Tschiervagletscher
Der Tschiervagletscher (rätoromanisch im Idiom Puter , deutsch wörtlich Hirschkuhgletscher) ist ein Talgletscher in der Berninagruppe im Kanton Graubünden. Im Jahr 2013 betrug die Länge etwa vier Kilometer[1], für die Fläche wurde 2015 ein Wert von 5,63 km² ermittelt.[2]
Tschiervagletscher | ||
---|---|---|
Tschiervagletscher von Nordwesten, mit Piz Bernina, Piz Scerscen und Piz Roseg | ||
Lage | Kanton Graubünden, Schweiz | |
Gebirge | Berninagruppe | |
Typ | Talgletscher | |
Länge | 4 km (2013)[1] | |
Fläche | 5,63 km² (2015)[2] | |
Exposition | Nordwest | |
Höhenbereich | 4000 m ü. M. – 2340 m ü. M. (2005)[3] | |
Eisvolumen | 0,31 ± 0,08 km³ (1991)[4] | |
Koordinaten | 787993 / 140554 | |
| ||
Entwässerung | Rosegbach, Flaz, Inn |
Lage und Umgebung
Der Gletscher ist im oberen Bereich durch die Felskante von Piz Scerscen (3971 m ü. M.) und Piz Umur zweigeteilt. Der östliche Teil hat seinen Ursprung an der steilen Westflanke des Piz Bernina, während der Westteil seinen Ausgangspunkt im tiefen Kar zwischen Piz Roseg und Piz Scerscen auf rund 3300 m nimmt. Der Tschiervagletscher fliesst nach Nordwesten entlang der Südwestflanke des Piz Morteratsch in das Val Roseg. Im Jahr 2005 endete die Gletscherzunge auf einer Höhe von 2340 m ü. M..[3] Das an dieser Stelle austretende Schmelzwasser fliesst über den Rosegbach (Ova da Roseg) und die Flaz zum Inn.
Oberhalb der nordöstlichen Seitenmoräne des Gletschers befindet sich die Tschiervahütte (Chamanna da Tschierva) des Schweizer Alpen-Clubs auf einer Höhe von 2583 m ü. M.
Entwicklung
Während der Kleinen Eiszeit erreichte das Wachstum des Tschiervagletschers ca. 1860 seinen modernen Höchststand und noch bis 1944 vereinigte sich der Tschiervagletscher im Val Roseg mit dem Roseggletscher. Hinter der ehemaligen Mittelmoräne, der nun orografisch linken Seitenmoräne des Tschiervagletschers, bildete sich in der Folgezeit ein See, der Lej da Vadret.
Im August 1954 stieg der Wasserspiegel des Sees aufgrund von Schneeschmelze und starker Regenfälle rasch um 85 Zentimeter an. Am Seeauslauf kam es daraufhin zu starker Erosion und die zusätzlichen Wassermassen flossen rasch ab, bis sich der Wasserspiegel wieder etwa auf das ursprüngliche Niveau gesenkt hatte. Die grossen Hochwasserschäden im Oberengadin während des Sommers 1954 sind zum Teil dadurch verursacht worden.[5]
Jahr | 1850 | 1973 | 1999/2000 | 2013 |
Fläche (km²) | 7,6 | 6,2 | 6,5 | 5,63 (2015)[2] |
Länge (km) | 5,8 | 4,8 | 4,6 | 4 |
Bildergalerie
- Der Tschiervagletscher um 1890 auf einer Photochrom-Postkarte; rechts Hinter der Seitenmoräne der Roseggletscher
- Gleiche Ansicht 1922 (handkolorierte Schwarzweißaufnahme). Historisches Bild von Leo Wehrli (1922)
Weblinks
- Tschiervagletscher auf der Plattform ETHorama
- Kartenausschnitt bei map.geo.admin.ch
- Bildmaterial und Vergleichskarten auf glaciers-online.net
Einzelnachweise
- Die grössten Gletscher. (xlsx) Bundesamt für Statistik, Raum und Umwelt, 12. Dezember 2014, abgerufen am 13. November 2020.
- Factsheet Tschiervagletscher. In: GLAMOS – Glacier Monitoring in Switzerland. Abgerufen am 13. November 2020.
- WGMS: Fluctuations of Glaciers Database. World Glacier Monitoring Service, Zurich 2013 (DOI:10.5904/wgms-fog-2013-11), abgerufen am 11. Dezember 2013
- Daniel Farinotti, Matthias Huss, Andreas Bauder, Martin Funk: An estimate of the glacier ice volume in the Swiss Alps. In: Global and Planetary Change. 68: 225–231, 2009 (online; PDF; 756 kB).
- Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW) der ETH Zürich: Vadret dd Tschierva, Vadret da Roseg. In: Naturgefahren Gletscher. Archiv der ETH, 2018 (online, auch als PDF).