Vatikanischer Obelisk
Der Vatikanische Obelisk ist ein ägyptischer Obelisk auf dem Petersplatz vor dem Petersdom in Rom. Der 25 m hohe Obelisk ist unbeschriftet.
Beschreibung
Plinius der Ältere erwähnt einen unbeschrifteten Obelisk des Pharaos Nektanebos II.[1] Da der Obelisk auf dem Petersplatz der einzige ohne Inschrift ist, ist angenommen worden, dass es sich um diesen Obelisken handelt. Dies ist jedoch auszuschließen, da der von Plinius erwähnte Obelisk zu seiner Zeit noch in Alexandria gestanden haben soll.
Der Obelisk wurde von Gaius Cornelius Gallus, dem ersten römischen Präfekten von Ägypten unter Augustus, in Alexandria aufgestellt, wie eine nach dem Sturz des Gallus gelöschte, aber zu rekonstruierende Inschrift zeigt.[2] Plinius berichtet, Caligula habe den Obelisken auf einem eigens dafür konstruierten Schiff nach Rom bringen lassen und auf der Spina des Circus Gai et Neronis aufstellen lassen.[3] Dieser Circus befand sich an der Stelle des heutigen Petersdoms und wurde von diesem bzw. dem konstantinischen Vorgängerbau teilweise überbaut. Es handelt sich um den einzigen antiken Obelisken in Rom, der nicht umgestürzt war.
Bereits sehr früh wurde der Obelisk mit dem Martyrium des Petrus in Verbindung gebracht und deshalb „Pyramis Beati Petri“ genannt. Nach einer anderen Überlieferung soll sich in der bronzenen Kugel auf der Spitze eine goldene Urne mit der Asche von Gaius Iulius Caesar befunden haben.
Die antike Weiheinschrift lautet:
DIVO CAESARI DIVI IULII F AUGUSTO | Dem vergöttlichten Caesar Augustus, Sohn des Divus Iulius (des vergöttlichten Gaius Iulius Caesar) |
TI CAESARI DIVI AUGUSTI F AUGUSTO | (und) dem Tiberius Caesar Augustus, Sohn des vergöttlichten Augustus, |
SACRUM[4] | geweiht. |
1586 unter Papst Sixtus V. wurde er von Domenico Fontana, der in seinem Buch Della trasportatione dell' obelisco Vaticano e delle fabriche di Sisto V (Rom, 1590) selbst über diese Leistung berichtet, an seinem heutigen Standort aufgestellt. Er ist somit der erste Obelisk, der in der Neuzeit in Rom aufgerichtet wurde. Fontana musste zunächst den Obelisken umlegen, ihn dann an seinen neuen Standort transportieren und dort wieder aufrichten. Bei einem Gewicht von über 300 Tonnen wurden 150 Pferde, 900 Männer und 47 Seilwinden benötigt. Unter die Weiheinschrift des Papstes hat Fontana selbst seine Signatur gesetzt: Dominicus Fontana ex pago Mili agri Novocomenis transtulit et erexit. „Domenico Fontana aus dem Pagus Melide im Gebiet von Neu-Como hat – diesen Obelisken – hierhin gebracht und aufgerichtet.“
Mit dem Standort des Obelisken beschäftigte sich eine eigene Kongregation. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Petersplatz noch sein mittelalterliches Aussehen, so dass weder die Kolonnaden Gian Lorenzo Berninis noch die Fassade Carlo Madernos als Anhaltspunkt genommen werden konnten. Möglich wäre aber eine Ausrichtung an der Längsachse der Kirche gewesen. Nachdem am 24. August 1586 an der vorgesehenen Stelle ein Modell errichtet worden war, stellte man den Obelisken schließlich 3,8 Meter nördlich der Längsachse auf.
Literatur
- Géza Alföldy: Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom. Ein historisches Monument der Antike. Winter, Heidelberg 1990, ISBN 3-533-04283-9 (Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, 1990, 2).
- Klaus Bartels: Roms sprechende Steine. 2. Auflage, von Zabern, Mainz 2001, ISBN 3-8053-2690-4.
- Ernst Batta: Obelisken. Ägyptische Obelisken und ihre Geschichte in Rom. Insel, Frankfurt a. M. 1986, ISBN 3-458-32465-8 (Insel-Taschenbuch, 765).
- Cesare D'Onofrio: Gli obelischi di Roma. Storia e Urbanistica di una Città dall'Età antica al XX Secolo, Romana Societa Editrice, 3. Auflage 1992.
- Domenico Fontana: Della trasportatione dell'obelisco vaticano et delle fabriche di nostro signore papa Sisto V. Domenico Basa, Rom 1590, (online).
- Richard Hillinger, Christian E. Loeben: Obelisken. Heliopolis, Luxor, Kairo, Byblos, Rom, Benevento, Istanbul, Urbino, Florenz, Kingston Lacy, München, Paris, Durham, London, New York, Berlin. Ausstellung im italienischen Saal der Landshuter Stadtresidenz vom 23. Mai bis 2. Juni 1992. Stadt Landshut, Landshut 1992, ISBN 3-927612-06-5.
- Eckart Peterich: Rom. 2. Auflage, Prestel, München 1998, ISBN 3-7913-2043-2.
- Samuel Ball Platner, Thomas Ashby: A Topographical Dictionary of Ancient Rome. Oxford University Press, London 1929, S. 366–371 (online).
- Reinhard Raffalt: Concerto Romano. Prestel, München 1955; 14. Ausg. 1999, ISBN 3-7913-2236-2.
- Peter Stephan: „Ecce signum crucis“. Die Versetzung des Vatikanischen Obelisken als Exorzismus, in: D. Dittmeyer-Hössl, J. Hommers, S. Windmüller (Hgg.), Verrückt, Verrutscht, Versetzt. Zur Verschiebung von Gegenständen, Körpern und Orten (= Schriftenreihe der Isa Lohmann-Siems Stiftung 8), Berlin, 2015, S. 248–274
Weblinks
- Die römischen Obelisken (Memento vom 19. September 2008 im Internet Archive)
- Obelisco Vaticano (italienisch)
Einzelnachweise
- Plinius der Ältere, Naturalis historia 36,67.
- AE 1964, 255: Iussu Imp(eratoris) Caesaris Divi f(ili) / C(aius) Cornelius Cn(aei) f(ilius) Gallus / praef(ectus) fabr(um) Caesaris Divi f(ili) / forum Iulium fecit.
- Plinius der Ältere, Naturalis historia 36,69–70.
- CIL 6, 882 = CIL 6, 31191.