Tillylinde (Großgoltern)

Die Tillylinde ist ein Naturdenkmal in Großgoltern, einem Stadtteil der Stadt Barsinghausen. Sie gilt als der älteste Baum in der Region Hannover.

Tillylinde

IUCN-Kategorie III – Natural Monument o​r Feature

Tillylinde Großgoltern (2008)

Tillylinde Großgoltern (2008)

Lage in Großgoltern, Stadt Barsinghausen in der Region Hannover
Kennung ND-H 2
Geographische Lage 52° 20′ N,  30′ O
Tillylinde (Großgoltern) (Niedersachsen)
Einrichtungsdatum 15. August 1934
Verwaltung Region Hannover
Besonderheiten Ältester Baum in der Region Hannover

Beschreibung

Die Sommer-Linde (Tilia platyphyllos)[1] a​uf dem a​lten Friedhof unmittelbar westlich d​es Kirchturms d​er Golterner St.-Blasius-Kirche i​st ein geschichtlich bedeutsamer Baum, d​er im 12. Jahrhundert gepflanzt wurde.[2]

Die Tillylinde ist mehr als 800 Jahre alt[3] und damit der älteste in der Region Hannover.[4] Die Pflanzung erfolgte vermutlich zur Zeit des Baus der ersten Golterner Kirche.[4] Der Name eines Golterner Priesters ist aus dem Jahr 1181 überliefert.[5]

Bereits d​as 1907 erschienene Forstbotanische Merkbuch. Nachweis d​er beachtenswerthen u​nd zu schützenden urwüchsigen Sträucher, Bäume u​nd Bestände i​m Königreich Preussen erwähnt d​ie Tillylinde a​ls „uralte“ Linde m​it einem Stammumfang v​on 7,80 m, e​iner Höhe v​on etwa 20 m u​nd einem Kronendurchmesser v​on etwa 16 m.[1]

Der mächtige Stamm der Linde (Südansicht)

Der Stamm des Baumes teilte sich in etwa zwei Metern Höhe in vier Äste. Von diesen war schon vor 1907 einer herausgebrochen. Bereits damals war der Baum mit einer Eisenklammer stabilisiert.[1] Ihr gespaltener Stamm macht die Tillylinde zu einem botanischen Kuriosum.[6]

Der Baum hat mittlerweile einen komplett hohlen Stamm.[4] Um seine Standfestigkeit zu erhalten, wurden wiederholt Baumpflegemaßnahmen durchgeführt.[3] Der Baum wurde 1955 und 1985 mit zahlreichen Eisenstreben verstärkt.[4] Die Tillylinde zeichnet sich durch eine hohe Vitalität aus,[2] was Sanierungsmaßnahmen ermöglicht. Zur Entlastung des Stammes wurde die Linde wiederholt zurückgeschnitten. So wurde im März 2013 die damals 22 Meter Durchmesser aufweisende Baumkrone um etwa sieben bis acht Meter gekürzt.[4] Im Jahr 2019 hatte der Baum einen Stammumfang von 8,84 m.[7] Messungen im Jahr 2020 ergaben einen Stammumfang von 10,24 m und eine Höhe von etwa 13 m.[8]

Der Name Tillylinde

Der Standort zwischen Kirchturm und Pfarrgrundstück soll ein mittelalterlicher Gogerichtsplatz gewesen sein.[9] Im Jahr 1188 kam zudem das Untergericht Seelze in Goltern zusammen.[3] Der Name des Baums könnte daher von dem Wort Thie abgeleitet sein.[9]

Der Sage n​ach lagerten i​m Dreißigjährigen Krieg u​nter der Linde Soldaten Tillys, d​ie den Ort Goltern plünderten u​nd niederbrannten. Am 30. Oktober 1625 starben d​abei 33 Einwohner, d​ie sich i​m Kirchturm versteckt hatten.[10]

Naturdenkmal

Die Tillylinde i​st eines d​er vier bereits i​n der ersten Verordnung über d​ie Sicherung v​on Naturdenkmalen d​es Landkreises Hannover a​us dem Jahr 1934 enthaltenen Naturdenkmale.[11]

Die für d​ie Aufgaben d​er unteren Naturschutzbehörde i​m Gebiet d​er Stadt Barsinghausen zuständige Region Hannover[12] übernahm b​ei der Neuregelung d​es Verzeichnisses i​m Jahr 2010 d​en Baum m​it dem Kennzeichen „ND-H 2“.[2]

Als Schutzzweck d​es Naturdenkmals nannte d​ie Behörde[2]

„Die Tillylinde i​st wegen i​hrer Seltenheit s​owie wegen i​hrer Bedeutung für Natur- u​nd Heimatkunde z​u schützen.“

Siehe auch

Commons: Tillylinde (Großgoltern) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Landgemeinde Groß-Goltern, Kreis Linden in: Forstbotanisches Merkbuch. Nachweis der beachtenswerthen und zu schützenden urwüchsigen Sträucher, Bäume und Bestände im Königreich Preussen – Provinz Hannover, Carl Brandes, Hannover 1907, S. 43.
  2. Anlage 1. (PDF; 232,91 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Gemeinsames Amtsblatt für die Region Hannover und die Landeshauptstadt Hannover - Sonderausgabe. 4. Oktober 2010, S. 11, archiviert vom Original am 9. April 2015; abgerufen am 1. April 2021.
  3. Großgoltern. www.barsinghausen.de, abgerufen am 11. April 2021.
  4. Der 800 Jahre alten Tilly-Linde geht es an die Krone. Calenberger Online News, 26. März 2013, abgerufen am 11. April 2021.
  5. Gross-Goltern. In: Carl Wolff (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover. Heft 1: Landkreise Hannover und Linden. Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Theodor Schulzes Buchhandlung, Hannover 1899, S. 75 (online [PDF; 10,0 MB; abgerufen am 26. Oktober 2018]).
  6. Birte Vogel: Im Zwiespalt zwischen Anonymität,gutem Willen und Finanznot. DeisterZeit, August 2010, S. 38–41, abgerufen am 11. April 2021.
  7. Tillylinde in Großgoltern. 22. Juni 2019, abgerufen am 11. April 2021.
  8. Sommer-Linde 'Tilly-Linde' in der Nähe der Großgoltern (Kirche) in Stadtteil Barsinghausens, Niedersachsen, Deutschland. www.monumentaltrees.com, abgerufen am 11. April 2021.
  9. Großgoltern, Kirche, Kriegerdenkmal, Tillylinde. in: Naturhistorische Gesellschaft zu Hannover (Hrsg.): Der Deister. Natur. Mensch. Geschichte. Zu Klampen, Springe 2017, ISBN 978-3-86674-545-2, S. 278–279.
  10. Tilly-Linde oder Thie-Linde? und Die Toten von Goltern in: Heimatbundgruppen Bad Münder und Barsinghausen (Hrsg.): Über den Deister gehen. Gudrun Wildhagen, Barsinghausen 1998, ISBN 978-3-9803489-5-9, S. 107.
  11. Verordnung über die Sicherung von Naturdenkmalen im Landkreise Hannover vom 15. Aug. 1934, (Amtsblatt für den Regierungsbezirk Hannover vom 1. September 1934, S. 205), aufgehoben mit der 19. Verordnung über Naturdenkmäler der Region Hannover (Neuregelungsverordnung), veröffentlicht in Gemeinsames Amtsblatt für die Region Hannover und die Landeshauptstadt Hannover - Sonderausgabe, S. 8 (PDF, abgerufen am 15. April 2021.)
  12. Landschaftsrahmenplan der Region Hannover, S. 611, Abruf am 21. Oktober 2021
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.