Theodor von Baudissin
Theodor Christian Traugott Graf von Baudissin (* 9. Juli 1874 in Koblenz; † 27. November 1950 in Zeitz)[1] war ein deutscher Verwaltungsjurist.
Leben
Er stammte aus dem Adelsgeschlecht von Baudissin. Seine Eltern waren Traugott von Baudissin (* 16. Juni 1831; † 2. Mai 1905) und seine Ehefrau Adelaide Sophie Louise, geborene von Reventlow (* 31. August 1840; † 24. Juli 1894).
Nach bestandenem juristischen Staatsexamen und anschließender Referendarzeit wirkte Graf von Baudissin von 1907 bis 1920 als Landrat des Kreises Neustadt in der Provinz Westpreußen. 1920 wurde er zum Reichs- und preußischen Staatskommissar für das Abstimmungsgebiet Allenstein berufen, wo in Ausführung des Versailler Vertrages eine Volksabstimmung auch über den Verbleib von Westpreußen rechts der Weichsel stattfinden sollte. Hier erwarb er sich große Verdienste am positiven Ergebnis der Abstimmung in deutschem Sinne durch den Verbleib des Bezirkes Marienwerder bei Deutschland. 1920 erfolgte seine Ernennung zum Regierungspräsidenten des neugebildeten Regierungsbezirks Westpreußen mit Amtssitz in Marienwerder. 1922 musste er seinen Posten wegen seiner konservativen und antirepublikanischen Haltung aufgeben und wurde durch Roland Brauweiler, vormaligen Landrat von Lublinitz, ersetzt. 1923 übernahm Graf von Baudissin die Geschäftsführung des Reichsverbandes landwirtschaftlicher Arbeitgeber. 1925 wurde er zum Direktor der Preußischen Hauptlandwirtschaftskammer berufen, daneben trat er im gleichen Jahr dem Vorstand der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung bei. 1927 wurde ihm noch zusätzlich die Geschäftsführung des Deutschen Landwirtschaftsrates übertragen.[2] 1933 wurde er von den Nationalsozialisten aus allen Ämtern gedrängt.
Verheiratet war er mit Elise (Lily) Anna von Borcke (* 20. August 1885; † 21. Oktober 1950). Ihr gemeinsamer Sohn war der General und Friedensforscher Wolf Graf von Baudissin (1907–1993).
1914 erfolgte als Ehrenritter sein Eintritt in den Johanniterorden, 1924 wurde er dort Rechtsritter, am gleichen Tag wie um Beispiel Walter von Keudell und Dietloff von Arnim-Rittgarten.[3] Sein damaliger Wohnsitz war in Berlin. Daher wurde er Mitte der 1930er Jahre als Mitglied der Brandenburgischen Provinzial-Genossenschaft des Ordens geführt.[4] Seit ca. 1937 findet man Graf Baudissin als Nachfolger von Georg Graf von Lambsdorff (1863–1935) als Ordenssekretär. Er zeichnete nachfolgend in den Nachweisungen des Johanniter-Ordensblattes[5] die Austritte derjenigen Ordensmitglieder nach, die wegen Doppelmitgliedschaft in der NSDAP austreten mussten. Hierbei handelt es sich um etwa zehn Prozent der Johanniterritter, auch der mit ihm zeitgleich zum Rechtsritter ernannten Arnim-Rittgarten und des vormaligen Reichsministers von Keudell. 1942 war Baudissin[6] bereits Ehrenkommendator.[7]
Die letzten Lebensjahre wohnte er mit seiner Frau zurückgezogen im sächsisch-anhaltinischen Zeitz, wo beide innerhalb weniger Tage verstarben. Im Handbuch des Adels von 1955[8] findet sich weiterhin die Titulatur des Ehrenkommendators, in der Grafen-Ausgabe von 1952 findet das keine Erwähnung, vielleicht auf Rücksichtnahme, da der Wohnsitz in der DDR lag.
Literatur
- Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft, Bd. 1: A–K. Berlin 1931 (Mikrofiche-Ausg.: Saur, München 1995, ISBN 3-598-30664-4)
Einzelnachweise
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XVIII, Band 139 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2006, ISSN 0435-2408, S. 18.
- Gemeinschaftsforschung, Bevollmächtigte und der Wissenstransfer. In: Helmut Maier (Hrsg.): Die Rolle der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im System kriegsrelevanter Forschung des Nationalsozialismus von Reinhard Rürup und Wolfgang Schieder i. A. der Präsidentenkommission der Max-Planck-Gesellschaft. Band 17. Wallstein, Göttingen 2007, ISBN 978-3-8353-0182-5, S. 144 (google.de [abgerufen am 18. September 2021]).
- Liste der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem nach dem Stande vom 10. März 1931. In: Johanniterorden (Hrsg.): Mitgliederverzeichnis mit Status der Ritter. Selbstverlag, Berlin 10. März 1931, S. 14 (d-nb.info [abgerufen am 18. September 2021]).
- Liste der Mitglieder der Brandenburgischen Provinzialgenossenschaft des Johanniterordens 1935. Eigenverlag, Berlin, Potsdam 1. Mai 1935, S. 53 (kit.edu [abgerufen am 18. September 2021]).
- Johanniter=Ordensblatt. In: Mitteilungsblatt für die Mitglieder des Johanniterordens. 79. Auflage. 142. Nachweisung (Austritt aus dem Orden durch Doppelmitgliedschaft m. NSDAP), Nr. 10. Berlin 22. November 1938, S. 62 (d-nb.info [abgerufen am 18. September 2021]).
- Edgar Erskine Hume: Medical Work of the Knights Hospitallers of Saint John of Jerusalem. Reprint Auflage. Original 1940. Kessinger, Whitefish, Montana 2010, S. 347–353 (google.de [abgerufen am 18. September 2021]).
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft Teil A 1942. Gräfliche Häuser des spätestens um 1400 nachgewiesenen ritterbürtigen deutschen Landadels und ihm gleichartiger Geschlechter (Deutscher Uradel). In: Letzte Ausgaben "des Gotha" bis 1942; Nachfolger GHdA, GGH. 115. Auflage. Schriftleitung und Redaktionsschluss 11/1941. Justus Perthes, Gotha 1941, S. 52 (d-nb.info [abgerufen am 18. September 2021]).
- Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm v. Lyncker u. Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel) 1955. In: Ausschuss für adelsrechtliche Fragen der deutschen Adelsverbände in Gemeinschaft mit dem Deutschen Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA von 1951 bis 2015. Eintrag bei der Familie v. Borcke Auflage. Band II, Nr. 11. C. A. Starke, 1955, ISSN 0435-2408, S. 119 (d-nb.info [abgerufen am 18. September 2021]).