Trisektrix von Maclaurin
Die Trisektrix von Maclaurin, benannt nach Colin Maclaurin (1698–1746), ist eine ebene Kurve, die zur Dreiteilung von Winkeln verwendet werden kann (daher Trisektrix).
Geometrische Definitionen
In der Literatur wird die Trisektrix von Maclaurin, sofern sie nicht lediglich als Parameterform oder Gleichung angegeben wird, meist als eine Ortskurve definiert. Dabei existiert jedoch keine Standardkonstruktion zur Erzeugung der Ortskurve, sondern es finden sich in der Literatur unterschiedliche geometrische Konstruktionen, die natürlich alle dieselbe Kurve erzeugen.
Definition anhand einer rotierenden Geraden
Auf einer Geraden wählt man zunächst einen Punkt und auf derselben Seite von zwei weitere Punkte und , die von den Abstand beziehungsweise besitzen. In errichtet man eine Senkrechte und in lässt man eine Gerade rotieren. Die rotierende Gerade schneidet die Senkrechte durch in einem Punkt , in diesem errichtet man eine Senkrechte zur rotierende Geraden. Diese Senkrechte schneidet die Parallele zur rotierenden Geraden durch in einem Punkt . Die Trisektrix ist nun die Ortskurve des Punktes , die durch die Rotation der Geraden durch entsteht.[1]
Definition anhand eines äußeren Kreises
Auf einem Kreis mit Radius , Mittelpunkt und Durchmesser lässt man einen Punkt rotieren. Die Ortskurve des Schnittpunkts der Mittelsenkrechten der Strecke und der Geraden ist die Trisektrix von Maclaurin.[2]
Definition anhand zweier rotierender Geraden
Im Gegensatz zu den beiden vorangehenden Definitionen entsteht die Trisektrix nicht aus einer gleichförmigen Bewegung beziehungsweise Rotation, sondern aus zweien mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Auf einer Geraden wählt man zunächst wieder einen Punkt und dann einen Punkt , der von den Abstand besitzt. Nun lässt man in beiden Punkten Geraden mit einer gleichförmigen Geschwindigkeit rotieren, wobei die Gerade in mit der dreifachen Geschwindigkeit der Geraden in rotiert. Die Ortskurve des Schnittpunktes der beiden rotierenden Geraden ist die Trisektrix von Maclaurin.[3]
Gleichung und Parameterkurve
Legt man die Symmetrieachse der Trisektrix auf die x-Achse eines Koordinatensystems und platziert dabei den Doppelpunkt aus den obigen Definitionen im Ursprung sowie die Punkte , und in den entsprechenden Abständen von auf der positiven x-Achse, so erhält man die folgenden Darstellungen als Gleichung oder Parameterkurve.
Gleichung in Polarkoordinaten
- .
Gleichung in kartesischen Koordinaten
- .
Parameterkurven
Als Parameterkurve mit trigonometrischen Funktionen erhält man ausgehend von der Gleichung in Polarkoordinaten die folgende Darstellung:
- mit und
Es existiert auch eine Darstellung anhand rationaler Funktionen:
- mit und :
Winkeldreiteilung
Zur Dreiteilung eines Winkels legt man einen Schenkel auf die Symmetrieachse der Trisektrix, so dass die Winkelspitze sich in befindet, dabei ist der Mittelpunkt aus der obigen Definition, das heißt, er liegt innerhalb der Schlaufe der Trisektrix und besitzt von ihrem Doppelpunkt den Abstand . Den Schnittpunkt des anderen Schenkels mit der Trisektrix verbindet man mit dem Doppelpunkt . Der Winkel den diese Verbindungsstrecke mit der Symmetrieachse in bildet, beträgt genau ein Drittel des Ausgangswinkels.
Weitere Eigenschaften
Die Trisektrix besitzt als Asymptote eine Gerade, die senkrecht auf der Symmetrieachse der Trisektrix steht und vom Doppelpunkt den Abstand besitzt. Für die obige Darstellung der Trisektrix im Koordinatensystem erhält man somit für die Asymptote:
Die Inverse der Trisektrix (Spiegelung am Einheitskreis) ist eine Hyperbel mit der folgenden Gleichung:
Die Trisektrix kann auch als Fußpunkt-Kurve einer Parabel erzeugt werden. So entstehen die obigen Darstellungen der Trisektrix im Koordinatensystem als Fußpunkt-Kurve der folgenden Parabel mit Pol im Ursprung:
Die von der Schlaufe der Trisektrix eingeschlossene Fläche beträgt Flächeneinheiten, wobei die Schlaufe eine Länge von näherungsweise Längeneinheiten besitzt.
Literatur
- Dörte Haftendorn: Kurven erkunden und verstehen: Mit GeoGebra und anderen Werkzeugen. Springer, 2016, ISBN 9783658147495, S. 62–64
- Gino Loria: Spezielle algebraische und transscendente Ebene Kurven: Theorie und Geschichte. Teubner, 1902, S. 81–83
- Underwood Dudley: The Trisectors. MAA, 1994, ISBN 9780883855140, S. 12–14
- Daniele Ritelli, Aldo Scimone: A New Way for Old Loci. International Journal of Geometry, Band 6 (2017), Nr. 2, S. 86–92
- Jack Eidswick: Two Trisectrices for the Price of One Rolling Coin. The College Mathematics Journal, Band 24, Nr. 5, 1993, S. 422–430 (JSTOR)
Weblinks
- Eric W. Weisstein: Maclaurin Trisectrix. In: MathWorld (englisch).
- Trisectrix of MacLaurin im MacTutor History of Mathematics archive
- Maclaurin Trisectrix auf mathcurve.com
- Justin Seago: The Maclaurin Trisectrix
Einzelnachweise
- Gino Loria: Spezielle algebraische und transscendente Ebene Kurven: Theorie und Geschichte. Teubner, 1902, S. 81–83
- Dörte Haftendorn: Kurven erkunden und verstehen: Mit GeoGebra und anderen Werkzeugen. Springer, 2016, ISBN 9783658147495, S. 62–64
- Anthony Lo Bello: Origins of Mathematical Words: A Comprehensive Dictionary of Latin, Greek, and Arabic Roots. JHU Press, 2013, ISBN 9781421410999, S. 265