsche und Lawinen blockieren immer wieder Verbindungen. Einige Teile des Landes sind im Winter weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten. Mehrere Verkehrswege aus der Zeit der Sowjetunion werden heute durch Grenzen unterbrochen, so dass bei der Benutzung zum Teil zeitaufwändige Formalitäten zum Grenzübertritt nötig sind. Insbesondere in ländlichen Regionen werden Pferde auch heute intensiv als Verkehrsmittel genutzt.
Straßen
Kirgisistan verfügt über ein Straßennetz von rund 34.000 Kilometern Länge. Davon gehören 18.810 Kilometer zum staatlichen Straßennetz in der Zuständigkeit des Verkehrsministeriums. Die restlichen Strecken fallen in die Zuständigkeit lokaler Behörden oder sind als Industrie- oder Landwirtschaftsstrecken klassifiziert. 7228 Kilometer werden von offizieller Seite als Straßen mit fester Oberfläche geführt, darunter 11 Kilometer Betonoberfläche, 4969 Kilometer asphaltiert und 2248 Kilometer gepflastert. Bei 9961 Kilometern handelt es sich um geschotterte Straßen und bei 1621 Kilometern um verdichtete Erde.
Durch das Land führen die Europastraßen E40, E60, E125, E007, E010 und E011. Der Pamir Highway verbindet über eine Entfernung von 1252 Kilometer die kirgisische Stadt Osch mit dem in der tadschikischen Region Berg-Badachschan gelegenen Chorugh bzw. der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe.[1]
Ein großer Teil der Straßenverbindungen sind je nach Wetterlage nur eingeschränkt nutzbar. Das gilt auch für die beiden Straßenverbindungen nach China, den Weg über den Torugart-Pass und den über Irkeschtam, die im Winter häufig unpassierbar werden.
Ein großer Teil des motorisierten Straßenverkehrs wird von Kleinbussen getragen, insbesondere innerhalb und zwischen den Städte sowie zwischen diesen und den umliegenden Siedlungen. Zwischen den Großstädten existieren auch Linienbusverbindungen mit größeren Fahrzeugen. In drei Städten des Landes gibt es Oberleitungsbussysteme, unter anderem den Oberleitungsbus Naryn.
Größtes aktuelles Straßenbauprojekt ist der 2012 begonnenen Ausbau der Straße zwischen Bischkek und Osh. Das Vorhaben wird von der Asiatischen Entwicklungsbank bezuschusst und soll die wichtigsten Bevölkerungszentren im Norden und Südwesten verbinden. Ein Abzweig soll über einen 3500 Meter hoch gelegenen Pass auch das Tal des Flusses Talas anbinden. Eine Straßenverbindung von Osh nach China befindet sich in einem frühen Diskussionsstatus.
Flughäfen
Kirgisistan verfügt über vier Flughäfen mit internationaler Anbindung sowie über mehrere Regionalflughäfen.
- Der Flughafen Manas nahe der Hauptstadt Bischkek ist der wichtigste internationale Flughafen mit Linienflügen von und nach Moskau, Taschkent, Duschanbe, Istanbul, Baku und London.
- Der Flughafen Osch bietet ebenfalls internationale Verbindungen, einen täglichen Linienflug nach Manas sowie mehrere weitere Inlandsverbindungen an.
- Der Flughafen Issyk-Kul nahe der Stadt Tamchy am Nordufer des Yssykköl-Sees wird im Sommer von SCAT Airlines mit Almaty verbunden und bietet Inlandsverbindungen nach Bischkek, Dschalalabad und Osch.
- Der Flughafen Karakol am Ostufer des Yssykköl-Sees wird im Winter von SCAT Airlines mit Almaty verbunden und bietet Inlandsverbindungen an.
- Der Flughafen Dschalalabad im Westen des Landes wird täglich von Air Kyrgyzstan, Avia Traffic Company, Air Bishkek und Sky Bishkek mit Bischkek verbunden.
- Der Flughafen Kazarman in Zentral-Kirgisistan verfügt über Verbindungen nach Dschalalabad, Osch und Bischkek mit Sky Bishkek.
- Der Flughafen Kerben im Westen des Landes verfügt über Verbindungen nach Dschalalabad und Bischkek mit Sky Bishkek.
Zu Zeiten der Sowjetunion gab es rund 50 Flugplätze und Landebahnen, insbesondere zu militärischen Zwecken an der Grenze zu China. Viele von ihnen werden heute noch gelegentlich zu militärischen und zivilen Zwecken genutzt. Einige der bekannten Einrichtungen dieser Art befinden sich nahe den Siedlungen Toktogul, Kanysh-Kiya, Ala-Buka, Sakaldy im Bezirk Nooken, Batken, Isfana, Kyzyl-Kiya, Naryn, Talas, Pokrovka, Tscholponata, Tamga, Tokmok und Aravan. Der Militärflughafen bei Kant an der Nordgrenze des Landes wird von fest dort stationierten Einheiten der russischen Luftwaffe genutzt.
Insgesamt gibt es in Kirgisistan 21 Flughäfen mit befestigten Start- und Landebahnen und 29 mit unbefestigten Bahnen. Von letzteren sind die meisten nicht mehr in Verwendung (Stand 2012).
Eisenbahn
Die kirgisische Staatsbahn Kyrgys Temir Dscholu ist für den Bau und die Unterhaltung sämtlicher Schienenwege in Kirgistan verantwortlich. Allerdings ist das Schienennetz mit insgesamt rund 370 Kilometern Länge sehr schwach entwickelt und hat nur eine geringe wirtschaftliche Bedeutung. Wichtigste Trassen sind die Bahnstrecke Bischkek–Balyktschy und die Bahnstrecke Lugowoi–Bischkek.
Das heutige Schienennetz basiert im Wesentlichen auf den Strukturen aus der Zeit der Sowjetunion und verwendet weiterhin deren Spurweite von 1520 Millimetern. Das staatliche Fernbahnnetz der Sowjetunion hatte Endpunkte der Turkestan-Sibirischen Eisenbahn im Flusstal des Tschüi im Norden der damaligen Sowjetrepublik und im südlichen Ferghanatal. Die einstige Verwendung für große Frachtvolumina in Richtung Taschkent, Almaty und verschiedener russischer Städte ist heute kaum noch üblich.
Direkte Schienenverbindungen zu Nachbarstaaten bestehen ausschließlich von der Hauptstadt Bischkek nach Kasachstan und von Osh nach Usbekistan. Der Neubau von Bahnverbindungen aus Balyktschy im Norden und Osh im Westen nach China werden gelegentlich diskutiert, wären aber mit großen Investitionen verbunden.
Pipelines
Kirgisistan verfügt über ein rudimentär ausgebautes System von Pipelines. 2006 wurden von staatlicher Seite 16 Kilometer Ölpipelines und 367 Kilometer Rohrsysteme zum Transport von Erdgas verzeichnet, von denen 167 Kilometer erst drei Jahre zuvor im Rahmen eines Ausbauprogramms entstanden waren.
Schifffahrt
Keiner der kirgisischen Flüsse ist schiffbar. Der einzige Hafen des Landes befindet sich in der Stadt Balyktschy am See Yssykköl. Auf diesem Gewässer findet die einzige nennenswerte Frachtschifffahrt statt. Ihr Umfang hat gegenüber den Zeiten der Sowjetunion erheblich nachgelassen.
Weblinks
Einzelnachweise
- Tajikistan’s Pamir Highway: A Decaying Lifeline to the East auf eurasianet.org. Abgerufen am 31. Dezember 2016