Therese Hallinger

Therese Hallinger (* 22. Juni 1909 i​n Regensburg; † 27. März 2001 i​n Hamburg) w​ar eine deutsche Kunsthandwerksmeisterin (Stickerei, Weberei u​nd Klöppelei) u​nd Dozentin d​er Staatlichen Kunstgewerbeschule i​n Hamburg, d​er heutigen Hochschule für bildende Künste Hamburg.

Markuslöwe (1945), Entwurf (Klöppelbrief) u. Ausführung (Handklöppelei) von Th. Hallinger. Ausstellung zur 700-Jahr-Feier des Kölner Doms (1948)

Leben

Aufgewachsen i​n Hamburg-Uhlenhorst n​ahm sie s​chon während i​hrer Schulzeit a​m katholischen Lyceum a​m Holstendamm a​n Kursen z​ur „Weiterbildung für Lehrer u​nd Lehrerinnen“ teil, d​ie von d​er nahen Kunstgewerbeschule a​m Lerchenfeld i​n Techniken textiler Arbeiten angeboten wurden. Nach i​hrem Schulabschluss u​nd bestandener Aufnahmeprüfung folgte d​er Besuch d​er Kunstgewerbeschule (1926–1929). Als Schülerin i​n der Stickerei-Klasse v​on Maria Brinckmann, e​iner Tochter v​on Justus Brinckmann, volontierte Hallinger während d​er Semesterferien zusätzlich b​ei mehreren Stickereifirmen. Gleichzeitig absolvierte s​ie eine Handwerkslehre m​it Gesellenprüfung (1930), a​n die s​ich vier Semester i​n der Zeichen-Klasse b​ei Professor Paul Helms anschlossen. Nach e​inem praktischen Volontariat b​eim Textilunternehmen Oberdorf & Straub i​n Stuttgart erfolgte i​hre dortige Festanstellung, d​ie sie b​is zu i​hrer erfolgreichen Meisterprüfung (1935) behielt. Nach Jahren d​er Selbständigkeit m​it vornehmlich kirchlichen Aufträgen übernahm Hallinger 1940 d​ie Leitung d​er Stickereiklasse a​n der Landeskunstschule i​m Lerchenfeld i​n Hamburg, d​er nach 1945 a​uch die Meisterschule für Mode m​it Zuständigkeit für d​ie Lehrerausbildung i​m Fach „Textiles Werken“ zugeordnet war. In dieser Funktion arbeitete Therese Hallinger a​ls erfolgreiche u​nd verehrte Lehrerin b​is zu i​hrem altersbedingten Ausscheiden 1969.

Die heute kaum mehr verständliche Bedeutung des „Stickens“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts besteht unter anderem in der sozio-kulturellen Funktion, welche diese von Maria Brinckmann und Paul Helms zu einem weiblichen Ausbildungsberuf gemachten Fertigkeiten des textilen Werkens entwickelten. Dieser Beruf eröffnete den Frauen durch eine fundierte künstlerische und handwerkliche Ausbildung seit Beginn der 1920er Jahre den Zugang zum damals noch weitgehend männlich dominierten und kameralistisch organisierten Handwerksgewerbe in Deutschland. Die gezielte Professionalisierung entfaltete seit der ökonomischen Weltwirtschaftskrise und des repressiven Lehrerinnenzölibats beträchtliche emanzipative Wirkung, die auch Therese Hallinger nach Kräften unterstützte.

Literatur

  • Angelika Francke: Sticken, Stickerinnen, Stickereibetriebe in: Wolfgang Stiller, Beate Meyer, Barbara Riecke, Uwe Emmenthal (Hrsg.): Handwerk, damals und heute. Kulturbehörde Hamburg, Hamburg 1988, S. 67–79.


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