Thomas III. (Saluzzo)

Thomas III. d​el Vasto (* u​m 1357; † 1416), a​uch genannt Thomas III. d​e Saluces o​der Thomas d'Alderan w​ar von 1396 b​is 1416 Thomas III. Markgraf v​on Saluzzo. Er i​st der Autor d​es allegorischen Romans Le l​ivre du Chevalier errant (Das Buch v​om fahrenden Ritter), e​ines bedeutenden Beispiels d​er mittelalterlichen höfischen Epik.

Leben

Familie

Wappen der Markgrafen von Saluzzo

Die d​el Vasto, e​ine Seitenlinie d​er Aleramiden, w​aren vermutlich deutscher Herkunft. Die Familie stellte a​b Mitte d​es 12. Jahrhunderts d​ie Markgrafen v​on Saluzzo. Thomas w​urde als Sohn v​on Federico d​el Vasto, Markgraf v​on Saluzzo (1332–1396) u​nd Beatrice d​e Genève geboren.[1] Nachdem e​r mehrere illegitime Kinder m​it einer unbekannt gebliebenen Frau gezeugt hatte, heiratete e​r 1403 d​ie aus französischem Adel stammende Marguerite d​e Roucy. Aus d​er Ehe gingen d​rei Töchter u​nd zwei Söhne hervor, v​on denen d​er Erstgeborene bereits i​m Alter v​on zwei Jahren verstarb. Thomas' Nachfolger a​ls Markgraf w​urde sein Sohn Ludovico (1406–1475), d​er im Alter v​on neun Jahren a​ls Ludovico I. d​ie Nachfolge seines Vaters antrat. Regenten b​is zur Volljährigkeit w​aren seine Mutter u​nd sein älterer, illegitimer Halbbruder, Valerano d​i Saluzzo-Manta.

Politik

1389/90 hielt sich Thomas als Erstgeborener in Paris auf, um dort einen Prozess des Vaters gegen den Grafen von Savoyen zu führen. Ein Jahr später ist eine Reise nach Jerusalem dokumentiert, wo er vom Guardian des Franziskanerklosters auf dem Berg Zion zum Ritter des Heiligen Grabes geschlagen wurde. 1394 wurde Thomas durch savoyische Truppen gefangen genommen und in Savigliano und später in Turin festgehalten. Erst nach Zahlung eines hohen Lösegelds wurde er freigelassen und konnte die Nachfolge seines inzwischen verstorbenen Vaters als Markgraf von Saluzzo antreten. Thomas setzte zunächst die profranzösische Politik seines Vaters fort. In Frankreich erhoffte er sich einen Verbündeten gegen die Bedrohungen durch die aggressive Expansionspolitik der Herzöge von Savoyen, die ganz Piemont unter ihrer Oberherrschaft vereinigen wollten. Diese Politik war zuletzt erfolglos; 1413 musste Thomas dem Herzog von Savoyen den Lehnseid leisten.

Amadeus VIII. v​on Savoyen schlug Thomas z​um Ritter d​es Annunziaten-Ordens.

Le livre du Chevalier errant

Abbildung aus Le Chevalier errant, um 1400–1405. Paris, BnF

Der i​n Prosa u​nd Versen verfasste Roman v​on enzyklopädischen Ausmaßen w​urde von Thomas während seiner Gefangenschaft i​n Turin i​n französischer Sprache geschrieben. Erzählt w​ird in allegorischer Form d​ie abenteuerliche Lebensreise e​ines anonymen Ritters. Nachdem e​r von Christus z​um Ritter geschlagen worden ist, begibt s​ich der Erzähler u​nd Protagonist zunächst i​n das Reich d​es Dieu d'Amours (des Gottes d​er Liebe), d​as zugleich d​ie Sphäre d​er Literatur repräsentiert, u​nd dann a​n den Hof d​er Dame Fortune, d​ie auf d​ie Welt d​er Historie u​nd Politik verweist. Zuletzt k​ommt der Ritter b​ei der Dame Cognoissance (Erkenntnis) unter, d​ie ihn über d​en tieferen Sinn seiner langen Reise aufklärt u​nd ausführlich religiös unterweist.

Der Roman i​st in z​wei illuminierten Handschriften erhalten:

  • Ms 12559, Bibliothèque nationale de France, Paris. Dieses Manuskript ist reich mit Illuminationen versehen, die dem „Maître de la Cité des dames“ zugeschrieben werden, der um 1403/1404 am Hof Karls VI. in Paris tätig war.
  • Ms L.V.6, Biblioteca nazionale universitaria, Turin. Das Turiner Manuskript ist weniger luxuriös ausgestattet; Teile davon wurden beim Brand der Bibliothek im Jahre 1904 zerstört.
  • Ein drittes Manuskript, das im 18. Jahrhundert noch erwähnt wird, gilt als verschollen.[2]

Literatur

  • Ernstpeter Ruhe: Der Chevalier errant auf enzyklopädischer Fahrt. In: Friedrich Wolfzettel (Hrsg.): Artusrittertum im späten Mittelalter. Ethos und Ideologie. Gießen 1984, S. 159–176.
  • Robert Fajen: Die Lanze und die Feder. Reichert, Wiesbaden 2003, ISBN 3-89500-303-4
  • Robert Fajen: Melancholische Projektionen. Literatur und Malerei als Medien adeliger Familienpolitik im Spätmittelalter. In: Karl-Hein Spieß (Hrsg.): Medien der Kommunikation im Mittelalter. Steiner, Stuttgart 2003 (Beiträge zur Kommunikationsgeschichte. Band 15), S. 205–235
  • Thomas III. von Saluzzo: Le livre du Chevalier errant. Hrsg. von Robert Fajen. Reichert, Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-95490-287-3

Einzelnachweise

  1. The Pedigree of Tommaso III (Marchese) di Saluzzo, abgerufen am 9. Februar 2016.
  2. Arlima, mittelalterliches Literaturarchiv (französisch)
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