Tomasz Lempart
Tomasz Lempart (* 8. März 1915 in Lwiw; † 2005 in Frankfurt am Main) war Sportfunktionär in Polen, der Bundesrepublik Deutschland und in Israel. Durch ihn wurde der Leistungssport der Bundesrepublik bereits vor 1972 auf Planungsprinzipien des Ostblocks umgestellt, sodass nach 1989 die Integration des Leistungssports der DDR leichter fiel.
Leben und Wirken
Lempart war vor dem Krieg Sprinter (1933 als Jugendlicher 100 m in 10,8 Sek.) und Diplom-Sportlehrer. Mit der deutschen Besetzung tauchte er als Jude unter, schloss sich 1944 der Polska Partia Robotnicza an und arbeitete als Sportlehrer und Trainer. Nach dem schlechten Abschneiden Polens bei den Olympischen Sommerspielen 1948 (Platz 26) wurde der Spitzensport nach sowjetischem Vorbild reorganisiert. Im Zuge des Polnischen Oktobers 1956 wurde Lempart zum Generalsekretär des Polnischen Nationalen Olympischen Komitees berufen, was er bis 1968 blieb. Zu seinen größten Erfolgen zählte der Platz 6 bei den Olympischen Sommerspielen 1964.[1] Als Verantwortlicher für die Organisation des Spitzensports nahm er an den zentralen Planungsgesprächen des Spitzensports des Ostblocks teil.
Im Zuge von durch Anti-Semitismus geprägten Säuberungen in Partei und Staatsapparat wurde auch er im April 1968 aus dem Staatsdienst entlassen. Er beantragte daraufhin seine Ausreise nach Israel, wurde aber vom Deutschen Sportbund im Rahmen der Neustrukturierung des Leistungssports als Direktor der Trainerkommission, später als Direktor für Planung, im neu geschaffenen Bundesausschuss Leistungssport (BAL), als entscheidender Berater des Leitenden Direktors Helmut Meyer, angestellt. Die anderen Abteilungsleiter waren Dietrich Martin, Rolf Andresen und Richard Möll. Hier erstellte Lempart zunächst eine unveröffentlichte Expertise darüber, was man vom Spitzensport im Ostblock lernen könne, ohne das politische System zu übernehmen.[2] Hierzu wurden u. a. Kader zur gezielten Förderung der Spitzensportler, die Trainerakademie Köln, die Zeitschrift Leistungssport und die Trainerbibliothek (verantwortlich Peter Tschiene und Arnd Krüger) zur Schulung der Trainer im Spitzensport gegründet. Im Rahmen von Planungsgesprächen wurden die Prinzipien der Periodisierung des sportlichen Trainings bei den Fachverbänden durchgesetzt. Die Finanzierung des Spitzensports durch das Bundesministerium des Innern wurde so durch den BAL in rationale Bahnen nach Kriterien der Trainingswissenschaft geleitet. Mit Lempart kehrte der Erfolg in den Spitzensport der Bundesrepublik zurück. Nach seinem Ruhestand 1980 setzte er seine Tätigkeit in Israel fort. Durch den 3-jährigen Militärdienst ist der Spitzensport dort jedoch bei einer langfristigen Entwicklung beeinträchtigt. Lempart verbrachte seinen Lebensabend wieder in Frankfurt am Main, wo er unregelmäßig den DSB/DOSB beriet.
Literatur
- Arnd Krüger: Leistungssport als Subsystem der Gesellschaft. In: Leistungssport Bd. 6, Nr. 1, 1976, S. 4–11
- Arnd Krüger: Sport und Politik. Hannover: Fackelträger 1975
- Arnd Krüger, Uta Engels: 30 Jahre Leistungssport – Anspruch und Wirklichkeit (PDF; 139 kB). In: Leistungssport Bd. 31, Nr. 5, 2001, 5, 3–9.
- Tomasz Lempart, Lothar Spitz: Probleme des Hochleistungssports: olympische Analyse Montreal 1976. Bartels & Wernitz, Berlin 1979
Einzelnachweise
- Artur Pasko: „Sprawa“ sekretarza generalnego PKOl Tomasza Lemparta, in: Szkice z teorii i historii wychowania fizycznego, sportu i turystyki. Rzeszów: Wydawnictwo Uniwersytetu Rzeszowskiego, 2013, S. 62–69.
- Tomasz Lempart: Probleme des Leistungssports am Beispiel der Ostblockländer. Unveröffentlichtes Manuskript, Köln 1969.