UP-Klasse 3900
Die Klasse 3900 der Union Pacific Railroad, auch Challenger genannt, war eine Baureihe schwerer Vierzylinder-Dampflokomotiven mit einfacher Dampfdehnung in Gelenkbauart. Die Maschinen mit der Achsfolge (2’C)C2’ h4 (amerikanische Schreibweise: 4-6-6-4) waren für den Güterverkehr vorgesehen.
UP-Klasse 3900 | |
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Nr. 3985 in Westfield (Texas) 2004 | |
Nummerierung: | s. Tabelle |
Anzahl: | 105 |
Hersteller: | ALCO |
Baujahr(e): | 1936–1944 |
Ausmusterung: | 1952–1962 (siehe nebenstehende Tabelle) |
Bauart: | (2’C)C2’ h4 |
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) |
Länge über Kupplung: | 37 m |
Dienstmasse: | 257 t 284 t * |
Dienstmasse mit Tender: | 486 t |
Reibungsmasse: | 175 t 183 t * |
Höchstgeschwindigkeit: | 130 km/h |
Indizierte Leistung: | 6.000 PS |
Kuppelraddurchmesser: | 1.750 mm |
Treibraddurchmesser: | 1.750 mm |
Zylinderanzahl: | 4 |
Zylinderdurchmesser: | 558 mm |
Kolbenhub: | 812 mm |
Zylinderdruck: | 1737 kPa 1929 kPa * |
Rostfläche: | 10,05 m² 12,3 m² * |
Rohrheizfläche: | 499 m² |
Überhitzerfläche: | 151 m² |
Tender: | 2’5 |
Wasservorrat: | 95 m³ |
Brennstoffvorrat: | 28 t Kohle |
Lokbremse: | Druckluftbremse |
Zugbremse: | Druckluftbremse |
Zugheizung: | nicht vorhanden |
Kupplungstyp: | Janney-Kupplung |
* 3930–3969 |
Die Lokomotiven sind eine Weiterentwicklung der sechsfach gekuppelten Starrrahmenmaschinen der Klasse 9000 mit der Achsfolge 2’F1’ h3. Sie entsprechen der Bauart articulated, das führende Laufdrehgestell und die drei Kuppelachsen des vorderen Triebwerkes sind in einem beweglichen Rahmen gelagert, die drei Kuppelachsen des hinteren Triebwerkes und das ebenfalls zweiachsige Delta-Schleppgestell hingegen im Hauptrahmen der Lokomotive. Diese Anordnung entspricht der Bauart Mallet, allerdings ohne Verbundwirkung des Triebwerkes. Von der Aufteilung der sechs Kuppelachsen in zwei Gruppen versprach man sich geringere hin- und hergehende Massen und damit eine höhere mögliche Geschwindigkeit sowie einen besseren Bogenlauf. Alle Räder waren Scheibenräder, die der Treib- und Kuppelradsätze der Bauart Boxpok. Die Lokomotiven erhielten vier identische Zylinder mit einem Durchmesser von 560 Millimetern. Der Kolbenhub betrug 810 Millimeter, der Kessel hatte einen Betriebsdruck von 1757 kPa (255 psi). Die erste „Challenger“ wurde am 25. August 1936 unter der Betriebsnummer 3900 bei der Bahngesellschaft „Union Pacific Railroad“ in Dienst gestellt. Sechs Lokomotiven der zweiten Lieferung wurden für den Einsatz im Personenzugverkehr ausgerüstet. Erkenntnisse aus dem Bau der UP-Klasse 4000, die eine vergrößerte Weiterentwicklung der Challenger darstellten, flossen in die ab 1942 gebaute verbesserte Ausführung ein. Diese erhielt Zylinder mit einem etwas geringerem Durchmesser von nur noch 530 Millimetern, eine kürzere Feuerbüchse sowie einen auf 1929 kPa (280 psi) erhöhten Kesseldruck. Insgesamt beschaffte die Union Pacific 105 Lokomotiven der Baureihe, davon 50 in der verbesserten Ausführung. Weitere Bahngesellschaften bestellten ebenfalls Lokomotiven mit der Achsfolge (2’C)C2’ h4, wie beispielsweise die Reihe Z 8 der Northern Pacific, die sich jedoch aufgrund anderer Anforderungsprofile konstruktiv von den Maschinen der UP unterschieden.
Die Lokomotiven des dritten bis fünften Bauloses waren mit siebenachsigen Tendern der Bauart Centipede (2’5) gekuppelt, die 28 Tonnen Kohle und 95 m³ Wasser fassten. Viele Lokomotiven wurden auf Ölfeuerung umgebaut. Einige davon wurden allerdings wieder auf Kohlefeuerung zurückgebaut.
Die sechs Lokomotiven für den Reisezugdienst erhielten zusätzlich Windleitbleche und eine besondere Lackierung in Hellgrau/Mittelgrau.
Von 1936 bis Anfang der 50er Jahre waren alle 105 Challenger in Cheyenne stationiert. Als jedoch Diesellokomotiven und der Straßenverkehr zur Konkurrenz für die Dampftraktion wurden, wurden im April 1954 die 3800-Lokomotiven nach Ogden abgefahren und dort abgestellt. Erst als 1955 der Güterverkehr wieder zunahm, wurden sie wieder in Betrieb genommen und wieder nach Cheyenne umstationiert, wo sie mit den anderen Challengern bis Sommer 1959 im täglichen, planmäßigen Einsatz blieben. Bis 1958 wurden sie noch bis nach Ogden eingesetzt. Einige 3900-Lokomotiven wurden sogar noch bis Sommer 1961 eingesetzt und anschließend noch bis Herbst 1962 als betriebsfähige Reserveloks in Cheyenne vorgehalten. Von 1981 bis September 2010 war die ab 1979 aufgearbeitete Lok 3985 betriebsfähige Museumslok in Cheyenne. Im Oktober 2010 wurde sie dann nach einem schwerwiegenden Triebwerksschaden abgestellt. Seit der Inbetriebnahme des Big Boy 4014 im Mai 2019 ist sie offiziell als Betriebslok im Ruhestand und seither im Lokschuppen Cheyenne abgestellt. Es gab Gerüchte, dass sie ab 2022 wieder fahren soll, doch da Big Boy 4014 ihren Öltender bekommen hat, ist dies eher unwahrscheinlich.
Gelieferte Ausführungen und Einsatz
Gesellschaft | Bezeichnung | Nummer | Anzahl | Hersteller | Baujahr | Ausmusterung | Bemerkung |
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UP | CSA-1 | 3900–3914 | 15 | ALCO | 1936 | 1956–1962 | umgez. zu 3800–3814 |
UP | CSA-2 | 3915–3939 | 25 | ALCO | 1937 | 1956–1961 | umgez. zu 3815–3839 |
UP | 4664-5 | 3930–3949 | 20 | ALCO | 1944 | 1952–1960 | |
UP | 4664-3 | 3950–3969 | 20 | ALCO | 1942 | 1958–1961 | |
UP | 4664-4 | 3975–3999 | 25 | ALCO | 1936 | 1959–1961 | 3975–3984 umgez. zu 3708–3717 |
Verbleib
Zwei „Challenger“-Lokomotiven sind erhalten geblieben: die 3985 der Union Pacific war lange Zeit die größte betriebsfähige Dampflokomotive der Welt, verlor diesen Titel aber an die Union Pacific 4014 nach deren Aufarbeitung im Mai 2019. Da Union Pacific derzeit neben dem Big Boy 4014 noch die Living Legend 844 betreibt, besteht für die Lokomotive 3985 kein Bedarf und sie ist derzeit durch Fristablauf nicht mehr betriebsfähig,[1] ; die 3977 (1952 auf Ölfeuerung umgebaut und in 3710 umnummeriert) steht als Denkmal in einer Parkanlage in North Platte, Nebraska. 41° 8′ 52″ N, 100° 45′ 11″ W