Theodor Schnell der Jüngere

Theodor Schnell d​er Jüngere (* 8. Mai 1870 i​n Ravensburg; † 25. Februar 1938 i​n Ravensburg) w​ar ein deutscher Bildhauer u​nd Kirchenausstatter d​es späten Historismus. Sein Schaffen reicht v​on neugotischen u​nd neuromanischen Kirchenausstattungen über d​en Jugendstil (ab 1900) b​is hin z​u für s​eine Zeitgenossen geradezu modernistisch anmutenden Altären m​it Anklängen a​n Art déco.

Neugotische Altäre in Limpach, um 1900
Neoromanischer Marienaltar in Hundersingen, 1906
Hochaltar in Baienfurt, um 1927

Schnell w​ar der jüngste Sohn d​es Bildhauers Theodor Schnell d. Ä. u​nd empfing e​rste Anregungen i​n der väterlichen Werkstatt. Zur Vervollständigung seiner Studien g​ing er n​ach Stuttgart. 1891 t​rat Theodor Schnell d. J. i​n das Familienunternehmen e​in und übernahm sogleich d​ie künstlerische Federführung, 1901 übernahm e​r den Betrieb a​uch offiziell. Bald weitete s​ich der Wirkungskreis d​er Werkstatt b​is in d​ie Zentralschweiz, n​ach Graubünden, Vorarlberg u​nd in d​as nördliche Württemberg aus. 1918 verlieh i​hm der württembergische König Wilhelm II. d​en Titel „Professor“. Von 1922 b​is 1938 vertrat e​r das Land Württemberg i​m Vorstand d​es Vereins für Geschichte d​es Bodensees u​nd seiner Umgebung.[1]

Schnell besaß e​ine große, qualitätvolle Sammlung sakraler Skulpturen v​om Mittelalter b​is zum Rokoko. Nach seinem Tod w​urde die Sammlung 1939 b​ei Lempertz i​n Köln versteigert u​nd so zerstreut.

Werke

(Auswahl)[2]

  • Hochaltar, Pfarrkirche St. Anton, Ennetbürgen, 1892 (erhalten)
  • Hochaltar, Pfarrkirche Herz Jesu, Lungern, 1893 (1949 ersetzt)
  • Kanzel, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Geburt, Amtzell-Pfärrich, 1893 (erhalten)
  • Hochaltar, Seitenaltäre und Kanzel, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, Domat/Ems, 1894[3]
  • Fünf Altäre und Kanzel, Liebfrauenkirche, Ravensburg, 1896–1899 (nicht erhalten)
  • Kronleuchter, Liebfrauenkirche, Ravensburg (nicht erhalten)[4]
  • Predellareliefs Tod des Joseph und Haus Nazareth, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Geburt, Amtzell-Pfärrich, 1900 (erhalten)
  • Hochaltar und Seitenaltäre, Pfarrkirche St. Georg, Deggenhausertal-Limpach, um 1900 (erhalten)
  • Hochaltar und Chorgestühl, Pfarrkirche St. Martinus, Wangen im Allgäu, um 1900 (erhalten)
  • Hochaltar und Seitenaltäre, Stiftskirche San Vittore Mauro, Poschiavo, 1902–1904 (erhalten)
  • Hochaltar und zwei Seitenaltäre, Pfarrkirche Mariä Geburt, Wolpertswende-Mochenwangen, 1903 (erhalten)
  • Hochaltar, Pfarrkirche St. Georg und Sebastian, Laupheim-Untersulmetingen, 1904 (erhalten)
  • Altar, Wallfahrtskapelle Neusaß, Schöntal-Neusaß, 1906 (erhalten)
  • Hochaltar, Pfarrkirche St. Peter und Paul, Oberägeri, 1906–1907 (erhalten)
  • Altäre in der Pfarrkirche St. Martin, Herbertingen-Hundersingen, 1906 (erhalten)
  • Altar mit „Maria im Rosenhag“, Dorfkapelle Bach, Wangen im Allgäu-Deuchelried, um 1910 (erhalten)
  • Hochaltar, Pfarrkirche zum heiligsten Herzen Jesu, Bregenz, 1911 (erhalten)
  • Heiliggrabaltar, Garnisonkirche St. Georg, Ulm, 1919 – unter Verwendung einer Figurengruppe von Joseph Dettlinger (erhalten)
  • Hochaltar, Pfarrkirche St. Bonifatius, Bad Nauheim, 1923 (1969 entfernt; Figuren und Reliefs erhalten und in die Rückwand des Chors eingesetzt)
  • Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, Hauptfriedhof Ravensburg, 1924 (erhalten)
  • Hochaltar, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, Baienfurt, um 1927 (erhalten)
  • Marienaltar, Pfarrkirche St. Bonifatius, Bad Nauheim, 1930 (1969 entfernt, Marienfigur erhalten)
  • Josefsaltar, Pfarrkirche St. Bonifatius, Bad Nauheim, 1931 (1969 entfernt, Josefsfigur erhalten)
  • Hochaltar, Filialkirche St. Josef, Vaduz-Ebenholz, 1931 (erhalten)[5]
  • 14-Nothelfer-Altar, Pfarrkirche St. Bonifatius, Bad Nauheim, 1938 von Max Seibold nach Plänen Schnells vollendet (erhalten)
  • Altar(?), Kapelle des St. Josefsheims, Schruns (erhalten)
  • Hochaltar, Pfarrkirche St. Jakobus Maior, Bubsheim (erhalten)
  • Altar (Altäre?), Pfarrkirche St. Elisabeth, Stuttgart-West (teilweise erhalten?)
  • Hochaltar, Liebfrauenkirche, Stuttgart-Bad Cannstatt (kriegszerstört?)
  • Restaurierung eines Altars (?) mit eigenen Zusätzen, Pfarrkirche St. Georg, Königseggwald
  • Dreifaltigkeitsaltar unter Verwednung einer vorhandenen Kreuzigungsgruppe und Marienkrönung, Heilig-Kreuz-Münster, Rottweil[6]
  • Restaurierung eines Altars (?) mit eigenen Zusätzen, Kathedrale St. Maria Himmelfahrt, Chur
  • Ausstattung der Kapelle des Josefshauses, Ravensburg (nicht erhalten)
  • zahlreiche Kriegerdenkmäler und Grabdenkmäler, insbesondere nach 1918
  • Familiengrabmal Schnell, Hauptfriedhof Ravensburg (erhalten)

Einzelnachweise

  1. Harald Derschka: Der Verein für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung. Ein Rückblick auf einhundertfünfzig Jahre Vereinsgeschichte 1868–2018. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 136, 2018, S. 1–303, hier: S. 221.
  2. hauptsächlich nach Ralf Reiter: Vom Historismus zur Moderne. Die sakrale Kunst der Ravensburger Werkstätte Theodor Schnell. 1864 bis 1938. In: Im Oberland. Heft 1/2011, S. 21–29
  3. 1894 nach Reiter 2011; 1903 nach http://www.baukultur.gr.ch/baudenkmaeler/detailausgabe.php?vortid=31353&saveref=1&keyword=grkult-barock
  4. Tobias Hafner: Zwei neue Schmuckstücke der Liebfrauenkirche zu Ravensburg. 1. Die neue Weihnachtskrippe. 2. Der Kronleuchter. In: Archiv für christliche Kunst, 34. Jg. 1916, S. 50–53 (Digitalisat)
  5. Bild siehe http://www.ics.li/pfarreivaduz/CFDOCS/cmsout/admin/index.cfm?GroupID=110&MandID=1&meID=35&Lang=1
  6. Wolfgang Vater: Professor Hans von Kolb in Heilig Kreuz von 1912 bis 1914: in Rottweiler Heimatblätter Nr. 6 / 2021.

Literatur

  • Hermann Eggart: Nachruf auf Theodor Schnell, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 64. Jg. 1937 S. 27–29 (Digitalisat)
  • Ralf Reiter: Vom Historismus zur Moderne. Die sakrale Kunst der Ravensburger Werkstätte Theodor Schnell. 1864 bis 1938. In: Im Oberland. Heft 1/2011, S. 21–29
  • Ralf Reiter: Ravensburg als ein Zentrum kirchlicher Kunstproduktion in Historismus, Jugendstil und beginnender Moderne. Die Bildhauer Theodor Schnell d. Ä., Theodor Schnell d. J. und Moriz Schlachter. In: Ulm und Oberschwaben. Zeitschrift für Geschichte, Kunst und Kultur. Bd. 58 (2013), ISBN 978-3-7995-8048-9, S. 387–437 (mit Werkverzeichnis)
  • Sammlung Professor Theodor Schnell, Ravensburg. Mit 42 Bildtafeln. Katalog zur Auktion am 21. und 22. April 1939. Vorwort von Adolf Feulner. (= Math. Lempertz'sche Kunstversteigerung; 400). Kunsthaus Lempertz, Köln 1939 (Digitalisat)
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