Velberter Platt
Das Velberter Platt (Eigenbezeichnung: Velbedersch) ist ein Dialekt, der in der Ortschaft Velbert (Bergisches Land) gesprochen wird und der ursprünglich zur südlichen Untergruppe des Niederfränkischen gehörte. Heute wird er in der Germanistik mehrheitlich unter der Sammelbezeichnung Südniederfränkisch zum limburgischen Dialektraum gerechnet. Das Velberter Platt gehört zum Bergischen.
Besonderheiten
Früher gehörte das Gebiet Velberts zum Stammesgebiet der Sachsen und erst im 9. Jahrhundert sind die ersten Franken aus den Gebieten der Maas und der Schelde unter Karl dem Großen als Wehrbauern in der Velberter Gegend angesiedelt worden. Ostgrenze des lokalen Platts ist die Westfälische Linie oder -en/-et Linie (auch als Einheitsplural- oder Rhein-IJssel-Linie bezeichnet) und mitten durch die Stadt verläuft auch die wichtige Uerdinger- oder ik/ich-Linie. Damit gibt es in Velbert zwei Sprachgebiete: Ein großes bergisches und ein kleines westfälisches: In Velbert, Tönisheide und Neviges wird ech, mech, dech und ouch gesagt. In den Stadtteilen Langenberg und Bonsfeld, die an der westfälischen Grenze liegen, wird dafür eck, meck, deck und ook/ouk (westf. auk) gebraucht.
Das Velberter Platt weist sowohl mitteldeutsch-ripuarische als auch niedersächsisch-westfälische Eigenschaften auf.
Hochdeutsch | Bergisch (Velbert) | Westfälisch |
---|---|---|
wir kochen | wir koken | wi kuoket |
ihr kocht | jöt koken | jit kuoket |
sie kochen | si koken | se kuoket |
Das Velberter Platt hat sich in der Zeit vor allem zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert herausgebildet, als die Kölner Expansion das Gebiet von Velbert erreichte. Der Kölner Dialekt hat dann dem Dorf Velbert letztendlich seine eigene Sprache gegeben, als der Ort in die Handelsroute der Kölner in den westfälischen Raum eingebunden wurde. Dadurch glich sich der lokale Dialekt zum Teil dem südlicheren Kölsch an. Aber aufgrund seiner isolierten Lage, hat sich in diesem Dialekt noch vieles erhalten, was in den anderen benachbarten Mundarten verschwunden ist.
Otto Lobbes hatte unter anderem auch angemerkt, dass das Bergische wegen seines Übergangscharakters mehr dem ripuarisch-mitteldeutschen als dem niederdeutschen Sprachraum angehören würde.[1]
Die wichtigsten Kennzeichen des Velberter Platt
- k → ch
- ech, mech, dech, sech, Geróch, sècher, Bróch, Teïchenstónt
- t → z oder s
- fiazich (40), fofzich (50), ziewenzich (70), Zèmmer, tèmern ón zèmern, Zóch
- p → f
- pröfen, Begrèf (aber begriepen!), Wiatschaft
- s → z im Anlaut (vom Ripuarischen übernommen)
- Zaus (Sauce), Zijet (Sayett), Zafroon (Saffran), Zènterkloos, Zop, zückeln (niederländisch: ziek zijn), zènger
Einzelnachweis
- Otto Lobbes: Nordbergische Dialektgeographie, Zeitschrift für Deutsche Dialektgeographie, Heft VIII
Literatur
- Dr. Hermann Bredtmann: Die Velberter Mundart. Ein kurzer Abriß der Laut- und Formenlehre nebst einem Wörterverzeichnis. Wuppertal-Elberfeld, 1938.
- Friedhelm Kopshoff: "döt on dat - van allem wat op Platt ut Alt-Velbert, Langenberg, Neviges, Heiligenhaus und Wülfrath", Scala Verlag Velbert, 2013