Thangmar
Thangmar von Hildesheim (* ca. 940/950 in der Diözese Hildesheim?; † 25. Mai nach 1019 Hildesheim) war Leiter (Scholaster) der Hildesheimer Domschule und gilt als Autor der Lebensbeschreibung des Bischofs Bernward von Hildesheim, der Vita Bernwardi.
Leben
Die Herkunft dieses Sachsen ist unbekannt. Er war zunächst Priester an der Hildesheimer Domkirche, um 970 dort Domdekan. Als Scholaster war er auch Bibliothekar und Notar. Er war ab 976 Lehrer und Erzieher des späteren Bischofs Bernward, vermutlich ebenso von Heinrich II. Vermutlich legte er vor September 1000 das Amt des Domdekans nieder.
Als um 1000 mit dem Mainzer Erzbischof Willigis der Gandersheimer Streit um die Zugehörigkeit Gandersheims zu Hildesheim oder Mainz entbrannte, begleitete er Bischof Bernward nach Rom. 1002 machte er die Reise nochmals allein.
Im Zusammenhang mit dem Feldzug Heinrichs II. gegen Balduin IV. von Flandern, an dem Bernward 1007 teilnahm, findet Thangmar keine Erwähnung. Thangmar findet sich noch in der Zeugenliste der Stiftungsurkunde Bernwards für das Kloster St. Michael vom 1. November 1019 wieder.[1]
Thangmar fand sein Grab in der Antoniuskapelle unter der 1003 geweihten Martinskapelle im Kreuzgang des von Bernward gestifteten Klosters St. Michael, dem er eine Sammlung von 50 Büchern hinterlassen hatte.[2]
Thangmar stellt sich im Prolog der Vita Bernwardi als deren Verfasser vor. Allgemein anerkannt ist seine Autorschaft allerdings nur für die ersten 10 Kapitel. Für den folgenden Bericht über die zu Bernwards Lebzeiten erfolgten Etappen des Gandersheimer Streites und die Bernwards Romreise sowie den Schluss mit der Errichtung des Klosters St. Michael und Bernwards Tod ist die Frage umstritten.
Literatur
Textausgaben
- Vita Bernwardi episcopi Hildesheimensis auctore Thangmaro. In: Georg Heinrich Pertz u. a. (Hrsg.): Scriptores (in Folio) 4: Annales, chronica et historiae aevi Carolini et Saxonici. Hannover 1841, S. 754–782 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat)
- Leben des hl. Bernward, Bischof von Hildesheim, verfasst von Thangmar (?). In: Lebensbeschreibungen einiger Bischöfe des 10.–12. Jahrhunderts. (= Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. 22). Übersetzt von Hatto Kallfelz. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1973, S. 263–361.
Forschungsliteratur
- Marcus Stumpf: Zum Quellenwert von Thangmars Vita Bernwardi. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters. Band 53, 1997, S. 461–496.
- Knut Görich, Hans-Henning Kortüm: Otto III., Thangmar und die Vita Bernwardi. In: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 98, 1990, S. 1–57.
Biografische Literatur
- Wilhelm Wattenbach: Thangmar. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 37, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 651 f.
- Martina Giese: Thangmar. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 26, Duncker & Humblot, Berlin 2016, ISBN 978-3-428-11207-5, S. 77 f. (Digitalisat).
- Knut Görich: Thangmar. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 18, Bautz, Herzberg 2001, ISBN 3-88309-086-7, Sp. 1359–1365.
- Patricius Schlager: Thangmar. In: Catholic Encyclopedia, Band 14, Robert Appleton Company, New York 1912.
Weblinks
- Literatur von und über Thangmar im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Thangmar im Repertorium „Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters“
- Druckschriften von und über Thangmar im VD 17.
- Thangmar im OPAC der Regesta Imperii
Anmerkungen
- Stumpf, Marcus: Thangmar von Hildesheim. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters: Verfasserlexikon. 11, Nachträge und Korrekturen, 2004, S. Sp. 1514.
- Bernhard Gallistl: Bischof Bernwards Stiftung St. Michael in Hildesheim: Liturgie und Legende. In: concilium medii aevi. Band 14, 2011, S. 283. Anm. 120 (online, PDF, 1 MB).