The Market for Lemons
The Market for Lemons: Quality Uncertainty and the Market Mechanism (1970) ist ein Aufsatz des US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftlers George A. Akerlof (Alfred-Nobel-Gedächtnispreis 2001), in dem er das so genannte Lemons-Problem (englisch für Problem der Montagsautos[1]) entwickelt.[2]
Der Market for Lemons ist ein Spezialproblem der asymmetrischen Information, hidden characteristics genannt. Diese versteckten Charakteristiken besagen, dass ein Käufer vor Vertragsabschluss die Qualität des angebotenen Produktes nicht kennt oder beurteilen kann. Ohne die richtigen Informationen lassen sich dann keine optimalen Entscheidungen fällen.
George Akerlof war der Erste, der die Auswirkungen asymmetrischer Information bezüglich der Produktqualität untersuchte:[3] Wenn Käufer Güter bezüglich der Produktqualität nur schwer beurteilen können, werden sie im Durchschnitt weniger zahlen, als sie zahlen würden, wenn sie nur aus leicht zu beurteilenden Gütern hoher Produktqualität wählen könnten. Sie berücksichtigen das Risiko, eine „lemon“[4] zu erwischen. So kann die Marktverdrängung von Anbietern hoher Produktqualitäten bei notwendigerweise höheren Preisen erklärt werden.
Die Beseitigung der so genannten Informationsasymmetrie dient als Lösung, ist aber mit zusätzlichen Kosten verbunden. Des Weiteren können die Anbieter mit hoher Qualität auch Produkte geringerer Qualität produzieren, um nicht vom Markt verdrängt zu werden.
Beispiel
Akerlof illustrierte das Lemons-Problem anhand des Marktes für Gebrauchtwagen. Lemon ist in den USA dabei ein umgangssprachlicher Ausdruck für ein Auto mit wiederholten mechanischen Problemen (Montagsauto).
Da Käufer von Gebrauchtwagen die Qualität der angebotenen Fahrzeuge (wenn überhaupt) nicht kostenlos beurteilen können, würden sie in einem Markt, in dem sowohl gute als auch schlechte Gebrauchtwagen („lemons“) angeboten werden, zum Beispiel einen Erwartungswert für die Qualität des Autos bilden. Dieser Preis liegt aber unter dem Reservationspreis (einiger) der Anbieter von guten Wagen (plums). Diese Anbieter sind nicht bereit, zu diesem Preis zu verkaufen, und werden den Markt verlassen. Damit werden systematisch die Anbieter guter Gebrauchtwagen aus dem Markt gedrängt, so dass am Ende nur noch schlechte Gebrauchtwagen angeboten würden.
In diesem Fall bricht der Markt vollständig zusammen (Marktversagen). Man kann den Zusammenbruch zwar verhindern, die Beseitigung oder Abmilderung der Informationsasymmetrie verursacht dabei aber Kosten (z. B. TÜV-/DEKRA-Siegel für Gebrauchtwagen, umfangreiche Probefahrten). Auch in den anderen Fällen asymmetrischer Information kommt es zu einer Abweichung von der effizienten Lösung bei vollständiger Information, im Rahmen der Prinzipal-Agent-Theorie werden diese Kosten als Agenturkosten bezeichnet.
Bedeutung
- „The Market for Lemons“ löste einen Paradigmenwechsel in der ökonomischen Forschung aus, der als Neue Institutionenökonomik bis heute aktuell ist.
- Dem Politikwissenschaftler Robert O. Keohane half Akerlofs Text bei der Entwicklung des Ansatzes des neoliberalen Institutionalismus.[5]
Siehe auch
Literatur
- G. A. Akerlof: The Market for Lemons: Quality Uncertainty and the Market Mechanism. In: Quarterly Journal of Economics. Band 84, Nr. 3, 1970, S. 488–500.
- Hans-Werner Sinn: Wenn Banken mit Zitronen handeln, Börsenzeitung Nr. 81, 26. April 2008 (ifo Standpunkt Nr. 94 )
Einzelnachweise
- Horst Demmler: Grundlagen der Mikroökonomie, 4. Aufl. 2000, S. 220 f.
- Akerlof – Personenartikel beim Gabler Wirtschaftslexikon
- Prof. Dr. Robert S. Pindyck, Prof. Dr. Daniel L. Rubinfeld: Mikroökonomie. Addison-Wesley Verlag; Auflage: 7. Auflage (17. August 2009). ISBN 3827372828. Seite 800/801
- „Lemon“ als Metapher einer sauren, wenig schmackhaften Frucht, einer suboptimalen Ernte bzw. Anschaffung.
- Conversations with History: Robert O. Keohane, bei 18:10, auf YouTube. Abgerufen am 22. November 2016.