Torhäuser im Georgengarten
Die Torhäuser im Georgengarten,[1] auch Kavaliershäuser genannt[2] und einzeln als Cavalierhaus[3] oder Laves-Villa im Georgengarten bezeichnet,[4] sind ein denkmalgeschütztes Ensemble aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der hannoverschen Nordstadt im Georgengarten unter der Adresse Jägerstraße 15 und Jägerstraße 16.[2]
Geschichte und Beschreibung
Die beiden Villen[4] waren ursprünglich als Torhäuser geplant als einer der beiden Sommersitze des Adels entlang des Weges zur Kurfürstlich Braunschweig-Lüneburgischen Sommerresidenz in Herrenhausen:[1] Auf dem Gelände um ein von Louis Remy de la Fosse 1709 errichteten ehemaligen Schlösschens,[5] dem Lusthaus „Fantaisie“, später umbenannt in „Monrepos“ und „Monplaisier“ sowie „Wangenheims Garten“, war der Besitz 1782 zunächst zu einem Landschaftsgarten umgestaltet worden.[1]
Zur Zeit des Königreichs Hannover erhielt der königliche Hofbaurat Georg Ludwig Friedrich Laves im Zuge einer geplanten Neuanlage des Wangenheimschen Gartenpalais[1] von dem Bauherrn[6] Georg von Wangenheim[5] Auftrag zum Bau der Kavaliershäuser an der Jägerstraße. Nach Plänen von Laves entstanden so[1] von 1825 an[5] zwei Ökonomiegebäude[7] als gedachte axialsymmetrische Ergänzung zum – heute nicht mehr vorhandenen – Schlösschen Fantaisie[5] beziehungsweise als Toreinfassung für das Palais von Monplaisier bis 1826 zwei symmetrische verputzte[1] Mauerwerksbauten[5] im Stil des Klassizismus.[4] Dabei wurden die Längsseiten der Gartenhäuser mit ihren Walmdächern „durch schwach hervortretende, übergiebelte Eckrisalite akzentuiert“. Die Betonung im Erdgeschoss beider Häuser erfolgte durch eine die Fenster umrahmende Rundbogenquaderung.[5] Zwischen beiden Gebäuden markierte ein Ziergitter die Durchfahrt für die Pferdekutschen zum geplanten Palais.[3]
Während im östlichen Gebäude Wohnungen für die Bediensteten vorgesehen waren, plante Laves das westliche Gartengebäude ursprünglich als Pferdeställe,[2] mit gemauerten Kreuzgratgewölben auf Steinsäulen im Erdgeschoss,[1] in dem die dreischiffige Halle ursprünglich Lünettenfenster enthielt.[5] Zunächst war nur das Wohnhaus als Cavalierhaus bezeichnet worden, später waren damit beide Häuser gemeint.[3]
Die ursprünglich geplante Neuanlage des Wangenheimschen Gartenpalais wurde schließlich nicht realisiert,[1] stattdessen gab der 1828 zum Ehrenbürger ernannte Wangenheim den Auftrag zum Bau des ebenfalls durch Laves 1829 bis 1832 errichteten Wangenheim-Palais am heutigen Friedrichswall.[6]
1861 wurde der Pferdestall zu Wohnungen umgebaut,[3] in den 1930er Jahren ließ die Stadt Hannover den Stall erneut zu Wohnungen umbauen.[4]
Anfang des 21. Jahrhunderts verkaufte die damalige Gesellschaft für Bauen und Wohnen, die heutige Hanova, beide Villen im Januar 2003 für 690.000 Euro. Der neue Eigentümer wurde erst Jahre später bekannt und war dann Namensgeber für die dann Peters-Villen genannte Immobilie: Der ehemalige Vorsitzende der IG-Metall Jürgen Peters habe in die Villen mit Freunden einziehen wollen, hieß es dann, eingezogen war er jedoch nie. Stattdessen wurde der Vorwurf eines zu günstigen Verkaufes an den Ex-Gewerkschaftsboss laut, dem das Rechnungsprüfungsamt und die Staatsanwaltschaft nachgingen, ohne jedoch Rechtsverstöße festzustellen. Die Schätzung eines Architekten belief sich zunächst auf 700.000 Euro Sanierungskosten, dann jedoch mussten angeblich 1,8 Millionen Euro investiert werden, nachdem sich im Stall sogar die Fundamente gesenkt hatten. In der Folge erwarb ein hannoverscher Kaufmann beide Häuser laut einer Mitteilung für 1,1 Million Euro. Die Differenz zum Ursprungspreis resultierte unter anderem aus den von Peters und Freunden erbrachten Vorleistungen wie 32.000 Euro Mieter-Abfindungen, 108.000 Euro für Architektenhonorare sowie 60.000 Euro für Investitionen in Ingenieur-Arbeiten.[4]
Während das linke Gebäude schließlich privat bewohnt werden konnte,[4] war für das Jahr 2005 eine Wiederherstellung der ursprünglichen Fassade des Stalles geplant.[1]
Das rechte Haus war unterdessen als repräsentatives Großraumbüro im Erdgeschoss genutzt worden, mit fünf Büroräumen in der ersten Etage und fünf weiteren Arbeitsplätzen unter dem Dach. Für die 448 Quadratmeter Nutzfläche des vormaligen Pferdestalls mit seinen zehn Zimmern sowie für das Grundstück mit direktem Zugang zum Wasser kündigte die „Deli&Con Immobilienberatung“ einen Verkauf zum Preis von 3 Millionen Euro „bis zu den Sommerferien“ 2019 an.[4]
Siehe auch
Literatur
- Martin Wörner, Ulrich Hägele, Sabine Kirchhof: 93 / Gartenhäuser In dies.: Architekturführer Hannover. Reimer, Berlin 2000, ISBN 3-496-01210-2, S. 57
- Vera König: Wohnen wie ein Kavalier. Laves-Villa im Georgengarten soll für drei Millionen Euro verkauft werden. Interessenten stehen Schlange, in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 13. Mai 2019, S. 10 (Online-Bericht in der Neuen Presse vom 13. Mai 2019)
Weblinks
- Kurzbeschreibung bei hannover.de
Einzelnachweise
- Helmut Knocke, Hugo Thielen: Georgengarten, in Dirk Böttcher, Klaus Mlynek (Hrsg.): Hannover. Kunst- und Kultur-Lexikon (HKuKL), Neuausgabe, 4., aktualisierte und erweiterte Auflage, zu Klampen, Springe 2007, ISBN 978-3-934920-53-8, S. 115–118; hier v. a. S. 117
- Gerd Weiß: Georgengarten In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 1, [Bd.] 10.1, ISBN 3-528-06203-7, S. 100f.; sowie Nordstadt. In: Anlage Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 NDSchG (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt - Institut für Denkmalpflege, S. 6f.
- Eva Benz-Rababah: Georgengarten, in: Stadtlexikon Hannover, S. 211ff.; hier: S. 211
- Vera König: Wohnen wie ein Kavalier. Laves-Villa im Georgengarten soll für drei Millionen Euro verkauft werden. Interessenten stehen Schlange, in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 13. Mai 2019, S. 10
- Martin Wörner, Ulrich Hägele, Sabine Kirchhof: 93 / Gartenhäuser In dies.: Architekturführer Hannover. Reimer, Berlin 2000, ISBN 3-496-01210-2, S. 57; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Klaus Mlynek: Wangenheim, Georg Christian Ernst Ludwig von, in: Stadtlexikon Hannover, S. 655; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Dieter Lange: Herrenhausen - Architektur im Gartenbezirk, in Harold Hammer-Schenk, Günther Kokkelink (Hrsg.): Laves und Hannover. Niedersächsische Architektur im neunzehnten Jahrhundert. (revidierte Neuauflage der Publikation Vom Schloss zum Bahnhof...), Hannover: Verlag Th. Schäfer, 1989, ISBN 3-88746-236-X, S. 173–193; hier: S. 177