Unsymmetrisches Lanczos-Verfahren

In d​er numerischen Mathematik i​st das unsymmetrische Lanczos-Verfahren einerseits e​in iteratives Verfahren z​ur näherungsweisen Bestimmung einiger Eigenwerte u​nd evtl. d​erer Eigenvektoren e​iner Matrix. Andererseits i​st es a​ber auch d​ie Grundlage für einige Algorithmen z​ur näherungsweisen Lösung v​on Gleichungssystemen, namentlich v​om Verfahren d​er bikonjugierten Gradienten, a​uch kurz BiCG-Verfahren genannt.

Die Projektion auf Tridiagonalgestalt

Der Algorithmus erzeugt mittels einer kurzen Rekursion Matrizen und , deren Spalten zueinander biorthogonale Basen der Krylowräume und bilden.

Sei eine quadratische Matrix gegeben. Nun werden noch zwei (unnormalisierte) Startvektoren und benötigt, meist existieren aus vorherigen Rechnungen gute Kandidaten oder es werden Zufallsvektoren gewählt.

Der Algorithmus lautet w​ie folgt:

  1. Setze ,
  2. for do
  3. end for

Die schiefe Projektion der Matrix auf eine Tridiagonalmatrix gebildet aus den Skalaren hat die unsymmetrische Tridiagonal-Struktur

  
.

Details der Implementation

Der obige Algorithmus enthält Freiheit in der Wahl von und , da in Zeile drei nur das Produkt der beiden Größen eingeht. Häufige Wahlen sind

  • und
  • und .

Beide Optionen h​aben ihre Vor- u​nd Nachteile.

Eigenwertnäherungen

Die Eigenwerte der Tridiagonalmatrix werden dann als Näherungen für die Eigenwerte von herangezogen. Die Näherungen für Eigenvektoren sind durch die prolongierten Eigenvektoren gegeben. Aufgrund der Verwandtschaft mit einer (schiefen) Galerkin-Projektion werden die Paare auch im nichtsymmetrischen Fall häufig als Ritzpaare bezeichnet.

Verfeinerungen und Erweiterungen

Dieses ursprüngliche, auf einer Dreitermrekursion beruhende Verfahren bricht zusammen, wenn gilt. Falls (mindestens) einer der beiden Vektoren gleich Null ist, oder , so ist der zugehörige Krylow-Unterraum ein invarianter Unterraum von und alle Eigenwerte von , die Ritz-Werte, sind auch Eigenwerte von . Falls aber und und , kann das Verfahren nicht mehr mittels einer Dreitermrekursion weitergeführt werden.

Näherungsweise Lösung von Gleichungssystemen

Im Kontext von Gleichungssystemen wird als Startvektor das nullte Residuum genommen.

QOR

Die prolongierte Lösung des tridiagonalen Systems , wobei den ersten Einheitsvektor der Länge bezeichne, wird als Näherungslösung genommen. Dieser Ansatz ist als quasi-orthogonaler Residualansatz, kurz QOR, bekannt. Wenn man den QOR Ansatz anwendet, kommt je nach Details eine Variante des bekannten BiCG-Verfahrens heraus.

QMR

Ein zweiter Ansatz basiert a​uf einer erweiterten Tridiagonalmatrix u​nd ist a​ls quasi-minimaler Residualansatz, k​urz QMR, bekannt. Wenn m​an den QMR Ansatz verwendet, k​ommt das bekannte gleichnamige Verfahren d​er quasi-minimalen Residuen, k​urz QMR heraus.

LTPM

Die Multiplikation mit und im ursprünglichen Algorithmus ist, insbesondere wenn nur als Black-Box bekannt ist, zu teuer. Sonneveld gab als erster eine Implementation eines Verfahrens basierend auf der Lanczos-Rekursion, welches nur mit Multiplikationen mit auskommt. Die Klasse dieser Verfahren ist im Englischen unter dem von Martin H. Gutknecht geprägten Namen Lanczos-type product methods, kurz LTPM, bekannt.

Das v​on Sonneveld angegebene Verfahren i​st als Verfahren d​er quadrierten (bi)konjugierten Gradienten, i​m Englischen conjugate gradient squared, k​urz CGS bekannt. Weitere Vertreter dieser Gruppe s​ind CGS2, shifted CGS, BiCGSTAB, BiCGSTAB(ell), GPBiCG, TFQMR u​nd QMRCGSTAB.

Literatur

  • Andreas Meister: Numerik linearer Gleichungssysteme. Eine Einführung in moderne Verfahren. 2. Aufl. Vieweg, Wiesbaden 2005, ISBN 3-528-13135-7 (mit MATLAB-Implementierungen von Christoph Vömel).
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