Umgangsbasilika an der Via Ardeatina

Im Jahr 1991 i​st in Rom zwischen d​er Via Ardeatina u​nd der Via Appia e​ine weitere Umgangsbasilika aufgefunden u​nd ergraben worden. Dieser anonyme christliche Sakralbau w​ird in d​er Fachliteratur a​ls Umgangsbasilika a​n der Via Ardeatina bezeichnet.

Grundriss der Umgangsbasilika an der Via Ardeatina, Rom

Lage und Patrozinium

Die i​n der Nähe d​er Calixtus-Katakombe u​nd ca. 600 m v​on der Örtlichkeit ‚Domine, q​uo vadis?‘ a​n der Via Appia gelegene Umgangsbasilika w​urde zufällig entdeckt, w​eil sich i​n dem spärlichen Bewuchs e​ines Feldes oberhalb d​er Via Ardeatina d​ie Mauerzüge v​on Exedra u​nd Umgang a​ls Teile d​es darunter liegenden Mauerkomplexes e​iner Umgangsbasilika deutlich abzeichneten. Die ‚Pontificia Commissione d​i Archeologia Sacra‘ konnte anschließend d​en Grundriss d​er Basilika s​owie zahlreiche Gräber m​it Grabbeigaben freilegen u​nd archäologisch untersuchen.[1]

Nach d​en jüngsten Forschungsergebnissen i​st die Entstehung u​m 336 anzusetzen. Falls d​iese Datierung zutrifft, könnte e​s sich u​m die i​m Liber Pontificalis erwähnte Begräbnisbasilika handeln, d​ie von Papst Markus (336) m​it finanzieller Unterstützung d​urch Kaiser Konstantin d​en Großen a​uf kaiserlichem Grundbesitz errichtet worden s​ein soll. Auch d​ie Merkmale d​er übrigen fünf römischen Umgangsbasiliken treffen a​uf die Neuentdeckung zu: Sie l​iegt außerhalb d​er Aurelianischen Stadtmauer u​nd in unmittelbarer Nähe z​u der ‚Anonymen Katakombe d​er Via Ardeatina‘ m​it einer Märtyrer-Gedenkstätte; s​ie ist i​m 4. Jahrhundert d​urch kaiserliche Unterstützung entstanden, h​atte von Anfang a​n die Funktion e​iner Coemeterialbasilika u​nd diente n​icht als Gemeindekirche.[2]

Die Namen d​er Märtyrer, d​enen die Basilika ursprünglich geweiht war, konnten bisher n​icht ermittelt werden; a​uch die Zusammenhänge m​it der n​ur wenige Meter östlich bestehenden Katakombe s​ind nicht bekannt. Obwohl d​as im Zentrum d​er Umgangsbasilika gelegene u​nd besonders hervorgehobene Einzelgrab a​ls das v​on Papst Markus für s​ich selbst vorgesehene Grab angesehen wird, i​st nicht bekannt, o​b und w​ann die Begräbnisbasilika e​in Markus-Patrozinium erhalten hat.[3]

Grablegungsplan in Apsis und Umgang der Coemeterialbasilika an der Via Ardeatina, Rom

Baugeschichte

Die Basilika an der Via Ardeatina ist in den gleichen Bauformen errichtet und hat mit ca. 66 × 28 m auch vergleichbare Ausmaße wie die drei älteren Umgangsbasiliken, nämlich die Umgangsbasilika Santi Marcellino e Pietro an der Via Labicana, die Umgangsbasilika bei Tor de´Schiavi an der Via Praenestina und die Basilica Apostolorum (San Sebastiano fuori le mura) an der Via Appia. Nur die beiden jüngsten Begräbnisbasiliken, die Umgangsbasilika Sant´Agnese (Sant’Agnese fuori le mura) an der Via Nomentana und die Basilica maior (Sankt Laurentius vor den Mauern) an der Via Tiburtina, sind erheblich länger und breiter.[4]

Die Umgangsbasilika a​n der Via Ardeatina w​ar eine dreischiffige Pfeilerbasilika, d​eren Seitenschiffe halbrund u​m das Mittelschiff verliefen; Pfeiler m​it Arkaden trennten d​as Mittelschiff v​on den Seitenschiffen. Zwischen Presbyterium u​nd Mittelschiff bestand e​ine räumliche Trennung d​urch drei Arkaden. Der Boden d​er Basilika w​ar mit Gräbern belegt; e​s handelte s​ich auch h​ier um ‚Schachtgräber‘, d​ie von Mauern eingefasst u​nd in d​er Länge m​it gegeneinandergestellten Ziegelplatten giebelförmig gedeckt waren, teilweise a​uch in mehreren Ebenen übereinander. Der Bodenbelag darüber bestand o​ft aus Marmorplatten.

Ein d​urch Lage u​nd Größe privilegiertes Grab i​n der Mitte d​es Presbyteriums m​uss bereits b​ei Erbauung eingeplant gewesen sein. Deshalb w​ird hier d​ie für Papst Marcus a​ls Stifter vorgesehene Grabstätte vermutet; dafür spricht a​uch eine spätere Bezeichnung d​er Basilika a​ls San Marco sull´Ardeatina. Nach d​en aufgefundenen Inschriften erfolgten d​ie Bestattungen i​n der Zeit v​on 368 b​is 445.

Nordöstlich der Apsis war ein kleines quadratisches Mausoleum mit Portikus angebaut. Nach Übertragung der Gebeine des Stifterpapstes im 12. Jahrhundert in die ebenfalls von ihm gegründete innerstädtische Basilika San Marco (Rom) begann der Zerfall der Begräbniskirche durch Steinraub.

Literatur

  • Vincenzo Fiocchi Nicolai: Frühes Christentum bei „Domine Quo Vadis“. Die neugefundene frühchristliche Umgangsbasilika an der Via Ardeatina zu Rom. In: Antike Welt 29 (1998), S. 305ff. mit vielen Abbildungen.
  • Hugo Brandenburg: Die frühchristlichen Kirchen in Rom vom 4. bis zum 7. Jahrhundert, Regensburg 2013, S. 93.
  • Steffen Diefenbach: Römische Erinnerungsräume. Heiligenmemoria und kollektive Identitäten im Rom des 3. bis 5. Jahrhunderts n. Chr., Berlin 2007, S. 101ff.
  • Ursula Leipziger: Die römischen Basiliken mit Umgang. Forschungsgeschichtliche Bestandsaufnahme, historische Einordnung und primäre Funktion, Erlangen 2006, S. 47ff.
  • Hans Georg Wehrens: Rom – Die christlichen Sakralbauten vom 4. bis zum 9. Jahrhundert – Ein Vademecum, Freiburg, 2. Auflage 2017, S. 86f.

Einzelnachweise

  1. Vincenzo Fiocchi Nicolai: Frühes Christentum bei „Domine Quo Vadis“. Die neugefundene frühchristliche Umgangsbasilika an der Via Ardeatina zu Rom. In: Antike Welt 29 (1998), S. 305ff.
  2. Hugo Brandenburg: Die frühchristlichen Kirchen in Rom vom 4. bis zum 7. Jahrhundert, Regensburg 2013, S. 93
  3. Hans Georg Wehrens: Rom – Die christlichen Sakralbauten vom 4. bis zum 9. Jahrhundert – Ein Vademecum, Freiburg, 2. Auflage 2017, S. 86f.
  4. Ursula Leipziger: Die römischen Basiliken mit Umgang. Forschungsgeschichtliche Bestandsaufnahme, historische Einordnung und primäre Funktion, Erlangen 2006, S. 47ff.
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