Unziale

Die Unziale oder Unzialschrift (lat. Uncialis) ist eine Majuskelschrift, die wahrscheinlich aus der älteren römischen Kursive entstanden ist. Die Unziale wurde mit der Rohrfeder auf Pergament geschrieben.

Handschriftliches Beispiel für Unzialschrift
Computergesetztes Beispiel für eine Unziale und eine Halbunziale

Entwicklung und Verbreitung

Die Unziale entstand im 4. Jahrhundert und wurde bis zum 6. Jahrhundert für Bücher (Codices) und darüber hinaus als Auszeichnungsschrift verwendet. Den Namen Unziale hat Jean Mabillon im 17. Jahrhundert eingeführt, indem er wohl eine Briefstelle bei Hieronymus missverstanden hat, in der dieser über die „zollgroßen“ (lat. uncia, ein zwölftel Fuß, 1 Zoll) Buchstaben klagt.[1]

Es sind über 300 Handschriften des Neuen Testaments in griechischer Unzialschrift erhalten. Vollständig erhalten sind beispielsweise die griechischen Handschriften Codex Sinaiticus und Codex Vaticanus.

Erkennung und Klassifizierung

Charakteristisch sind die gerundeten, serifenlosen Buchstaben und einige Ober- und Unterlängen. Diese sind aber noch nicht sehr ausgeprägt. Im Gegensatz zur Capitalis ist die Unziale vorwiegend eine Buchschrift. Es werden grundsätzliche drei Formen der Unziale unterschieden:

Siehe auch

Literatur

  • Bernhard Bischoff: Paläographie des römischen Altertums und des abendländischen Mittelalters (= Grundlagen der Germanistik, Bd. 24). 2. überarbeitete Auflage. Erich-Schmidt-Verlag, Berlin 1986, ISBN 3-503-02253-8, S. 91–107.
  • Károly Földes-Papp: Vom Felsbild zum Alphabet. Die Geschichte der Schrift von ihren frühesten Vorstufen bis zur modernen lateinischen Schreibschrift. Chr. Belser Verlag, Stuttgart 1966 (Auch: Gondrom, Bayreuth 1975. ISBN 3-8112-0007-0).
  • Elias Avery Lowe: English Uncial. Clarendon Press, Oxford 1960.
  • Jan-Olof Tjäder: Der Ursprung der Unzialschrift. In: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde, ISSN 0067-4540, Jg. 74 (1974), Heft 1, S. 9–40 (Digitalisat)

Einzelnachweise

  1. Jean Mabillon, De re diplomatica, 2. Aufl. Paris 1709, Liber i., caput xi., S. 47 online. Andere Deutungen des Begriffs „unzial“: Website Digivatlib und Universität Zürich: Adfontes.
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