Thorpe-Ingold-Effekt
Als Thorpe-Ingold-Effekt (auch gem-dimethyl Effekt oder angle compression Effekt) bezeichnet man in der Organischen Chemie die Auswirkung geminaler Substituenten auf Ringschlussreaktionen.[1] Durch geminale Substituenten wie zum Beispiel Methylgruppen wird die Anzahl möglicher Konformationen eingeschränkt und der Bindungswinkel wird verkleinert, wodurch die Substituenten für den Ringschluss einander näher kommen. Der Thorpe-Ingold-Effekt äußert sich sowohl in der Kinetik als auch in der Thermodynamik von Ringschlussreaktionen, da sowohl die Geschwindigkeit des Ringschlusses als auch die Gleichgewichtslage der Ringschlussreaktion beeinflusst wird.[2] Der Effekt ist nach den Chemikern Christopher Kelk Ingold und Jocelyn Field Thorpe benannt, die 1905 darüber berichteten.[3]
Auswirkung des Thorpe-Ingold-Effektes auf die Kinetik (oben) und Thermodynamik (unten) von Ringschlussreaktionen. Oben: Die Geschwindigkeit des Ringschlusses wird durch geminale Methylsubstituenten beschleunigt. Unten: Die Gleichgewichtslage der Ringschlussreaktion wird durch geminale Substituenten zur Produktseite hin verschoben. Man beachte, dass oben Geschwindigkeitskonstanten unten Gleichgewichtskonstanten angegeben sind.
Siehe auch
Einzelnachweise
- Pierre Vogel, Kendall N. Houk, Robert H. Grubbs: Organic Chemistry. 1. Auflage. Wiley-VCH, ISBN 978-3-527-34532-8, S. 198.
- Jonathan Clayden, Nick Greeves, Stuart Warren: Organische Chemie. 2. Auflage. Springer Spektrum, 2013, ISBN 978-3-642-34715-3, S. 886.
- Richard Moore Beesley, Christopher Kelk Ingold, Jocelyn Field Thorpe: CXIX.—The formation and stability of spiro-compounds. Part I. spiro-Compounds from cyclohexane. Hrsg.: Journal of the Chemical Society, Transactions. J. Chem. Soc., Trans., 1915,107, 1080-1106, 1905, doi:10.1039/CT9150701080.