Van Heflin
Van Heflin (* 13. Dezember 1908 in Walters, Oklahoma, als Emmett Evan Heflin Jr.; † 23. Juli 1971 in Hollywood, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Schauspieler.[1] Für seinen Auftritt in Der Tote lebt wurde er 1943 mit dem Oscar als Bester Nebendarsteller ausgezeichnet.
Leben
Van Heflin war Sohn eines Zahnarztes und arbeitete nach seinem Highschool-Abschluss zunächst als Matrose auf einem Trampschiff. Mit der Schauspielerei begann er während seines Jurastudiums in einer Theatertruppe an der University of Oklahoma. Dieser Weg führte ihn schließlich Ende der 1920er-Jahre an den Broadway, wo er in den folgenden Jahren regelmäßig auftrat.[2] 1936 erhielt er bei RKO Pictures in Hollywood einen Studiovertrag und drehte dort seinen ersten Film, die Literaturverfilmung Ein aufsässiges Mädchen mit Katharine Hepburn. Mit Hepburn spielte er Ende der 1930er-Jahre in der Erfolgskomödie The Philadelphia Story am Broadway die Rolle des Reporters Mike Connor, die in der gleichnamigen Verfilmung von James Stewart dargestellt wurde.
Heflin war kein klassischer Heldendarsteller und wurde deshalb auch nie zu einem glamourösen Hollywood-Filmstar. Er überzeugte vielmehr in kantigen, oftmals energisch wirkenden Charakterrollen und war sowohl als Hauptdarsteller als auch in Nebenrollen zu sehen. Bei der Oscarverleihung 1943 wurde er mit dem Oscar als Bester Nebendarsteller für seine Rolle in dem Gangsterfilm Der Tote lebt (Johnny Eager) ausgezeichnet. Hier verkörperte er den intellektuellen und Shakespeare-zitierenden, aber alkoholkranken Freund von Hauptdarsteller Robert Taylor. Heflin spielte in zahlreichen Western, unter anderem in George Stevens' Kultwestern Mein großer Freund Shane (1953). 1948 spielte er in Die drei Musketiere an der Seite von Gene Kelly. Eine seiner letzten Rollen hatte er als depressiver Selbstmordattentäter, der ein Flugzeug in die Luft zu sprengen droht, in dem kommerziell erfolgreichen Katastrophenfilm Airport (1970).
Van Heflin war zweimal verheiratet und hatte drei Kinder. 1971 erlitt der 62-jährige beim Schwimmen in seinem Swimmingpool einen Herzinfarkt. Heflin verstarb nach einem siebzehntägigen Koma. Seine Schwester Frances Heflin (1920–1994) und seine Nichte Marta Heflin (1945–2013) waren ebenfalls als Schauspielerinnen tätig.
Auszeichnungen
- 1943: Oscar als Bester Nebendarsteller für Der Tote lebt
- 1953: BAFTA-Nominierung als Bester ausländischer Schauspieler für Mein großer Freund Shane
- 1960: Zwei Sterne auf dem Hollywood Walk of Fame (Kategorien Film und Fernsehen)
- 1968: Emmy-Nominierung als Bester Hauptdarsteller eines Fernseh-Filmdramas für A Case of Libel
Filmografie (Auswahl)
- 1936: Ein aufsässiges Mädchen (A Woman Rebels) – Regie: Mark Sandrich
- 1937: The Outcasts of Poker Flat – Regie: Christy Cabanne
- 1940: Land der Gottlosen (Santa Fe Trail) – Regie: Michael Curtiz
- 1941: The Feminine Touch – Regie: W. S. Van Dyke
- 1941: Der Tote lebt (Johnny Eager) – Regie: Mervyn LeRoy
- 1941: H.M. Pulham, Esq. – Regie: King Vidor
- 1942: Der Gentleman-Killer (Kid Glove Killer) – Regie: Fred Zinnemann
- 1942: Sieben junge Herzen (Seven Sweethearts) – Regie: Frank Borzage
- 1942: Tennessee Johnson – Regie: William Dieterle
- 1943: Bühne frei für Lily Mars [Presenting Lily Mars] – Regie: Norman Taurog
- 1946: Die seltsame Liebe der Martha Ivers (The Strange Love of Martha Ivers) – Regie: Lewis Milestone
- 1946: Bis die Wolken vorüberzeih’n (Till the Clouds Roll by) – Regie: Richard Whorf
- 1947: Hemmungslose Liebe (Possessed) – Regie: Curtis Bernhardt
- 1947: Taifun (Green Dolphin Street) – Regie: Victor Saville
- 1948: B.F.’s Daughter – Regie: Robert Z. Leonard
- 1948: Das Tal der Leidenschaften (Tap Roots) – Regie: George Marshall
- 1948: Die drei Musketiere – Regie: George Sidney
- 1948: Akt der Gewalt (Act of Violence) – Regie: Fred Zinnemann
- 1949: Madame Bovary und ihre Liebhaber (Madame Bovary) – Regie: Vincente Minnelli
- 1949: Verlorenes Spiel (East Side, West Side) – Regie: Mervyn LeRoy
- 1951: Tomahawk – Regie: George Sherman
- 1951: Dem Satan singt man keine Lieder (The Prowler) – Regie: Joseph Losey
- 1951: Wochenende mit Papa (Weekend with Father) – Regie: Douglas Sirk
- 1952: My Son John – Regie: Leo McCarey
- 1953: Mein großer Freund Shane (Shane) – Regie: George Stevens
- 1953: Abenteuer in Algier (South of Algiers) – Regie: Jack Lee
- 1954: Tanganjika (Tanganyika) – Regie: André De Toth
- 1954: Unter zwei Flaggen (The Raid) – Regie: Hugo Fregonese
- 1954: Die Welt gehört der Frau (Woman’s World) – Regie: Jean Negulesco
- 1954: Die Spinne (Black Widow) – Regie: Nunnally Johnson
- 1955: Urlaub bis zum Wecken – Regie: Raoul Walsh
- 1955: Count Three and Pray – Regie: George Sherman
- 1956: Morgen trifft es dich (Patterns) – Regie: Fielder Cook
- 1957: Zähl bis drei und bete (3:10 to Yuma) – Regie: Delmer Daves
- 1958: Duell im Morgengrauen (Gunman’s Walk) – Regie: Phil Karlson
- 1958: Sturm im Osten (La Tempesta) – Regie: Alberto Lattuada
- 1959: Sie kamen nach Cordura (They Came to Cordura) – Regie: Robert Rossen
- 1960: Jovanka und die Anderen (Five Branded Women) – Regie: Martin Ritt
- 1960: Unter zehn Flaggen (Sotto dieci bandiere) – Regie: Duilio Coletti
- 1963: Kugeltanz nach Mitternacht (Cry of Battle) – Regie: Irving Lerner
- 1965: Die größte Geschichte aller Zeiten – Regie: George Stevens
- 1965: Millionenraub in San Francisco (Once a Thief) – Regie: Ralph Nelson
- 1966: San Fernando (Stagecoach) – Regie: Gordon Douglas
- 1967: ...und Scotland Yard schweigt (The Man Outside) – Regie: Samuel Gallu
- 1968: Das Gold von Sam Cooper – Regie: Giorgio Capitani
- 1969: Nancy, ein eiskaltes Playgirl (The Big Bounce) – Regie: Alex March
- 1970: Airport – Regie: George Seaton
Literatur
- Derek Sculthorpe: Van Heflin: A Life in Film. McFarland, 2016, ISBN 978-0-7864-9686-0.
- Gregor Hauser, Peter L. Stadlbaur: Präriebanditen: Die packende Welt der B-Western. Verlag Reinhard Marheinecke, 2018, ISBN 978-3-932053-98-6, S. 161–163.
Weblinks
- Van Heflin in der Internet Movie Database (englisch)
- Van Heflin. In: Virtual History (englisch)
Einzelnachweise
- Van Heflin. AllMovie, abgerufen am 18. Februar 2018.
- Van Heflin in der Internet Broadway Database (englisch), abgerufen am 18. Februar 2021.