Verdrillmast
Ein Verdrillmast ist in der elektrischen Energietechnik ein Abspannmast, an dem einige oder alle Außenleiter eines Stromkreises auf dem Mast ihre Plätze tauschen. Eine solche Verdrillung verbessert das Übertragungsverhalten und lohnt sich bei Freileitungen ab 110 kV, die länger als 20 km sind.
Für die Ausführung und Platzierung der Verdrillungen gibt es unterschiedliche Verdrillschemata.
Nutzen der Verdrillung
Die Leitungsbeläge der Außenleiter einer Freileitung können konstruktiv bedingt nicht identisch sein, was entsprechend der Leitungstheorie zu unterschiedlichen Leitungseigenschaften der einzelnen Außenleiter führt. Durch Verdrillen wird versucht diese Unterschiede anzugleichen, insbesondere den Kapazitätsbelag. Die Außenleiter bilden mit dem Erdboden sowie mit den geerdeten Freileitungsmasten eine Kapazität. Je weiter ein Außenleiter vom Erdboden bzw. den Masten entfernt installiert ist, desto geringer seine Kapazität. Das Verdrillen gleicht die Kapazitäten der Außenleiter einander an und vermindert so Übertragungsverluste durch Blindstrom. Wesentlich sind möglichst gleiche Leiterkapazitäten zum Erdpotential auch bei der Erdschlusskompensation.
Eine Verdrillung kann auch im Spannfeld zwischen zwei Masten vorgenommen werden, was aber in Deutschland wegen der geringeren Betriebssicherheit (Zusammenschlagen der Leiter möglich) nicht realisiert wird.
Beispiele
- Verdrillmast (links) einer 110-kV-Leitung in Einebenenanordnung
- Verdrillung einer Mittelspannungsleitung in Japan
- Verdrillmast einer Bahnstromleitung
- Verdrillmast einer 220-kV-Leitung in Ilvesheim
- Älterer Verdrillmast, über welchen die Verdrillung über verlängerte Traversen geführt wird
- Verdrillung einkreisiger Leitungen in den USA, welche über mehrere spezielle Masten erfolgt
- Eck- und Verdrillmast der 220-kV-Leitung Lehrte–Hardegsen in der Nähe von Warzen (Alfeld)
Literatur
- Réne Flosdorff, Günther Hilgarth: Elektrische Energieverteilung. 8. Auflage. Teubner, 2003, ISBN 3-519-26424-2.