Tornalla di Oyace
Die Tornalla di Oyace oder Tour Tornalla ist die Ruine eines mittelalterlichen Turmes (Bergfried) auf einem Felsvorsprung südöstlich über dem Ortsteil Crétaz der Gemeinde Oyace im Aostatal und nordwestlich über der Betendaschlucht, die der Bach Buthier über die Jahrhunderte eingegraben hat.
Tornalla di Oyace | ||
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Tornalla di Oyace im Winter | ||
Alternativname(n) | Tour Tornalla | |
Staat | Italien (IT) | |
Ort | Oyace | |
Entstehungszeit | 12. Jahrhundert | |
Burgentyp | Höhenburg | |
Erhaltungszustand | Ruine | |
Bauweise | Bruchstein | |
Geographische Lage | 45° 51′ N, 7° 23′ O | |
Höhenlage | 1439 m | |
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Geschichte
Der Name „Tornalla“, der unmittelbaren Bezug zu seiner Verteidigungsfunktion hat, ist im Aostatal ziemlich gebräuchlich für Türme verschiedener Zwecke, ob zur Signalweitergabe oder als Wehrturm. Der Turm von Oyace ist ein zinnenbewehrter Turm; vielleicht auch wegen der Achteckigkeit[1][2] seines Grundrisses wurde sein Bau traditionell einer Gruppe von Sarazenen zugeschrieben, die um das Jahr 1000 herum ins Valpelline verbannt wurden; so könnte es sich um die älteste Burg im Aostatal handeln.[3]
Der Turm wurde im Mittelalter erbaut, laut Giuseppe Giacosa vermutlich im 12. Jahrhundert,[2] aber es gibt keine genaueren Aufzeichnungen: Der Turm wird bereits in einem Dokument aus dem Jahre 1197 erwähnt, in dem ein Mann namens „Ricalmo“ das „Allod in Ayacy“ der Kirche des Heiligen Ursus gewährte.[4]
Der befestigte Komplex wurde an die Herren von Oyace verlehnt, über die man nichts Weiteres weiß.
Graf Amadeus IV. von Savoyen verfügte zwischen 1233 und 1253,[4] dass die Burg zerstört werden müsse, um die Herren von Oyace, die sich unangemessenen Verhaltens gegenüber dem Haus Savoyen schuldig gemacht hatten, zu bestrafen.[5][6][7] Von dem festen Haus ist nur der Turm übriggeblieben.[8]
Zwischen 1253 und 1287[9] gelangte Oyace in die Hände der mächtigen Herren der Pforte des Heiligen Ursus, die schon Herren von Quart waren, und wurde Teil des Baronats von Quart, Valpelline und Oyace.[4] Diese Herren gaben in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts die direkte Kontrolle an das Haus Savoyen.
1612 wechselte das Anwesen erneut den Besitzer und gelangte in die Hände der Perrone di San Martino.
Der Turm, der heute als Denkmal von Interesse an der Alta Via della Val d’Aosta Nr. 1 gilt, zeigt sich in gutem Erhaltungszustand, auch dank der Wiederherstellung des Anwesens, durch die der Weg „Tour Tornalla“ geschaffen wurde.
Neben dem Turm und zur Demonstration der strategischen Bedeutung des Ortes wurde eine Radioantennenanlage installiert. In den 2010er-Jahren sah ein dreijähriges Programm verschiedener Einheiten und Verwaltungen von 2011 bis 2013 zur Verbesserung des Signalempfangs der Endnutzer die Digitalisierung einiger Anlagen und die Verlegung der Radioantennenanlagen des Rai Way auf dem Gelände des Tornalla di Oyace an den neuen Standort Chalambé und die Befreiung des Felsvorsprungs von der Radiotransmitterstation vor.[10]
In Folge der Determina del Segretario comunale n° 39 vom 7. September 2012 ist seit Ende 2013 die Riqualificazione ambientale e funzionale aree Tornalla e Betenda (dt.: Umwelttechnische und funktionale Verbesserung der Gebiete um Tornalla und Betenda) im Gange, was zur Schließung des Zugangsweges zum Tornalla di Oyace führte.[11]
Beschreibung
Der Grundriss des Turms ist achteckig, was eine architektonische Anomalie gegenüber anderen militärischen Bauten im Aostatal aus dieser Zeit darstellt. Eigenartigerweise bezeichnet ihn Giuseppe Giacosa als sechseckigen Turm.[2]
Er ist 11,7 Meter hoch, hat einen Außendurchmesser von 7,5 Metern und einen Innendurchmesser von 3,5 Metern: Die Dicke der tragenden Mauern erreicht somit eine Dicke von 2 Metern.
Die Zugangstüre (Hocheingang) liegt, wie es im Mittelalter im Aostatal üblich war, einige Meter über dem Erdboden, um den Bewohnern besser die Verteidigung ihres Postens zu erlauben. Dem Zugang zum Turm diente eine bewegliche Treppe, vermutlich aus Holz.
Von den Mauern, die den Turm umgaben, ist nichts als ein paar Spuren übrig geblieben: Der am leichtesten erreichbare Teil, der dem erhöhten Eingang gegenüber lag, der dagegen mehr geschützt war, weil er auf den Felssporn hinausging, hatte eine doppelte Kurtine zur Verteidigung.
Das Felsrelief, auf dem die Tornalla di Oyace steht, besteht aus denselben afrikanisch-voralpinen Felsen der Einheit des Valpelline, den wir in den Quadern finden, aus denen die Turmwände erbaut wurden, an einigen Stellen in jüngerer Zeit mit Magerkalk zementiert. Seine mineralogischen Eigenschaften sind der Grund für die rotbräunliche Farbe des Turms und des Felsvorsprungs, einer Farbe, die manchmal in den Wänden versickert.[12]
Einzelnachweise und Bemerkungen
- Aber einige Quellen berichten von einem sechseckigen Grundriss.
- Giuseppe Giacosa: I castelli valdostani. Con 29 vignette di fotografie originali dell’Ing. Andra Luino. L. F. Cogliati. S. 14. 1905. Abgerufen am 14. August 2020.
- Monumenti e luoghi da visitare. NaturaValp. Abgerufen am 14. August 2020.
- La Tornalla. In: Turismo e Iniziative. Comune di Oyace. Abgerufen am 14. August 2020.
- Oyace. Ida Travel. Abgerufen am 14. August 2020.
- On voit encore à présent entre Montjovet et Saint-Vincent, au lieu dit „Les Fourches“, des piliers de potence: on assure, par une espèce de tradition, qu’ils furent jadis érigés sur les débris de la maison forte d’un seigneur dont on ignore le nom et qui, pour sa mauvaise conduite, vit son manoir détruit et rasé au sol. La tour et maison forte des Seigneurs d’Oyace, dans la vallée de Valpelline; la tour dite à présent des Coursi, sous le grand chemin avant d’entrer à La Salle, dont la moitié est encore sur pied; la tour de Balnea, au dessus de l’église de Gressan, aussi à moitié détruite, et tant d’autres dont il ne reste que quelques vestiges, paraissent avoir eu le même sort, et avoir été abattues dans ces anciens temps à des seigneurs dont les noms même nous sont demeurés inconnus. (dt.: Man sieht auch heute noch zwischen Montjovet und Saint-Vincent, an einem Ort namens „Les Fourches“, Galgensäulen: Man versichert in einer Art Legende, dass sie einst auf dem Schutt des festen Hauses eines Herren errichtet wurden, dessen Namen man nicht weiß und der wegen seines üblen Verhaltens mit ansehen musste, wie sein Herrenhaus zerstört und bis auf die Grundmauern abrasiert wurde. Der Turm und das feste Haus der Herren von Oyace mit Tal Valpelline; der Turm, der heute „Des Coursi“ heißt, auf dem großen Weg vor dem Eintritt nach La Salle, von dem die Hälfte immer noch zu Fuß [zu bewältigen ist]; der Turm von Balnea unterhalb der Kirche von Gressan, auch zur Hälfte zerstört, und so viele andere, von denen nur einige Reste erhalten sind, die dasselbe Schicksal gehabt haben zu scheinen und in diesen alten Zeiten jenen Herren zerstört wurden, deren Namen selbst uns unbekannt geblieben sind.)
- Jean-Baptiste de Tillier: Historique de la Vallée d’Aoste. L. Mensio. S. 40. (1737) 1887. Abgerufen am 14. August 2020.
- Giuseppe Giacosa: I castelli valdostani. Con 29 vignette di fotografie originali dell’Ing. Andra Luino. L. F. Cogliati. S. 41. 1905. Abgerufen am 14. August 2020.
- Das genaue Jahr ist nicht sicher, aber es war bereits in den Generalaudienzen des Aostatals von 1287 verzeichnet, die unter Graf Amadeus V. von Savoyen geschrieben wurden.
- RPP 2011-2013. Comunità Montana Grand Combin. Abgerufen am 14. August 2020.
- Riqualificazione ambientale Oyace. PAeP.it. Abgerufen am 14. August 2020.
- Francesco Prinetti: Andar per sassi. Le rocce alpine fra natura e cultura. Valle d’Aosta, Canavese, Valsesia. Musumeci, Quart 2010. ISBN 978-88-7032-857-8. S. 99.
Quellen
- Guida rurale della Valle d’Aosta. Comune montana Grand Combin. S. 27. 2009. Abgerufen am 14. August 2020.
- Jean-Baptiste de Tillier: Historique de la Vallée d’Aoste. L. Mensio. (1737) 1887. Abgerufen am 14. August 2020.
- Giuseppe Giacosa: I castelli valdostani. Con 29 vignette di fotografie originali dell’Ing. Andra Luino. L. F. Cogliati. 1905. Abgerufen am 14. August 2020.</
- Mauro Minola, Beppe Ronco: Valle d’Aosta. Castelli e fortificazioni. Macchione, Varese 2002. ISBN 88-8340-116-6.
- André Zanotto: Castelli valdostani. Musumeci, Quart (1980) 2002. ISBN 88-7032-049-9.
- Carlo Nigra: Torri e castelli e case forti del Piemonte dal 1000 al secolo XVI. La Valle d’Aosta. Musumeci, Quart 1974. S. 47.
- M. Cortellazzo, R. Perinetti: La "Tornalla" di Oyace (AO). Una torre ottagonale del 1187. In: Archeologia dell’Architettura, XXI. S. 80–107. 2016. Abgerufen am 14. August 2020.
Weblinks
- La Tornalla. In: Castelli e Torri. Regione Autonoma Valle d’Aosta. Abgerufen am 14. August 2020.
- Tour Tornalla. In: Turismo. Comune di Oyace. Abgerufen am 14. August 2020.
- La Tornalla. In: Turismo e Iniziative. Comune di Oyace. Abgerufen am 14. August 2020.
- Arte e cultura. In: Gran San Bernardo. Regione Autonoma Valle d’Aosta. Abgerufen am 14. August 2020.