Till van Rahden
Till van Rahden (* 1967) ist ein deutscher Historiker und Hochschullehrer in Montreal.
Leben
Van Rahden wurde 1999 in neuerer Geschichte an der Universität Bielefeld promoviert und war danach dort wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Geschichte. Er unterrichtet Neuere und Neueste Geschichte an der Université de Montréal, von 2006 bis 2016 als Inhaber des Canada Research Chair in German and European Studies.[1] Zugleich ist er Adjunct Research Professor an der Carleton University in Ottawa.[2]
Seine Forschungsfelder sind die deutsche und europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, Genderfragen, Theorie und Geschichte der modernen Demokratien und Geschichte der Juden im Europa der Gegenwart. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Europäischen Geschichte seit der Aufklärung. Dabei interessiert er sich besonders für die Spannung zwischen dem schwer fassbaren Versprechen demokratischer Gleichheit und der Allgegenwart von kultureller Vielfalt und moralischen Konflikten.
Schriften
Monografien
- Demokratie. Eine gefährdete Lebensform, Frankfurt/M.: Campus, 2019 (https://www.campus.de/buecher-campus-verlag/wissenschaft/geschichte/demokratie-15613.html).
- Jews and other Germans: Civil Society, Religious Diversity and Urban Politics in Breslau, 1860–1925, Madison: The University of Wisconsin Press, 2008 (https://uwpress.wisc.edu/books/2941.htm).
- Juden und andere Breslauer. die Beziehungen zwischen Juden, Protestanten und Katholiken in einer deutschen Großstadt von 1860 bis 1925. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2000 (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Bd. 139) Zugl.: Bielefeld, Univ., Diss. 1998/99, ISBN 3-525-35732-X.
Herausgeberschaften
- mit Andreas Gotzmann, Rainer Liedtke: Juden, Bürger, Deutsche. Zur Geschichte von Vielfalt und Differenz 1800–1933. Tübingen: Mohr Siebeck, 2001, ISBN 3-16-147498-8.
- mit Daniel Fulda, Stefan L. Hoffmann, Dagmar Herzog: Demokratie im Schatten der Gewalt. Geschichten des Privaten im deutschen Nachkrieg. Göttingen: Wallstein-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8353-0250-1.
- mit Oliver Kohns, Martin Roussel: Autorität. Krise, Konstruktion und Konjunktur. Paderborn: Wilhelm Fink, 2016 (= Texte zur politischen Ästhetik, Bd. 5), ISBN 978-3-7705-6100-1.
Aufsätze (Auswahl)
- Ideologie und Gewalt. Neuerscheinungen über den Antisemitismus in der deutschen Geschichte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, in: Neue Politische Literatur 41 (1996), S. 11–29.
- Words and Actions. Rethinking the Social History of German Antisemitism – Breslau, 1870–1914, in: German History 18 (2000), S. 413–438.
- Jews and the Ambivalences of Civil Society in Germany, 1800 to 1933, in: Journal of Modern History 77 (2005), S. 1024–1047.
- Verrat, Schicksal oder Chance. Lesarten des Assimilationsbegriffs in der Historiographie zur Geschichte der deutschen Juden, in: Kultur – Gesellschaft – Alltag 13 (2005), S. 245–264.
- Demokratie und väterliche Autorität. Das Karlsruher „Stichentscheid“-Urteil von 1959 in der politischen Kultur der frühen Bundesrepublik, in: Zeithistorische Forschungen 2 (2005), S. 160–179.
- ‘Germans of the Jewish Stamm’. Visions of Community between Nationalism and Particularism, 1850 to 1933, in: Mark Roseman, Nils Roemer and Neil Gregor (Hrsg.): German History from the Margins, Bloomington, IN: Indiana University Press, 2006, S. 27–48.
- Fatherhood, Rechristianization, and the Quest for Democracy in Postwar West Germany, in: Dirk Schumann (Hrsg.): Raising Citizens in the „Century of the Child“, New York: Berghahn Books, 2010, S. 141–164.
- Unbeholfene Demokraten: Moralische Leidenschaften in der Bundesrepublik, in: Wolfram Pyta, Carsten Kretschmann (Hrsg.): Bürgerlichkeit. Spurensuche in Vergangenheit und Gegenwart. Stuttgart: Steiner, 2016, ISBN 978-3-515-11249-9, S. 151–177.
- Eine Welt ohne Familie. Über Kinderläden und andere demokratische Heilsversprechen, in: WestEnd. Neue Zeitschrift für Sozialforschung 14 (2017), H. 2, S. 3–26.
- Lumpen sammeln. Mit Siegfried Kracauer im Dickicht des 19. Jahrhunderts, in: Historische Zeitschrift 307 (2018), S. 319–340 doi:10.1515/hzhz-2018-0027.
- Was war die ‘vaterlose Gesellschaft’? Alexander Mitscherlich und die Diskussion über Demokratie und Autorität, in: Hilde Landweer, Catherine Newmark (Hrsg.): Wie männlich ist Autorität? Feministische Kritik und Aneignung (= Politik der Geschlechterverhältnisse, Bd. 60), Frankfurt: Campus, 2018, S. 55–86.