Vera King

Vera King (* 1960 i​n Schramberg, Baden-Württemberg) i​st eine deutsche Soziologin u​nd Sozialpsychologin. Sie i​st seit 2016 Professorin für Soziologie u​nd Sozialpsychologie a​n der Goethe-Universität Frankfurt s​owie Direktorin d​es Sigmund-Freud-Instituts i​n Frankfurt a​m Main.

Werdegang

Nach d​em Studium d​er Soziologie, Psychologie u​nd Erziehungswissenschaft promovierte Vera King 1994 a​n der Universität Frankfurt a​m Main über d​ie Bedeutung v​on Freuds Fallgeschichte d​as „Bruchstück e​iner Hysterie-Analyse“[1] i​m Theorieentstehungsprozess d​er Psychoanalyse. 2002 schloss s​ie die Habilitation über „Die Entstehung d​es Neuen i​n der Adoleszenz. Individuation, Generativität u​nd Geschlecht i​n modernisierten Gesellschaften“[2] m​it der Venia legendi für Soziologie a​b und n​ahm einen Ruf a​n die Universität Hamburg an. Von 2002 b​is 2016 w​ar sie Professorin i​n der Fakultät für Erziehungswissenschaft d​er Universität Hamburg m​it Schwerpunkten Sozialisations- u​nd Entwicklungsforschung. Im März 2016 übernahm s​ie die Kooperationsprofessur für Soziologie u​nd psychoanalytische Sozialpsychologie a​n der Goethe-Universität Frankfurt i​n Verbindung m​it der Position e​iner Direktorin a​m Sigmund-Freud-Institut. Seit November 2016 i​st sie Geschäftsführende Direktorin d​es Sigmund-Freud-Instituts i​n Frankfurt a​m Main.

Werk

Im Zentrum von Vera Kings Forschungen und Publikationen liegt insbesondere die Analyse von Zusammenhängen zwischen gesellschaftlichen Bedingungen und individuellen Entwicklungen, zwischen Kultur und Psyche. Dazu hat sie Projekte u. a. im Bereich der Jugend- und Adoleszenzforschung, der Familien- und Generationenforschung sowie der sozialpsychologischen Kulturanalysen durchgeführt und publiziert. Der Band ‚Weibliche Adoleszenz‘[3], herausgegeben 1992 mit Karin Flaake, verknüpfte sozial- und kulturwissenschaftliche Analysen mit entwicklungspsychologischen und psychoanalytischen Perspektiven. In späteren Arbeiten untersuchte sie die Bedeutung der Jugend/Adoleszenz und des ‚adoleszenten Möglichkeitsraums‘ für biographische und kulturelle Entwicklungen. Sie arbeitete insbesondere die intergenerationale Dynamik der Adoleszenz heraus und entwickelte ein Konzept von Generativität[4] im Schnittpunkt von Subjekt- und Kulturtheorie. Die Erforschung der Bedeutung von Generationenbeziehungen ist zudem Gegenstand von Studien über Familien und psychosoziale Entwicklungen von Eltern, Kindern und Adoleszenten im Kontext von Migration und Flucht[5]. Vera King forscht überdies zu psychosozialen und psychischen Folgen von Optimierungsdynamiken[6], veränderten Zeitverhältnissen und Digitalisierung[7] und vor diesem Hintergrund auch zur Sozialpsychologie des Autoritarismus und Populismus[8]. Sie ist u. a. Sprecherin der transdisziplinären Forschungsprojekte ‚Aporien der Perfektionierung in der beschleunigten Moderne‘[9] sowie des Projekts ‚Das vermessene Leben. Produktive und kontraproduktive Folgen digital quantifizierender Optimierung‘, die sie jeweils gemeinsam mit Benigna Gerisch und Hartmut Rosa leitet (gefördert von der Volkswagenstiftung in der Förderlinie ‚Schlüsselthemen für Wissenschaft und Gesellschaft‘).[10] Dabei werden jeweils kulturelle und organisationale Wandlungen auch mit Blick auf ihre Bedeutungen und Folgen für biographische Verläufe, für psychische Bewältigungsformen und Muster der Lebensführung untersucht.[11]

Funktionen

Vera King ist Mitherausgeberin der Zeitschriften Psyche und Psychosozial. Sie ist wissenschaftliche Beirätin des Scientific Advisory Board am Freiburg Institute for Advanced Studies der Universität Freiburg, der International Psychoanalytic University Berlin (IPU), der Ärztlichen Akademie für Psychotherapie von Kindern und Jugendlichen, Mitglied des ‚Comité scientifique international der Association Internationale Interactions de la Psychanalyse (A2IP) sowie wissenschaftliche Beirätin verschiedener Fachzeitschriften, u. a. der Zeitschrift Diskurs Kindheits- und Jugendforschung, der Zeitschrift Familiendynamik und der Zeitschrift Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie (KJP).

Schriften (Auswahl)

  • 2021: Vera King, Benigna Gerisch, Hartmut Rosa (Hrsg.): Lost in Perfection. Zur Optimierung von Gesellschaft und Psyche. Berlin: Suhrkamp[10]
  • 2021: Vera King, Ferdinand Sutterlüty (Hrsg.): Schwerpunkt: Destruktivität und Regression im Rechtspopulismus. WestEnd. Zeitschrift für Sozialforschung 1/2021[8]
  • 2019: Vera King, Benigna Gerisch (Hrsg.): Psyche und Kultur in Zeiten digitalen Wandels, Doppelheft der Zeitschrift Psyche (Sept./Okt. 2019)
  • 2019: Vera King, Benigna Gerisch, Hartmut Rosa (editors). Lost in Perfection, Impacts of Optimisation on Culture and Psyche. Routledge, 1st Edition
  • 2015: Vera King, Benigna Gerisch (Hrsg.): Perfektionierung und Destruktivität. Schwerpunktheft der Zeitschrift Psychosozial. 2015, H. 3.
  • 2013: Vera King, Burkhard Müller (Hrsg.): Lebensgeschichten junger Frauen und Männer mit Migrationshintergrund in Deutschland und Frankreich. Interkulturelle Analysen eines deutsch-französischen Jugendforschungsprojekts. (= Schriftenreihe des Deutsch-Französischen Jugendwerks Dialoge – Dialogues. Bd. 3). Münster: Waxmann.
  • 2012: Peter Bründl, Vera King: Herausgeber des Jahrbuchs für Kinder- und Jugendlichen-Psychologie, Bd. 1: Adoleszenz – gelingende und misslingende Transformationen. Frankfurt am Main: Brandes & Apsel.
  • 2012: Herausgeberin des Schwerpunktes: Veränderte Zeiten in Kindheit und Jugend. Diskurs Kindheits- und Jugendforschung. Jg. 7, H. 1.
  • 2009: Vera King, Benigna Gerisch (Hrsg.): Zeitgewinn und Selbstverlust. Folgen und Grenzen der Beschleunigung in der späten Moderne. Frankfurt am Main: Campus.
  • 2006: Vera King, Hans-Christoph Koller (Hrsg.): Adoleszenz – Migration – Bildung. Bildungsprozesse Jugendlicher und junger Erwachsener mit Migrationshintergrund. Wiesbaden: VS. Zweite erweiterte Auflage 2009.
  • 2005: Vera King, Karin Flaake (Hrsg.): Männliche Adoleszenz. Sozialisation und Bildungsprozesse zwischen Kindheit und Erwachsensein. Frankfurt am Main: Campus.
  • 2002: Die Entstehung des Neuen in der Adoleszenz. Individuation, Generativität und Geschlecht in modernisierten Gesellschaften. Opladen: Leske und Budrich (Habilitationsschrift). 2. Auflage Wiesbaden: Springer, 2013.
  • 2000: Hans Bosse, Vera King (Hrsg.): Männlichkeitsentwürfe. Wandlungen und Widerstände im Geschlechterverhältnis. Frankfurt am Main: Campus.
  • 1995: Vera King: Die Urszene der Psychoanalyse. Adoleszenz und Geschlechterspannung im Fall Dora. Stuttgart: VIP/Klett-Cotta (Dissertation).
  • 1992: Karin Flaake, Vera King: Weibliche Adoleszenz. Zur Sozialisation junger Frauen. Frankfurt am Main: Campus. 4. Auflage 1998.

Einzelnachweise

  1. Publikationsfassung: V. King (1995): Die Urszene der Psychoanalyse. Adoleszenz und Geschlechterspannung im Fall Dora. Stuttgart: Verlag Internationale Psychoanalyse
  2. Publikation der Habil.: V. King (2013): Die Entstehung des Neuen in der Adoleszenz. Individuation, Generativität und Geschlecht in modernisierten Gesellschaften. Wiesbaden: Springer
  3. K. Flaake, V. King (Hrsg.) (2003): Weibliche Adoleszenz. Zur Sozialisation junger Frauen. 5. Auflage. Weinheim: Beltz
  4. V. King (2013): Die Entstehung des Neuen in der Adoleszenz : Individuation, Generativität und Geschlecht in modernisierten Gesellschaften. Wiesbaden: Springer V. King (2015): Kindliche Angewiesenheit und elterliche Generativität. Subjekt- und kulturtheoretische Perspektiven. In: Andresen, S. u. a. (Hrsg.): Vulnerable Kinder. Eine kritische Diskussion. Wiesbaden: Springer, S. 23–43 V. King (2017): Intergenerationalität – theoretische und methodologische Forschungsperspektiven, In: Böker K, Zölch J (Hrsg.): Intergenerationale Qualitative Forschung – Theoretische und methodische Perspektiven. Springer VS, Wiesbaden S. 13–32
  5. Psychosoziale Folgen von Migration und Flucht – generationale Dynamiken und adoleszente Verläufe. SFI, Frankfurt am Main.
  6. V. King, B. Gerisch, H. Rosa (eds.) (2018), with editorial assistance from Julia Schreiber and Benedikt Salfeld: ‘Lost in Perfection.‘ Impacts of Optimisation on Culture and Psyche. London: Routledge V. King, B. Gerisch (Hrsg.) (2015): Perfektionierung und Destruktivität. Schwerpunktheft der Zeitschrift Psychosozial, Heft 3/2015.
  7. King, V. (2018): Geteilte Aufmerksamkeit. Kultureller Wandel und psychische Entwicklung in Zeiten der Digitalisierung. Psyche - Zeitschrift für Psychoanalyse 72, S. 640–665
  8. WestEnd 1/2021: Destruktivität und Regression im Rechtspopulismus. In: Campus Verlag. Vera King, Ferdinand Sutterlüti, abgerufen am 9. November 2021.
  9. Prof. Dr. Vera King – Forschung sowie Aporien der Perfektion . Universität Hamburg.
  10. Lost in Perfection. Zur Optimierung von Gesellschaft und Psyche. In: Suhrkamp Verlag. Vera King, Benigna Gerisch, Hertmut Rosa, abgerufen am 9. November 2021.
  11. Forschungsprojekt: Das vermessene Leben. Produktive und kontraproduktive Folgen der Quantifizierung in der digital optimierenden Gesellschaft
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