Tevaram

Das Tevaram (Tamil: தேவாரம் Tēvāram  [ˈteːʋaːrʌm]; a​uch Thevaram o​der Devaram) i​st eine Sammlung v​on tamilischen Hymnen a​n den hinduistischen Gott Shiva. Die Hymnen d​es Tevaram gehören z​ur Bhakti-Literatur u​nd wurden i​m 7./8. Jahrhundert v​on den d​rei Autoren Sambandar, Appar u​nd Sundarar verfasst. Das Tevaram bildet d​en wichtigsten Teil d​es Kanons d​es tamilischen Shivaismus (Tirumurai) u​nd besitzt b​is heute große religiöse Bedeutung. Seine Hymnen werden i​n tamilischen Shiva-Tempeln rituell rezitiert u​nd seine Autoren, kollektiv a​ls Muvar („die Drei“) bezeichnet, werden a​ls Dichterheilige (Nayanmar) verehrt. Die meisten d​er Hymnen d​es Tevaram behandeln e​inen bestimmten Tempel d​es Gottes Shiva. Die i​m Tevaram erwähnten Stätten (Padal Petra Sthalam) gelten a​ls heilige Orte d​es tamilischen Shivaismus.

Das Tevaram umfasst d​ie ersten sieben d​er zwölf Bücher d​es Tirumurai. Die Bücher I b​is III wurden v​on Sambandar, d​ie Bücher IV b​is VI v​on Appar u​nd das Buch VII v​on Sundarar verfasst. Die sieben Bücher enthalten insgesamt 798 Hymnen, w​obei eine Hymne i​n der Regel a​us zehn o​der elf vierzeiligen Strophen besteht. Insgesamt umfasst d​as Tevaram 8272 Strophen.[1]

Textbeispiel

„தோடு உடைய செவியின் விடை ஏறி ஓர் தூ வெண்மதி சூடி
காடு உடைய சுடலைப் பொடி பூசி என் உள்ளம் கவர் கள்வன்
ஏடு உடைய மலரான் முனைநாள் பணிந்து ஏத்த அருள்செய்த
பீடு உடைய பிரமாபுரம் மேவிய பெம்மான் இவன் அன்றே.“

Tōṭu uṭaiya ceviyaṉ viṭai ēṟi, ōr tū veṇ mati cūṭi,
kāṭu uṭaiya cuṭalaip poṭi pūci, eṉ uḷḷaṅ kavar kaḷvaṉ,
ēṭu uṭaiya malarāṉ muṉai nāḷ paṇintu ētta, aruḷ ceyta
pīṭu uṭaiya piramāpuram mēviya pemmāṉ ivaṉ, aṉṟē.

„Der mit dem Blatt im Ohr, den Bullen besteigend, einen reinweißen Mond tragend,
mit Staub vom Verbrennungsplatz in der Wildnis beschmiert, der Räuber, der mein Herz gepackt hat,
der, da der von der beblätterten Blüte an einem früheren Tag [ihn] unterwürfig pries, Gnade erwies,
der im großen Brahmāpuram weilt, der Gott [ist] dies, nicht wahr?“

Tevaram I.1.1 (Übersetzung Eva Wilden)[2]

Einzelnachweise

  1. Alle Angaben beziehen sich auf die Ausgabe T. V. Gopal Iyers (Tēvāram. Hymnes śivaites du pays Tamoul, Hrsg. von T. V. Gopal Iyer, 3 Bände, Pondichéry: Institut Français d’Indologie, 1984–1991).
  2. Eva Wilden: Lieder von Hingabe und Staunen. Gedichte der frühen tamilischen Bhakti, Berlin: Verlag der Weltreligionen, 2013, S. 234.

Literatur

Textausgaben
  • Tēvāram. Hymnes śivaites du pays Tamoul. Hrsg. von T. V. Gopal Iyer. 3 Bände. Pondichéry: Institut Français d’Indologie, 1984–1991.
Übersetzungen
  • Indira Viswanathan Peterson: Poems to Śiva. The Hymns of the Tamil Saints. Princeton: Princeton University Press, 1989.
  • David Dean Shulman: Songs of the Harsh Devotee. The Tēvāram of Cuntaramūrttināyaṉār. Philadelphia: Department of South Asia Regional Studies, University of Pennsylvania, 1990. (Übersetzung von Sundarars Hymnen ins Englische)
  • Roland Beer (Hrsg.), Arno Lehmann (Übers.), Hilko Wiardo Schomerus (Übers.): Das Unbewegliche und das Bewegliche. Legenden und Preislieder aus dem alten Tamil, überliefert von den drei großen Heiligen des Siva-Glaubens Sambandar, Appar und Sundarar. Weimar: Gustav Kiepenheuer Verlag, 1977. (Enthält Übersetzungen von ausgewählten Hymnen ins Deutsche.)
  • Eva Wilden: Lieder von Hingabe und Staunen. Gedichte der frühen tamilischen Bhakti. Berlin: Verlag der Weltreligionen, 2013. (Enthält Übersetzungen von ausgewählten Hymnen ins Deutsche.)
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