Uenglinger Tor
Das Uenglinger Tor ist neben dem Tangermünder Tor eines der noch erhaltenen Stadttore Stendals. Seine jetzige Form erhielt es im Spätmittelalter zwischen 1450 und 1460.[1][2] Der Turm ist ein gelistetes Baudenkmal.
Uenglinger Tor | |
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Ansicht des Torturms von Süden | |
Daten | |
Ort | Stendal |
Baumeister | unbekannt |
Baujahr | um 1380, 1450–1460 |
Höhe | 27,5 m |
Koordinaten | 52° 36′ 29,1″ N, 11° 51′ 7,8″ O |
Geschichte, Namensgebung und Nutzung
Ursprünglich hatte Stendal in einer durchgängigen Stadtmauer mehrere Tore und Türme, einige wurden im 18. Jahrhundert abgebrochen. Das Uenglinger Tor blieb erhalten und gilt als eines der gut geschmückten Stadttore im norddeutschen Raum.
Der Turm wurde um das Jahr 1380 als Teil der Stadtmauer im Wesentlichen aus behauenen Feldsteinen und gebrannten Ziegeln gebaut. Zwischen 1450 und 1460 erfuhr er eine bauliche Erweiterung, erhielt den runden Aufsatz mit dem Zinnenkranz sowie die reiche Blendengliederung mit den Ecktürmchen.[2]
Das Uenglinger Tor, Teil des Nordwalls der Stadtbefestigung, repräsentierte mit seiner geschmückten Fassade den Reichtum der mittelalterlichen Stadt, der aus dem Zwischenhandel und der Tuchmacherei resultierte. Der Turm öffnete den Weg zum westlich liegenden Uenglingen, daher auch sein Name.
Zwischen 1815 und 1860 ließ die Stadtverwaltung im Auftrag des preußischen Königs das Uenglinger Tor, das Tangermünder Tor, die St. Marienkirche, den Dom zu Stendal, das Rathaus sowie die Stephanskirche zu Tangermünde denkmalgerecht restaurieren. Dafür ist „aus Allerhöchsten Dispositionsfonds bei der Generalstaatskasse“ ein Zuschuss von insgesamt 35.300 Reichstalern beantragt worden, verteilt auf fünf Jahre. Daraus geht auch hervor, dass die genannten Bauwerke schon im 19. Jahrhundert als „ausgezeichnete Bauwerke der Altmark“ unter Denkmalschutz standen.[3]
Seit seiner Restaurierung ab etwa 1989 ist der 27,5 m[4] hohe Turm im Sommer wieder begehbar und bietet durch die Zinnen an seiner Aussichtsplattform einen umfassenden Blick auf Stendal.[1] Die Turmbesichtigung und -besteigung ist kostenpflichtig.
Der hier dargestellte Torturm bildet zusammen mit den anderen Baudenkmalen der Stendaler Altstadt die Basis für ein von der Stadtverwaltung beschlossenes touristisches Konzept.[5][6]
Beschreibung
Das wuchtige Bauwerk im Stil der Backsteingotik[4] steht auf einem aus Feldsteinen und Backsteinen gemauerten Unterbau mit quadratischer Grundfläche und ist unverputzt. An seinen vier Ecken sind ab der ersten Etage geschosshohe Runderker eingebaut. Das große Durchfahrtstor hat eine Spitzbogenform, daneben befindet sich das kleine Tor für die Fußgänger. Etwas oberhalb seitwärts fallen wappenschildförmige Putzspiegel auf. Mit weiteren weißen Putzspiegeln entstehen regelmäßig geformte Schmuckflächen an dem gesamten Bauwerk. Das erste Geschoss verfügt auf den Seiten zur ehemaligen Stadtmauer hin über Schießscharten, zum Stadtinneren und zur ankommenden Straße hin unterbricht je eine spitzbogige Nische das Mauerwerk. In der Nische befinden sich paarig angeordnete Spitzbogenfenster. Im zweiten Geschoss gibt es wieder einige Fenster, hinter denen sich wohl die Wachstuben und Aufenthaltsräume der Posten befanden. In der Zwischenfläche rechts und links vom dreigeteilten Fenster sind wieder die schräg stehenden weißen Flächen in Form eines Wappenschildes zu sehen. Das dritte Geschoss bildet einen offenen Umgang, der mit hochgezogenen Ziergiebeln versehen ist. Jeder Erker wird in dieser Höhe von kleinen Rundtürmchen bekrönt. Ab hier setzt sich das Turmbauwerk als eingezogener Rundbau über zirka zwei Etagen fort. An der Fassade sind wiederum zwei Wappenschilde zu sehen. Den Abschluss des Turmes bildet ein zinnenbewehrter Umgang. – Von weitem betrachtet mutet der gesamte Turm wie ein auf zwei starken Beinen stehender Mann an, der auf dem Kopf eine Herrscherkrone trägt; die weißen Wappenflächen bilden die Augen, eine Knopfleiste und markieren die Kniescheiben.
Vorbilder für andere deutsche Bauten
Das Uenglinger Tor stand offenkundig Pate beim Entwurf eines Industriedenkmals im Ruhrgebiet: Die Lohnhalle der Zeche Adolf von Hansemann in Mengede sieht zumindest im Mittelteil ihrer Fassade fast genauso aus, nur dass eine Lohnhalle nicht ohne Seitenflügel auskommt. Auch der Wasserturm Lüneburg ist ganz offensichtlich nach dem architektonischen Vorbild des Uenglinger Tores entstanden.[7]
Illustration
- Heinrich Wilhelm Teichgräber: Das Uenglinger Tor zu Stendal. Eduard Pietzsch, Dresden 1839 (Digitalisat)
- Abbildung eines Holzstichs von um 1890 mit dem Uenglinger Thor Stendal. auf www.ebay.de (April 2021).
- Uenglinger Thor mit figürlicher Staffage, Holzstich von 1878. auf www.zvab.com.
In der Umgebung des Tores
Weblinks
Einzelnachweise
- Sehenswürdigkeiten > Uenglinger Tor auf der Webseite der Tourist-Information der Hansestadt Stendal
- Georg Piltz: Kunstführer durch die DDR. 4. Auflage, Urania-Verlag, Leipzig / Jena / Berlin. 1973; S. 198.
- Andreas Meinecke: Geschichte der preußischen Denkmalpflege 1815 bis 1860, Walter de Gruyter, 2013: Seite 229; abgerufen am 7. April 2021.
- Uenglinger Tor auf structurae.net. Abgerufen am 7. April 2021.
- Satzung zur Nutzung der erhaltenen Stadttore in Stendal, abgerufen am 7. April 2021.
- Stendals Stadttürme sollen Touristen anlocken, auf www.volksstimme.de, 2017, abgerufen am 7. April 2021.
- Der Turm. Architektonisches Vorbild. In: www.wasserturm.net. Trägerverein Wasserturm Lüneburg e. V., abgerufen am 1. Juli 2019.
- Homepage des Hotels Am Uenglinger Tor, abgerufen am 7. April 2021.