Totenmarter bei Weißenbrunn

Die Totenmarter b​ei Weißenbrunn i​st eine gedrehte Holzmarter i​m gemeindefreien Gebiet Winkelhaid i​m mittelfränkischen Landkreis Nürnberger Land i​n Bayern. Sie w​ird lokal a​uch Totenrast genannt.

Totenmarter bei Weißenbrunn

Lage

Die Holzsäule befindet s​ich etwa 800 Meter südlich v​on Weißenbrunn n​ahe der Gemeindegrenze zwischen Leinburg u​nd dem gemeindefreien Gebiet Winkelhaid. Sie s​teht dort a​n einer Forststraße i​m Wald. Die Forststraße i​st Bestandteil d​er Wanderweges Eppeleinsweg (). Die Verwaltung d​er Bayerischen Staatsforsten h​at 2017 v​or Ort e​ine Informationstafel aufgestellt.[1]

Beschreibung

Die Marter

Die Säule i​st aus Eichenholz, bräunlich-rot gestrichen, e​twa 2,5 Meter h​och und m​isst 25 cm i​m Durchmesser. Der Stamm i​st gedreht u​nd im oberen Teil finden s​ich die Gravuren Alpha u​nd Omega, s​owie die Jahreszahlen 1837 u​nd 1994. Sie ähnelt s​tark der i​n der Nähe befindlichen Rote Marter b​ei Winkelhaid. Da s​ie an d​er Gemeindegrenze steht, w​ar die ursprüngliche Nutzung möglicherweise a​ls Forstgrenzsäule. Um d​en Zustand d​er devastierten Wälder z​u ermitteln, w​urde 1840/41 i​m Nürnberger Reichswald e​ine Forsteinrichtung durchgeführt. In diesem Zusammenhang entstanden a​uch Forstreviergrenzsteine (Reviergrenzsäulen). Damit markierten d​ie Förster j​eden einzelnen Baum u​m Holzdiebstahl z​u unterbinden. Die Jahreszahl 1994 rührt v​on einer späteren Restaurierung.[2][3]

Brauchtum

Die Lage an der Gemeindegrenze hat der Marter einen eigenartigen Brauch eingebracht. Leichen aus Weißenbrunn wurden früher auf den Altdorfer Friedhof verbracht. Der Sarg wurde dabei auf einem Leiterwagen gestellt und unter dem Sarg lagen dicke Strohbündel, das sogenannte Totenstroh. Auf der Rückfahrt vom Friedhof durfte sich der Kutscher nicht mehr umsehen und musste sehr schnell fahren, damit das ganze Stroh durch das Holpern verloren ginge. Funktionierte das nicht, musste er an der Holzsäule anhalten und die Strohbündel an der von Weißenbrunn abgewendeten Seite ablegen. Würde der Fuhrmann das Stroh wieder in die Gemeinde zurückbringen, würde der Sage nach im gleichen Jahr noch jemand sterben. Käme das Stroh unter das Vieh, würden Seuchen ausbrechen. Der Brauch dieser Totenbannung sagt, dass wenn der Tote wiederkehrt, er nur bis zur Gemeindegrenze gelangen kann, solange er sein eigenes Totenstroh sieht. Der Brauch des Totenstrohs war in der Altdorfer und Hersbrucker Gegend noch bis in das 20. Jahrhundert gebräuchlich.

Einzelnachweise

  1. Denkmäler im Nürnberger Reichswald (Bayerische Staatsforsten), abgerufen am 2. Juni 2018, auf baysf.de
  2. Wittmann, Leonhard - Flurdenkmale des Stadt- und Landkreis Nürnberg, in: Das Steinkreuz, 19. Jg. 1963
  3. Wandern im Nürnberger Land. Albert Geng, Pfeiffer Verlag, 2009, ISBN 3-927412-24-4
Commons: Totenmaterl bei Weißenbrunn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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