Václav Kliment Klicpera
Václav Kliment Klicpera (* 23. November 1792 in Chlumec nad Cidlinou; † 15. September 1859 in Prag) war tschechischer Schriftsteller und Dramatiker.
Leben
Er begann mit einer Schneider-, später Metzgerlehre. Von 1808 besuchte er das Gymnasium in Prag, begann 1813 mit dem Studium der Philosophie und ab 1816 mit dem Studium der Medizin, die er nach zwei Jahren abbrach. 1813 trat er auch der Vereinigung Prager Patrioten (Sdružení pražských vlastenců) bei. Ziel dieses Vereins war es, der tschechischen Literatur mehr Anerkennung zukommen zu lassen und die Aufführung tschechischer Theaterstücke in Prag. Sie organisierten Nachmittagsvorstellungen im Laientheater, in denen er auch als Schauspieler auftrat und für das er die ersten Stücke schrieb.
1819 wurde er Professor auf dem Gebiet studia humanitatis in Hradec Králové, heiratete die Schauspielerin Anna Klicperová (Švamberková), die er im Laientheater (dem späteren Theater J.K. Týl – Tylovo divadlo) kennenlernte, dessen Direktor er 1837 wurde. Ein Jahr später heiratete er A. Trnková.
1846 kehrte er nach Prag zurück und unterrichtete am Akademischen Gymnasium. Zu seinen Schülern gehörten spätere Persönlichkeiten des kulturellen Lebens wie Vítězslav Hálek, Jan Neruda, Schriftsteller und Revolutionär Josef Václav Frič, Alois Vojtěch Šmilovský und andere. Im Jahr 1848 wurde er in den Nationalausschuss (Svatováclavský výbor) und zum Tribun der akademischen Legion gewählt. Zudem trat er der Böhmischen Königlichen Vereinigung der Wissenschaften bei. 1850 erfolgte die Beförderung zum Schulrat und 1852 zum Direktor des inzwischen tschechischsprachigen Akademischen Gymnasiums, resignierte aber 1853, da als Unterrichtssprache wieder Deutsch bestimmt wurde und wurde pensioniert.
Er ist auf dem Olšany-Friedhof in Prag begraben. Zur Würdigung seiner Verdienste benannte man das Klicpera-Theater in Hradec Králové nach ihm.
Schaffen
Er war der erste bedeutende tschechische Dramatiker der nationalen Bewegung. Er schrieb insgesamt 57 Theaterstücke von historischen Dramen auf einem hohen Niveau bis hin zu zeitgenössischen Stücken und seinen erfolgreichen Komödien. Bekannt sind in Tschechien auch die Schwänke Klicperas, die eher Charaktere der einzelnen Personen darstellen als ihre Konflikte. Sein Schaffen hatte auf die böhmische Kultur einen großen Einfluss, der sich unter anderem in den Werken von Josef Kajetán Tyl bemerkbar macht. Er unterstützte die Weiterentwicklung des böhmischen Theaters in Schauspielen, die er bei Jan Hostivít Pospíšil in Hradec Králové und Prag[1] als Almanach der Theaterstücke (Almanach Dramatyckých her[2]) verlegte.
Werke
Tragödien
Komödien
- Žižkas Schwert (Žižkův meč)
- Bělouši, 1818
- Sintflut (Potopa světa)
- Hadrián z Římsů, 1843
- Drei Grafen auf einmal (Tři hrabata najednou), 1846
- Lustspiel auf der Brücke (Veselohra na Mostě), 1828 – Die Komödie wird 1935 von Bohuslav Martinů als Oper vertont.
- Der böse Hirsch (Zlý jelen)
Schwänke
- Der wundertätige Hut (Divotvorný klobouk), 1821
- Jeder etwas für die Heimat (Každý něco pro vlast), 1833 – In diesem Lustspiel belächelt er den Egoismus mancher böhmischer Patrioten, die vorgeben aus Liebe zur Heimat die schwere Bürde der öffentlichen Funktion, die sie begleiten, zu tragen, obwohl sie damit nur ihren Ehrgeiz und Hochmut übertünchen.
- Viereckiges Horn (Rohovín Čtverrohý), 1830
Historische Stücke
- Kohlefrau (Uhlířka)
- Holländer in Prag (Nizozemčanné v Praze)
- Eliška Přemyslovna
- Fridrich Bojovný
- Jan Hus – dieses Spiel verbrannte er (Jan Hus – tuto hru spálil)
Räubergeschichten
Märchen
- Blaník, 1816 – Erstes Theaterstück Klicperas. Ein Märchen mit Ritterspielen und Gedanken der Nationalbewegung.
- Jan für einen Windhund getauscht (Jan za chrta dán), 1829
- Böhmische Windsbraut Česká meluzina
Romane und Erzählungen
- Pindar a Korina
- Die erste Mühle in Prag (První mlýn v Praze)
- Totschnik (Točník)
- Die Ankunft der Karl IV. nach Böhmen (Příchod Karla IV. do Čech), 1855
- König Johann der Blinde (Král Jan Slepý), 1858
- Der Heilige Iwan (Svatý Ivan)
- Věnceslav, 1834
Gedichte
- Deklamovánky, 1841 – humorvolle, gesellschaftliche Gedichte mit patriotischem Einschlag
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Klicpera, Wenzel. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 12. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1864, S. 88–92 (Digitalisat).
Weblinks
Einzelnachweise
- Databáze Národní knihovny ČR: bibliografischer Nachweis
- Databáze Národní knihovny ČR: bibliografischer Nachweis